Mars-Helikopter-Erprobung in der Wüste Negev
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt astronews.com
23. September 2021
Im Jezero-Krater des Mars unterstützt der kleine
Hubschrauber Ingenuity gerade die Mission des Rovers Perseverance.
Auf der Erde wird schon an einer neuen Generation von Fluggeräten gearbeitet,
die einmal bei der Marserkundung helfen könnten. Im Oktober finden dazu
umfangreiche Tests statt. Beteiligt daran ist auch ein Team aus Österreich.
Dass der Mars-Helikopter Ingenuity derzeit den Roten Planeten
erkundet, ist unter anderem einer Navigationstechnologie zu verdanken, die von
Stephan Weiss, Professor für Regelung vernetzter Systeme an der Universität
Klagenfurt, mitentwickelt wurde. Drei Doktoranden von ihm werden von 4. bis 10.
Oktober 2021 nun an der AMADEE-20 Marsmissionssimulation des Österreichischen
Weltraumforums (ÖWF) teilnehmen und Daten zur Weiterentwicklung des Helikopters
in der Wüste Negev in Israel sammeln.
Da auf dem Mars keine GPS-Signale zur Verfügung stehen, brauchen alle
Roboter, die zu Boden oder zu Land den fremden Planeten erkunden, eine
alternative Navigationstechnologie. "Der Mars-Helikopter navigiert
kamerabasiert, das heißt, wir statten ihn technisch mit 'Augen' aus, die ihm
helfen, sich zu orientieren", fasst Christian Brommer zusammen, der gemeinsam
mit seinen Kollegen Alessandro Fornasier und Martin Scheiber Anfang Oktober nach
Israel aufbrechen wird.
Was einfach klingt, ist in Wahrheit hoch komplex, insbesondere, da der
Helikopter bisher unbekanntes Terrain erkundet und daher möglichst genau und
stabil fliegen muss. "In der Negev Wüste finden wir marsähnliche Umgebungen vor,
also Klippen und Hänge sowie unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten", erläutert
Brommer. "Wir können auf diesem Weg viele Daten sammeln, die es uns ermöglichen
sollen, die Navigationstechnologie entscheidend weiterzuentwickeln."
Der in Israel zum Einsatz kommende Helikopter verfügt dabei über die gleichen
Sensoren wie Ingenuity. Daten zu verschiedenen Höhen,
Geschwindigkeiten, Abständen zwischen Boden und Helikopter sollen so erhoben
werden. "Gleichzeitig haben wir auch Sensoren an Board, die hochakkurate
GPS-Daten sammeln. Wir können so vergleichen, wie der Helikopter sich wirklich
orientiert und wie nah wir mit der kamerabasierten Navigation im Vergleich
liegen", so Brommer. Die gesammelten Daten werden auch dem Jet Propulsion
Laboratory der NASA zur Verfügung gestellt und nach der Analogmission mit
den dortigen Kolleginnen und Kollegen besprochen.
Die Experimente des Klagenfurter Forschungsteams sind Teil der
AMADEE-20-Mars-Simulation. Zwischen dem 4. und 31. Oktober 2021 wird das
Österreichische Weltraum Forum – in Kooperation mit der staatlichen israelischen
Raumfahrtagentur Israel Space Agency sowie D-MARS – eine analoge
Mars-Feldsimulation in der Wüste Negev in Israel durchführen. Diese Expedition
wird in einer sogenannten terrestrischen Mars-Analogumgebung stattfinden und
dabei von einem "Mission Support Center" von Österreich aus geleitet. Das
Testgelände befindet sich im Ramon-Krater, dem größtem Erosionskrater in der
Wüste Negev im Süden von Israel.
Das Testgelände ist geologisch sehr vielseitig: Von sandigen
Sedimentstrukturen, die seit 70 Millionen Jahren erodiert werden, bis hin zu
Vulkankegeln, die erst einige tausend Jahre jung sind. Insgesamt sind 20
Forschungsgruppen mit jeweils unterschiedlichen Fragestellungen beteiligt.
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