Winternächte und Erdnähe
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Januar 2021
In den langen Winternächten lohnt immer ein Blick an den
Sternhimmel, nur sollte man in diesem Januar hier keine Planetenfülle erwarten: Venus
ist noch am Morgen, Mars nur am Abend zu sehen, hinzu kommt für einige Tage Merkur.
Die Beobachtung der Quadrantiden wird durch den Mond gestört. Zu Jahresbeginn
erreicht die Erde den sonnennächsten Punkt ihrer Bahn, das Perihel.
Doppeltes Rot: Der Mond gesellt sich am Abend des 21. Januar
2021 zum Roten Planeten Mars. Etwas südlicher und in größerer
Höhe ist der rote Riesenstern Aldebaran zu sehen. Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Mit dem Verschwinden der Weihnachtsdekorationen und der festlichen
Beleuchtung der Straßen ist der Winter noch nicht vorüber. Astronomisch ist der
Januar sogar der erste Monat, der komplett in der kalten Jahreszeit liegt.
Folgerichtig gelten die ersten Wochen eines Jahres auch als die Zeit der tiefen
Temperaturen - ob dies auch in diesem Januar so sein wird, bleibt abzuwarten.
Doch woran liegt es eigentlich, dass es in diesen Wochen so kalt ist? Manche
glauben noch immer, dass die kalten Temperaturen im Winter etwas mit der
Entfernung der Erde von der Sonne zu tun haben. Dass dies nicht sein kann,
verrät schon ein Blick nach Australien, wo man gerade im Hochsommer Weihnachten
und den Jahreswechsel gefeiert hat.
Für uns auf der Nordhalbkugel ist sogar das Gegenteil richtig: Die Erde erreicht Anfang Januar den
sonnennächsten Punkt ihrer Bahn, das Perihel - in diesem
Jahr am 2. Januar um 14.50 Uhr MEZ. Sie
hat dann eine Entfernung von 147 Millionen Kilometern von der Sonne. Ihren sonnenfernsten Punkt durchläuft
die Erde übrigens Anfang Juli. Für die
Jahreszeiten, es sei noch einmal wiederholt, ist einzig und allein die Stellung
der Erdachse verantwortlich.
Die langen Winternächte laden geradezu zu einem
Spaziergang am nächtlichen Himmel ein: Wer sich dazu trotz der Temperaturen durchringen kann, wird
mit einer reichen Auswahl von besonders schönen und interessanten Sternen
belohnt. Wie schon im Dezember kann man auch im Januar am südlichen
Sternenhimmel das so genannte Wintersechseck [Findkarte
Wintersechseck] in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den
Sternen Prokyon im Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella
im Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion und Sirius
im Großen Hund.
Der Große Hund ist eigentlich ein Sternbild der
Südhalbkugel, das aber in Winternächten auch in unseren Breiten zu sehen ist.
Interessant an dieser Konstellation ist vor allem der Stern Sirius,
der Astronomen schon seit Jahrtausenden fasziniert und bei dem es sich um ein
Doppelsternsystem oder gar um ein Dreifachsystem handelt. Sirius ist der hellste Stern, der von der Erde aus zu
beobachten ist.
Unter den Planeten ist unser Nachbarplanet Venus
noch immer "Morgenstern", hat aber deutlich an Helligkeit eingebüßt.
Unser anderer Nachbar im Sonnensystem, der Mars, ist Planet der
ersten Nachthälfte. Auch seine Helligkeit lässt nach. Er wandert im Laufe des
Monats aus dem Sternbild Fische in den Widder. Der Gasriese Jupiter
im Steinbock ist nur zu Jahresbeginn noch kurz am Abend zu sehen, dann wird er
unsichtbar. Das gilt auch für den Ringplaneten Saturn. Beide
Gasriesen stehen Ende des Monats in Konjunktion zur Sonne, befinden sich also -
von der Erde aus gesehen - direkt "hinter" unserem Zentralstern. Der sonnennächste Planet
Merkur ist dafür Ende des Monats tief im Südwesten am Abend zu
sehen. Erfahrene Beobachter werden den kleinen Planeten ab der Monatsmitte
entdecken können.
Sternschnuppenfreunde können sich gleich zu Jahresbeginn auf die sogenannten Quadrantiden
freuen, deren Ausstrahlungspunkt im Sternbild Bootes liegt. Der vermutliche Ursprungskörper dieses Sternschnuppenstroms
wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt (astronews.com
berichtete). Die Quadrantiden sind zwischen dem 1. und 10. Januar vor allem
in der zweiten Nachthälfte aktiv, das Maximum wird in diesem Jahr am 3. Januar
erwartet, fällt allerdings bei uns in die Tagstunden. Zudem stört in diesem Jahr
der Mond die Beobachtungen.
|