50 Jahre Radioteleskop Effelsberg
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
6. April 2021
Mit einer Sonderbriefmarke wird aktuell an den 50.
Geburtstag des 100-Meter-Radioteleskops des Max-Planck-Instituts für
Radioastronomie in Effelsberg bei Bad Münstereifel erinnert. Trotz seines Alters
gehört das Teleskop bis heute zu den leistungsfähigsten Instrumenten seiner Art.
Es wurde nämlich seit Indienststellung kontinuierlich modernisiert.
Das 100-Meter-Radioteleskop des
Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in der
Nähe von Bad Münstereifel, Effelsberg, rund 40
Kilometer südwestlich von Bonn. Das Bild zeigt
den Zugangsweg vom Besucherpavillon bis zum
Aussichtsplateau unmittelbar vor dem Teleskop
selbst.
Bild: Norbert Junkes / MPIfR [Großansicht] |
Das 100-Meter-Radioteleskop des Bonner Max-Planck-Instituts für
Radioastronomie begeht im Jahr 2021 seinen 50. Geburtstag. Zu diesem Anlass
wurde am 1. April 2021 eine Sonderbriefmarke "50 Jahre 100-Meter-Radioteleskop
Effelsberg" herausgegeben. Der Aufbau des Teleskops in einem Eifeltal ca. 40 km
südwestlich von Bonn erfolgte in gut dreieinhalbjähriger Bauzeit von 1967 bis
1971. Am 12. Mai 1971 konnte das Richtfest in Form einer feierlichen Eröffnung
am Standort des Teleskops gefeiert werden. Das Radioteleskop befindet sich ,
nicht weit entfernt von den beiden Eifeldörfern Effelsberg und Lethert, die
inzwischen Ortsteile der Stadt Bad Münstereifel sind.
Ein gutes Jahr später, am 1. August 1972, konnte dann der volle Messbetrieb
mit dem Radioteleskop Effelsberg aufgenommen werden. In den vergangenen fünf
Jahrzehnten wurde eine Reihe erfolgreicher Beobachtungen des Universums im
Bereich der Radiowellen mit dem Teleskop durchgeführt, von unserer kosmischen
Nachbarschaft in der Milchstraße bis zu fernen und fernsten Galaxien. Während
dieser Zeit erfolgte eine stetige technische Aufrüstung des Radioteleskops, so
dass es auch heute noch zu den leistungsfähigsten Teleskopen der Erde zählt. Das
100-Meter-Teleskop ist nach wie vor ein zentraler Bestandteil der
wissenschaftlichen Arbeit des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie (MPIfR).
Seit ihren Anfängen in den 1930er Jahren hat sich die Radioastronomie zu
einer bedeutenden Methode für die Erforschung des Weltalls entwickelt, denn sie
dringt in Tiefen des Universums ein, die dem sichtbaren Licht versperrt bleiben.
So ist etwa die Entdeckung von neuen Himmelskörpern wie Quasaren und Pulsaren
sowie weit entfernten Galaxien diesem Teilgebiet der Astronomie zuzuschreiben.
Mindestens vier Physik-Nobelpreise gehen auf radioastronomische Erkenntnisse
zurück. Zur Beobachtung von Radiowellen werden spezielle Teleskope eingesetzt.
In Deutschland ist das 100-Meter-Radioteleskop das mit Abstand größte seiner
Art – es ist auch 50 Jahre nach seiner Fertigstellung das größte voll bewegliche
Radioteleskop Europas und das zweitgrößte der Erde. Zum 50jährigen Jubiläum des
Teleskops hat das Bundesfinanzministerium am 1. April 2021 eine Sonderbriefmarke
im Wert von 1,55 Euro herausgegeben. Es ist bereits die zweite Briefmarke in
Deutschland, die das 100-Meter-Radioteleskop zeigt. Im Jahr 1976 wurde im Rahmen
der Dauermarkenserie "Industrie und Technik" das Radioteleskop Effelsberg
präsentiert. Mit einem Nennwert von 500 Pfennig stellte diese Marke den höchsten
Wert unter den 23 Briefmarken der Serie dar.
Die Einweihung des Teleskops erfolgte nach dreieinhalbjähriger Bauzeit am 12.
Mai 1971. Seitdem wird es in Verbindung mit regelmäßiger intensiver Wartung
kontinuierlich auf dem aktuellen Stand der Technik gehalten und zählt nach wie
vor zu den leistungsfähigsten Teleskopen der Erde. Als Beispiel für technische
Neuerungen sei die Installation eines neuen Subreflektors mit aktiver Oberfläche
im Jahr 2006 genannt. Ab 2007 kam am Standort des 100-Meter-Teleskops ein
weiteres Teleskop für langwelligere Radiostrahlung hinzu, die Effelsberg-Station
des europäischen Niederfrequenzteleskops LOFAR.
Die hochempfindlichen Empfänger des 100-Meter-Teleskops sind in der Lage,
außerordentlich schwache Radiosignal aus großen Entfernungen im Kosmos
aufzuspüren. Astronomen aus aller Welt reichen Beobachtungsanträge ein, um
Forschungsprojekte mit dem Radioteleskop Effelsberg durchzuführen. Aus
Beobachtungen von Molekülen lassen sich Dichte, Temperatur, Chemie und Dynamik
im interstellaren Gas bestimmen, und damit in Regionen, in denen sich neue
Sterne bilden. In vielen externen Milchstraßensystemen wurden großräumige
Magnetfelder entdeckt.
Für extreme Objekte wie Pulsare, Endstadien bei der Entwicklung von
massereichen Sternen, ist das 100-Meter-Teleskop sogar einzigartig aufgrund
seiner Empfindlichkeit im Bereich kurzer Zentimeter-Wellenlängen. Auch bei der
Verbindung einzelner Radioteleskope zu einem weltumspannenden Netzwerk stellt
das Effelsberger Teleskop eine wichtige Station dar. Mit interferometrischer
Technik (VLBI – Very Long Baseline Interferometry) gelingen die schärfsten
Aufnahmen des Kosmos.
"Das 100-Meter-Teleskop ermöglicht hochempfindliche Messungen im Verbund mit
anderen Teleskopen auf der ganzen Welt und sogar im Weltraum, die uns helfen, die
Eigenschaften von Galaxienkernen im Universum zu untersuchen und diese
mysteriösen Objekte zu verstehen", sagt Anton Zensus, der als Direktor am MPIfR
die Forschungsabteilung "Radioastronomie/VLBI" leitet. "Auch 50 Jahre nach
seiner Einweihung zählt das Teleskop zu den leistungsfähigsten Radioteleskopen
weltweit und ist entsprechend nachgefragt. Pro Jahr wird ein Anteil von mehr als
70 % der Zeit für astronomische Beobachtungen genutzt, wobei die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht nur aus dem Institut kommen,
sondern aus aller Welt", ergänzt Alex Kraus, der Leiter des Radio-Observatoriums
Effelsberg.
Auch abseits der Wissenschaft sind Besucher rund um den Globus fasziniert von
der Technik und Ingenieurskunst des 100-Meter-Radioteleskops. In Sichtweite des
gigantischen Parabolspiegels finden in einem Besucherpavillon regelmäßig
Vorträge statt. Von dort aus ist ein Aussichtsplateau unmittelbar vor dem
Teleskop selbst über einen Zickzackweg für Besucher erreichbar. Drei
astronomische Themenwanderwege, Planetenweg, Milchstraßenweg und Galaxienweg,
beleuchten die schier unvorstellbaren Entfernungen im Universum. Zum Jubiläum
wird noch in diesem Jahr ein vierter Weg, der „Zeitreiseweg“, die drei
vorhandenen Wege ergänzen. Er zeigt auf 20 Stationen wichtige Markierungspunkte
aus der 50jährigen Erfolgsgeschichte des Radioteleskops Effelsberg.
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