Sonden beobachten koronalen Massenauswurf
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
17. Mai 2021
In den Tagen um den 10. Februar dieses Jahres hatte die ESA-Sonde Solar
Orbiter einen einzigartigen Blick auf die Sonne: In einer Entfernung von
nur etwa 75 Millionen Kilometern flog die Raumsonde an der erdabgewandten Seite
der Sonne vorüber. Dabei konnte sie zwei
spektakuläre koronale Massenauswürfe beobachten - zusammen mit mehreren anderen
Sonden.
Gleich mehrere Sonden haben den koronalen
Massenauswurf im Februar 2021 beobachten können. Bild: ESA [Gesamtansicht] |
Die ESA-Sonde Solar Orbiter startete am 10. Februar 2020 ins All und
befindet sich derzeit noch auf der "Anreise", bevor im November dieses Jahres
die wissenschaftliche Hauptmission beginnt. Während die vier In-situ-Instrumente
bereits regelmäßig wissenschaftliche Daten über die Weltraumumgebung in der Nähe
der Raumsonde sammeln, konzentriert sich der Betrieb der sechs
Fernerkundungsinstrumente während der Reisephase hauptsächlich auf die
Kalibrierung der Instrumente. Sie sind nur im Rahmen bestimmter Checkout-Phasen
und bestimmter Kampagnen aktiv.
Der nahe Perihel-Vorbeiflug an der Sonne am 10. Februar 2021, der die Sonde
auf eine Entfernung von nur 75 Millionen Kilometer an die Sonne heranführte, war
eine solche Gelegenheit für die Teams, spezielle Beobachtungen durchzuführen und
die Instrumenteneinstellungen zu überprüfen, um sich optimal auf die
bevorstehende Wissenschaftsphase vorzubereiten.
Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Raumsonde von der Erde aus gesehen
"hinter" der Sonne, was zu sehr niedrigen Datenübertragungsraten führte. Die
Messdaten wurden daher zunächst an Bord gespeichert und es hat lange gedauert,
bis sie vollständig heruntergeladen waren. Sie werden derzeit noch ausgewertet.
Durch einen glücklichen Zufall fingen drei der Fernerkundungsinstrumente von
Solar Orbiter in den Tagen nach der größten Annäherung an die Sonne
zwei koronale Massenauswürfe ein. Der Extreme Ultraviolet Imager (EUI),
der Heliospheric Imager (SoloHI) und der Metis-Koronagraph
konnten verschiedene Aspekte von zwei CMEs sichtbar machen, die im Laufe des
Tages ausbrachen.
Die ESA-Raumsonde Proba-2 und das Solar und Heliospheric
Observatory (SOHO) von NASA und ESA konnten diese Ergebnisse derweil von
der "Vorderseite" der Sonne aus beobachten; auch die NASA-Sonde STEREO-A
erhaschte von abseits der Sonne-Erde-Linie einen Blick. Auf diese Weise ergibt
sich ein globaler Blick auf die beiden CMEs. Für SoloHI war dies der erste
koronale Massenauswurf, den das Instrument gesehen hat. Metis hatte bereits am
17. Januar dieses Jahres und EUI im November letzten Jahres einen entdeckt,
während die In-situ-Detektoren der Raumsonde ihren ersten CME kurz nach dem
Start im April 2020 einfangen konnten. Viele der In-situ-Instrumente entdeckten
auch Teilchenaktivität rund um die CMEs im Februar 2021; die Daten werden
derzeit noch analysiert.
CMEs sind ein wichtiger Teil des sogenannten Weltraumwetters. Die Teilchen
lösen auf Planeten mit Atmosphären Polarlichter aus, können aber auch
Fehlfunktionen in einigen Technologien verursachen und für ungeschützte
Astronauten schädlich sein. Deshalb ist es wichtig, CMEs zu verstehen und ihre
Ausbreitung im Sonnensystem verfolgen zu können.
Die Untersuchung von CMEs ist nur ein Aspekt der Mission von Solar
Orbiter. Die Sonde wird auch noch nie dagewesene Nahaufnahmen von der Sonne
sowie Aufnahmen aus hohen solaren Breitengraden liefern und damit die ersten
Bilder von den unerforschten Polarregionen der Sonne einfangen. Zusammen mit
Messungen des Sonnenwinds und des Magnetfelds in der Umgebung der Sonde wird die
Mission neue Erkenntnisse darüber liefern, wie unser Stern im Hinblick auf den
elfjährigen Sonnenzyklus funktioniert und wie wir Phasen mit stürmischem
Weltraumwetter besser vorhersagen können.
|