TIANWEN 1
Chinesische Sonde erreicht Marsorbit
von
Stefan Deiters astronews.com
11. Februar 2021
Auch die zweite Marssonde der aktuellen Marssaison hat eine
Umlaufbahn um den Roten Planeten erreicht: Gestern schwenkte die chinesische
Sonde Tianwen 1 in einen Marsorbit ein. An Bord des Orbiters befindet sich ein
Rover, der im Frühjahr in der Ebene Utopia Planitia landen und die
Umgebung für mindestens 90 Tage erkunden soll.
Der Mars in einer Aufnahme des Weltraumteleskopes Hubble aus
dem Jahr 2001.
Bild: NASA/ESA und das Hubble Heritage Team STScI/AURA [Großansicht] |
Nach der Sonde Hope der Emirates Mars Mission (EMM) hat
gestern auch die chinesische Marssonde Tianwen 1 eine Umlaufbahn um den Mars erreicht.
Nach Angaben der chinesischen Behörden zündete die Sonde am Mittag ihr
Haupttriebwerk, um sie so weit abzubremsen, dass sie von der Anziehungskraft
des Mars in eine Umlaufbahn um den Planeten gezwungen wurde. Das Manöver
verlief wie geplant. Anders als bei
der Emirates Mars Mission gab es keine Live-Übertragung der Ankunft beim Mars
oder Echtzeitupdates. Die Informationspolitik Chinas hat sich hier bislang
nicht geändert.
Ihren anfänglichen elliptischen Orbit um den Mars wird die Sonde im Laufe der
kommenden Wochen durch mehrfaches Zünden des Antriebs noch weiter anpassen, um
schließlich eine Umlaufbahn zu erreichen, von der aus der Lander mit dem Rover abgesetzt
werden kann. Dies ist für Mai oder Juni geplant. Mit einer sanften Landung auf dem Mars wäre China - nach den USA und Russland
- erst das dritte Land, dem ein kontrolliertes Aufsetzen auf dem Roten Planeten
gelungen ist. Den Betrieb eines Rovers auf dem Mars können bislang nur die USA
vorweisen. China konnte in den vergangenen Jahren Erfahrungen mit dem
Betrieb von Rovern auf dem Mond sammeln und hatte im Dezember erfolgreich Proben
vom Mond zur Erde gebracht.
Der Orbiter soll mindestens ein Marsjahr - und damit rund zwei Erdjahre -
funktionieren und den Planeten aus dem Orbit untersuchen. Der Rover, der durch Solarzellen mit Energie versorgt wird, hat
eine Lebenserwartung von 90 Tagen. Dies entspricht der Mindestmissionsdauer, die
die NASA für ihre beiden Rover Spirit und Opportunity anfänglich ins Auge
gefasst hatte. Als Landeplatz haben die Chinesen die Region Utopia Planitia
vorgesehen, hier landete in den 1970er Jahren auch Viking 2.
An Bord des Orbiters befinden sich sieben wissenschaftliche Instrumente, der
Rover hat sechs Instrumente dabei. Darunter ist mit dem "Mars-Rover Subsurface Exploration Radar" auch
ein Radarsystem, das den Untergrund erfassen
soll. Es wäre das erste Instrument dieser Art auf dem Mars.
Die chinesische Raumfahrtagentur wird bei der Mission von anderen Ländern
unterstützt, etwa bei der Instrumentenentwicklung von Frankreich und Österreich.
Auch die europäische Weltraumagentur ESA hilft mit ihren Deep-Space-Antennen.
Die ESA wollte eigentlich in diesem Jahr selbst einen Rover zum Mars schicken,
musste den Start des ExoMars-Rovers aber auf 2022 verschieben. Der Rover
Perseverance der NASA soll in der kommenden Woche den Mars erreichen.
Dass gerade jetzt gleich drei Sonde beim Mars ankommen, hat einen einfachen
Grund: Mars und Erde kommen sich rund alle 26 Monate auf ihren Umlaufbahnen
vergleichsweise nahe. Dies macht einen relativ schnellen und preisgünstigen
Transfer einer Sonde zum Roten Planeten möglich. Alle Marsmissionen werden daher
in einem relativ kurzen Zeitfenster gestartet. Wer dieses verpasst, muss über zwei Jahre warten, bis es wieder
eine günstige Möglichkeit für einen Start gibt.
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