50 Jahre radioastronomische Forschung
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie astronews.com
25. Juni 2016
Das Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn gilt
heute als eines der führenden Institute weltweit in diesem Teilbereich der
Astronomie. Begonnen hat die Geschichte vor einem halben Jahrhundert, als in der
Nähe von Bad Münstereifel der Bau eines Radioteleskops geplant wurde. Zum
Betrieb des Teleskops wurde dann das Institut gegründet.

Das 100-Meter-Radioteleskop Effelsberg vom
Besucherpavillon aus gesehen.
Foto: MPIfR / N. Junkes [Großansicht] |
Die Gründung des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie in Bonn ist eng mit
dem Radioteleskop Effelsberg verbunden. Das Teleskop mit einem Durchmesser von
100 Metern wurde vor nahezu 50 Jahren in einem Bachtal 40 Kilometer südwestlich
von Bonn erbaut. Effelsberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Bad Münstereifel.
Unter der Leitung von Otto Hachenberg, der von der Universität Bonn kam und zum
Gründungsdirektor des Instituts bestimmt wurde, erwuchs aus der Keimzelle der
Astronomischen Institute der Universität Bonn eines der führenden
radioastronomischen Institute der Welt.
Ein Antrag zum Bau eines großen Radioteleskops von 100 Metern Durchmesser in
Deutschland wurde in den 1960er Jahren an die Volkswagen-Stiftung gerichtet. Der
Antrag war erfolgreich, allerdings unter der Bedingung, dass die Stiftung den
Aufbau des Teleskops finanzieren würde, während die Betriebskosten des Teleskops
von anderer Seite getragen werden sollten.
Dazu erfolgte im Jahr 1966 über die Max-Planck-Gesellschaft (MPG), die
bereits eine Reihe von Instituten für Grundlagenforschung in Deutschland
betrieb, die Gründung eines neuen Instituts, des Max-Planck-Instituts für
Radioastronomie (MPIfR), zum Betrieb des 100-Meter-Radioteleskops. Ein Bachtal
genau an der Grenze der beiden Bundesländer Nordrhein-Westfalen und
Rheinland-Pfalz in der Nähe von Effelsberg (Bad Münstereifel) erfüllte alle
wichtigen Bedingungen für den Bau des Radioteleskops: Die empfindlichen
Messungen waren vor irdischer Störstrahlung im Radiofrequenzbereich geschützt,
die in den 1960er Jahren vor allem durch Radarsignale von nahegelegenen
Flughäfen verursacht wurden.
Trotz der Tallage war ein möglichst großer Himmelsbereich zugänglich. Denn
das Effelsberger Tal ist nach Süden hin offen. In dieser Richtung erreichen die
Himmelsobjekte ihren höchsten Stand über dem Horizont. Dadurch werden eine Reihe
wichtiger Regionen am Himmel, darunter der Zentralbereich unserer Heimatgalaxie,
der Milchstraße, für astronomische Messungen zugänglich.
Das 100-Meter-Radioteleskop wurde zwischen 1967 und 1971 gebaut und ist seit
1972 in vollem Messbetrieb. Seitdem wurden nahezu alle Beobachtungsmethoden der
Radioastronomie am Teleskop eingerichtet. Im Lauf der 50 zurückliegenden Jahre
hat sich das MPIfR zusätzlich am Bau und der Ausstattung von
Forschungsinstrumenten im Millimeter-, Submillimeter- und sogar
Infrarotwellenlängenbereich beteiligt.
So wurden vom Institut das 30-Meter-Pico-Veleta-Teleskop in Südspanien, das
10-Meter-Heinrich-Hertz-Teleskop im US-Bundesstaat Arizona und das
12-Meter-APEX-Teleskop (Atacama Pathfinder Experiment) in Auftrag gegeben.
Letzteres wird vom MPIfR zusammen mit der europäischen Südsternwarte ESO und dem
schwedischen Onsala-Observatorium seit 2005 betrieben.
Die erste deutsche Station des Internationalen LOFAR-Teleskops wurde 2007 auf
dem Gelände des Radio-Observatoriums Effelsberg errichtet. Nach der Gründung des
Max-Planck-Instituts für Radioastronomie im Jahr 1966 wurden Büroräume und
Labors zunächst in unterschiedlichen Gebäuden im Bonner Stadtteil Poppelsdorf
angemietet. Im Jahr 1973 wurde ein Neubau in Bonn-Endenich fertiggestellt, in
dem sowohl das Max-Planck-Institut als auch die Astronomischen Institute der
Universität Bonn angesiedelt wurden. Der Gebäudekomplex wurde in den Jahren 1983
und 2003 jeweils wesentlich erweitert.
Im Moment gibt es drei verschiedene Forschungsabteilungen am
Max-Planck-Institut für Radioastronomie: Die Gruppe radioastronomische
Fundamentalphysik, geleitet von Michael Kramer, die Gruppe Millimeter- und
Submillimeter-Astronomie, geleitet von Karl M. Menten, sowie die Gruppe
Radioastronomie/VLBI, die von J. Anton Zensus geleitet wird. Sie werden ergänzt
durch eine Reihe von technischen Abteilungen, zur digitalen Signalverarbeitung,
Elektronik, Infrarottechnologie, Submillimeter-Technologie und VLBI-Technologie.
Das Radioteleskop Effelsberg ist 2016 seit 45 Jahren im Messbetrieb und nach
wie vor sehr erfolgreich. Aus den Beobachtungen mit dem Teleskop sind mehr als
1000 wissenschaftliche Veröffentlichungen hervorgegangen. Mehrere Generationen
von Radioastronomen haben damit gearbeitet. Hunderte von jungen Studenten haben
ihren Doktortitel auf der Basis von Forschungsarbeiten mit dem Teleskop
erhalten.
Seit dem Jahr 2002 gibt es eine Doktorandenschule am Institut, die
"International Max Planck Research School" (IMPRS) für Astronomie und
Astrophysik, die in Zusammenarbeit mit den beiden Universitäten in Bonn und Köln
betrieben wird. Das Radioteleskop Effelsberg wurde stetig weiterentwickelt, es
befindet sich in einem exzellenten Zustand und wird auch weiterhin als wichtiges
Forschungsinstrument eingesetzt werden, das den Weg bereitet für die
Radioastronomie der Zukunft.
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