ESA-Astronaut für Dragon-Flug eingeteilt
Redaktion
/ Pressemitteilung der ESA astronews.com
28. Juli 2020
ESA-Astronaut Thomas Pesquet ist heute offiziell für den
zweiten operativen Flug des SpaceX-Raumschiffs Crew Dragon eingeteilt
worden, der
im Frühjahr des kommenden Jahres von Cape Canaveral aus zur Internationalen
Raumstation ISS starten soll. Als Name für seine Mission wurde "Alpha"
ausgewählt, nach unserem Nachbarsternsystem Alpha Centauri.

Thomas Pesquet beim Training für seinen Flug
im Raumschiff Crew Dragon zur Internationalen
Raumstation ISS.
Foto: SpaceX / NASA / ESA [Großansicht] |
"Ich freue mich wahnsinnig, als erster Europäer an Bord der neuen
Generation bemannter US-Raumschiffe mitzufliegen", sagte ESA-Astronaut Thomas
Pesquet nach der heutigen Bekanntgabe. "Als Sojus-Pilot wird der
Vergleich der Fahrzeuge besonders interessant für mich sein – eine Erfahrung,
die mit Sicherheit auch dem ganzen Team zugutekommen wird. Das Dragon-Raumschiff
ist ein modernes Fahrzeug und bietet faszinierende neue Möglichkeiten. Die
Sojus-Raumschiffe blicken dagegen auf eine unglaubliche Erfolgsgeschichte
zurück. Mit ihnen reisen wir schon seit vielen Jahren zur Internationalen
Raumstation. Es ist mir eine Ehre, an Bord beider Raumfahrzeuge dabei sein zu
dürfen."
"Thomas ist der erste europäische Astronaut, der mit einem Crew
Dragon-Raumschiff zur Internationalen Raumstation fliegt. Das zeigt, dass
der internationale Charakter der bemannten Raumfahrt auch dann bestehen bleibt,
wenn ein kommerzielles, in den USA gebautes Raumschiff genutzt wird. Die enge
Zusammenarbeit der an der Internationalen Raumstation beteiligten Partner NASA,
JAXA, CSA, Roscosmos und ESA war in der Vergangenheit stark, ist noch heute sehr
stark, und wird es auch in der Zukunft bleiben", sagt ESA-Generaldirektor Jan
Wörner. "Ich freue mich sehr darauf, europäische Astronauten wieder in einer
Umgebung zu sehen, in der keine Grenzen existieren - der Internationalen
Raumstation."
"Diese neuen Beauftragungen wurden durch den starken Einsatz der Minister für
das europäische Erkundungsprogramm auf der Ministerratskonferenz Space19+ in
Sevilla ermöglicht", fügt David Parker, ESA-Direktor für bemannte Raumfahrt und
robotische Exploration, hinzu. "Die jährliche Investition wurde um 30 Prozent
gesteigert und wir beabsichtigen nun, dass alle derzeitigen Mitglieder des
Europäischen Astronautenkorps eine zweite Mission zur ISS fliegen."
Pesquets zweite Mission zur Internationalen Raumstation wird den Namen
"Alpha" tragen und wurde nach Alpha Centauri, dem der Erde am nächsten gelegenen
Sternsystem, benannt. Damit wird der französischen Tradition gefolgt,
Weltraummissionen mit dem Namen von Sternen oder Sternkonstellationen zu
versehen. Der Name wurde aus über 27.000 Einsendungen bei einem ESA-Wettbewerb
ausgewählt – Alpha war 47 Mal vorgeschlagen worden.
"Es gab viele Gründe, den Missionsnamen Alpha auszuwählen", sagt Pesquet. "Er
steht in Verbindung mit meiner ersten Mission, Proxima, denn die Sterne gehören
zum selben Sternsystem nah an unserem Heimatplaneten Erde. Beide Namen verbindet
also das Prinzip der Nähe (vergleichbar etwa mit der Weltraumforschung hier auf
der Erde) und steht auch für die Kontinuität meiner Arbeit. Alpha ist aber auch
ein griechischer Buchstabe und wird häufig in der Mathematik, Wissenschaft und
Technologie verwendet. Als erster Buchstabe des Alphabets ist er darüber hinaus
ein Synonym für die Exzellenz, die wir bei der Erforschung des Weltraums
erreichen möchten."
Alpha wurde außerdem ursprünglich als Bezeichnung für die Internationale
Raumstation verwendet und ist heute noch ihr Rufzeichen. Das Wort wird auf fast
allen Sprachen gleich ausgesprochen und ist damit ein einfacher und zugleich
bedeutungsvoller Missionsname. Das Alpha-Abzeichen wurde von ESA-Grafikern
entworfen und zeigt einen Raketenstart, also den dramatischsten Moment einer
Weltraummission. Rund um das Abzeichen sind 17 farbige Streifen angeordnet, die
die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen repräsentieren. Am
oberen Ende sieht man eine stilisierte Internationale Raumstation in den Farben
der französischen Flagge. Im Hintergrund glitzern zehn Sterne – für das
Sternbild Zentaur sowie die Anzahl der französischen Bürger, die bislang in den
Weltraum geflogen sind.
Pesquet trainiert bereits im Simulator für sein neues Raumschiff und seinen
sechsmonatigen Aufenthalt in der Internationalen Raumstation. Er frischt seine
Fähigkeiten auf, damit er seine Zeit im All bestmöglich nutzen kann. Auf seiner
letzten Mission, Proxima, wirkte er bei über 60 europäischen sowie insgesamt
mehr als 200 Experimenten mit und stellte einen Rekord für die Anzahl der
wöchentlichen, für die Wissenschaft aufgebrachten Arbeitsstunden auf.
Nichtsdestotrotz fand die Crew der ISS-Expedition 50/51 noch genügend Zeit für
sechs Weltraumspaziergänge, den Start von 36 Nanosatelliten, die Durchführung
einer Handvoll robotischer Operationen sowie, in ihrer Freizeit, das Schießen
von Tausenden atemberaubender Fotografien der Erde.
Und die nächste Mission verspricht noch mehr Abwechslung: Die Besatzung
wächst (von durchschnittlich sechs auf sieben Mitglieder), da die bemannten
US-Raumkapseln nun vier Astronauten ins All bringen können, also einen mehr als
die Sojus-Raumfahrzeuge. Darüber hinaus wird das europäische Labor
umfassend aufgerüstet, was Forschern auf der Erde einen schnelleren Zugang zu
Mikroschwerkraft-Experimenten ermöglicht. Die ESA hat außerdem eine zusätzliche
Mission zur Internationalen Raumstation im Jahr 2021 gesichert, für den ersten
Flug von ESA-Astronaut Matthias Maurer. Details zu dieser Mission müssen noch
erarbeitet werden. Derzeit trainiert Maurer als Reserveastronaut für Pesquet.
"In diesem Jahr wird die Internationale Raumstation das 20-jährige Jubiläum
menschlicher Anwesenheit im Weltraum feiern – doch obwohl Astronauten seit zwei
Jahrzehnten kontinuierlich die Erde umkreisen, bleibt die Raumfahrt alles andere
als ein leichtes Unterfangen", sagt Frank De Winne, Kommandant der
ISS-Expedition 21 und Leiter des Europäischen Astronautenzentrums in Köln. "Im
Rahmen dieser Missionsbeauftragung wird erstmals ein Europäer mit dem Dragon-Raumschiff
zur ISS fliegen. Das wird ein ganz besonderer Moment für uns – während wir
weiterhin sicherstellen, dass hoch über unseren Köpfen fortlaufend für das Wohl
der ganzen Menschheit geforscht wird."
Es ist fast ein Jahrzehnt her, dass der letzte europäische Astronaut von den
USA aus ins All gestartet ist. Zuletzt flog Roberto Vittori im Jahr 2011 an Bord
der Raumfähre Endeavour zur Internationalen Raumstation, um das
Alpha-Magnet-Spektrometer AMS-02 in den Weltraum zu bringen.
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