Ein wenig Sonnenfinsternis über Mitteleuropa
von
Stefan Deiters astronews.com
9. Juni 2021
Am morgigen Donnerstag, dem 10. Juni 2021, lässt sich eine
ringförmige Sonnenfinsternis beobachten. Um das Schauspiel in voller Schönheit
sehen zu können, muss man sich allerdings rund um den Nordpol aufhalten. Aus
Mitteleuropa lässt sich die Finsternis aber zumindest partiell beobachten - der
Norden hat dabei einen deutlichen Vorteil.
Die ringförmige Sonnenfinsternis wird von Mitteleuropa nur
partiell zu sehen sein (Montage).
Bild: NASA / GSFC / Solar Dynamics
Observatory (Sonnenscheibe) / astronews.com (Montage)
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Seit sechs Jahren war von Deutschland aus keine Sonnenfinsternis mehr zu
beobachten. Morgen ist es wieder soweit: Die Sonnenfinsternis, die in einem
schmalen, über den Nordpol verlaufenden Streifen als ringförmige
Sonnenfinsternis zu sehen ist, wird im deutschsprachigen Raum als partielle
Sonnenfinsternis zu sehen sein. Der Kernschatten des Mondes verdunkelt die Sonne
also nur teilweise, sie erscheint lediglich "angeknabbert". Im Vorteil sind
dabei Beobachter im Norden Deutschlands: Während in der Schweiz und in
Österreich nur vier bis sechs Prozent der Sonnenscheibe durch den Mond bedeckt
werden, sind es in Hamburg über 17 Prozent.
Wann die Finsternis genau beginnt, hängt vom jeweiligen Beobachtungsort ab.
Für alle wird das Maximum aber günstig in der Mittagspause und bei hochstehender
Sonne zu beobachten sein: In Hamburg beispielsweise beginnt die sichtbare
Bedeckung um 11:29 MESZ, das Maximum ist um 12:34 MESZ erreicht, die Bedeckung
endet um 13:42 MESZ. Der Mond ist dabei am oberen Sonnenrand zu sehen. Für
alle diejenigen, die die Finsternis nicht selbst verfolgen können, werden
diverse Livestreams im Internet angeboten.
Damit es eine Sonnenfinsternis geben kann, müssen Mond, Erde und Sonne in
einer ganz bestimmten Position zueinander stehen, die es ermöglicht, dass - von
der Erdoberfläche aus betrachtet - die Scheibe des Mondes genau die
Sonnenscheibe verdeckt. Wenn also der Mond - von der Erde aus gesehen - vor der
Sonne steht, handelt es sich um die Neumondposition. Eine Sonnenfinsternis kann
es also nur bei Neumond geben. Eine Mondfinsternis, bei der der Schatten der
Erde auf den Mond fällt, nur bei Vollmond.
Da die Bahn des Mondes um die Erde leicht gegen die Bahn der Erde um die
Sonne geneigt ist, kommt es jedoch nicht bei jedem Vollmond zu einer
Mondfinsternis und auch nicht bei jedem Neumond zu einer Sonnenfinsternis. Da
der Abstand des Mondes zur Erde während eines Umlaufs zudem schwankt, erscheint
die Mondscheibe am Himmel unterschiedlich groß. Das führt dazu, dass sie
manchmal zu klein ist, um die Sonne komplett zu verdecken - dann ist eine
ringförmige Sonnenfinsternis zu sehen.
Schon die Astronomen im alten Babylon hatten bemerkt, dass sich bestimmte
Finsterniskonstellationen nach einer gewissen Zeit wiederholen - und zwar genau
nach 18 Jahren, 11 Tagen und 8 Stunden. Man nennt den sich daraus ergebenden
Zyklus den Saroszyklus. Jeder einzelne Zyklus besteht aus über 70 Finsternissen
und ist zwischen 12 und 13 Jahrhunderte lang. Die aktuelle Finsternis gehört zum
Saroszyklus 147, der aus 80 Sonnenfinsternissen besteht - die erste Finsternis
des Zyklus war am 12. Oktober 1624 zu sehen, die letzte wird am 24. Februar 3049
zu beobachten sein. Der Zyklus besteht ausschließlich aus partiellen und
ringförmigen Finsternissen.
Wer nun am Donnerstag die Finsternis selbst beobachten möchte, dem sei noch
dringend geraten, rechtzeitig nach seiner Sonnenfinsternis-Brille zu suchen. Ein
ungeschützter Blick in die Sonne nämlich kann das Augenlicht kosten. Eine
normale Sonnenbrille bietet keinen ausreichenden Schutz. Die
Sonnenfinsternis-Brillen wiederum eignen sich nicht als Vorsätze für Teleskope
oder Ferngläser.
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