Rückgang der Alpengletscher dokumentiert
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
8. Juli 2020
Der Klimawandel betrifft auch die Gletscher der
Alpenregionen. Die Auswertung von Satellitendaten lieferte dazu nun
beunruhigende Fakten: Danach sind seit der Jahrtausendwende ungefähr 17 Prozent
des gesamten Eisvolumens der Alpen verloren gegangen. Für die Analyse wurden
Daten der Erdbeobachtungsmissionen TanDEM-X, SRTM und Landsat
verwendet.
Mit Schmelzwasser gefüllte Gletscherspalten
im unteren Bereich des Aletschgletschers im
Sommer 2019.
Foto: Christian Sommer [Großansicht] |
Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
(FAU) untersuchte die Flächen- und Höhenänderungen aller Gletscher der
europäischen Alpen über einen Zeitraum von 14 Jahren. Dazu verglichen sie
dreidimensionale Geländemodelle der deutschen Radarsatellitenmission TanDEM-X
und der deutsch-amerikanischen Shuttle-Radar Topography Mission (SRTM)
aus der Zeit zwischen 2000 und 2014. Die Höhenmodelle kombinierte das Team mit
optischen Aufnahmen der Landsat-Satelliten der NASA. Das Ergebnis: Ungefähr 17
Prozent des gesamten Eisvolumens der Alpen gingen seit der Jahrtausendwende
verloren.
Ein Verlust an Eisvolumen von 17 Prozent entspricht mehr als 22
Kubikkilometern. Das ist größer als das Siebenfache des Wasservolumens des
Starnberger Sees. Außer den höchsten Erhebungen der Zentralalpen erreicht die
Eisschmelze bereits auch höher gelegene Gletscherregionen und die Tendenz setzt
sich fort. Die stärksten Verluste traten in den Gebirgsmassiven der Schweizer
Alpen auf. Allein die großen Talgletscher der Berner Alpen verloren im Zeitraum
von 2000 bis 2014 etwa 4,8 Gigatonnen Eismasse. Die Eisdicke ging im
Durchschnitt um 0,72 Meter pro Jahr zurück. Das entspricht einem Volumen von
knapp fünf Kubikkilometern.
Lokal waren die Schmelzraten in den unteren Gletscherbereichen sogar um ein
Vielfaches höher. Ein Beispiel stellte der größte Gletscher der Alpen auf, der
Große Aletsch-Gletscher: Dort schrumpfte die Gletscheroberfläche nahe der
Gletscherfront durch Abschmelzen jährlich um bis zu fünf Meter und mehr. Zu
diesen Ergebnissen kam das Team des FAU-Instituts für Geographie durch die
Kombination der Daten aus den drei Erdbeobachtungsmissionen TanDEM-X, SRTM und
Landsat.
Entscheidender Vorteil des Verfahrens war, dass annähernd gleichzeitige
Flächen- und Höhenmessungen verglichen werden konnten. Ähnliche Studien aus
anderen Gebirgsregionen der Erde gehen in der Regel von einer konstanten
vergletscherten Fläche während eines Beobachtungszeitraums aus. Besonders in
hochdynamischen Gletscherregionen wie den europäischen Alpen kann dies zu einer
deutlichen Unterschätzung der tatsächlichen Massenbilanz führen.
Die Mission TanDEM-X wurde im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi)
in öffentlich-privater Partnerschaft mit Airbus Defence and Space ins Leben
gerufen. Das DLR ist verantwortlich für die wissenschaftliche Nutzung der TanDEM-X-Daten
sowie für die Planung und Durchführung der Mission, die Steuerung der beiden
Satelliten und die Erzeugung des digitalen Höhenmodells. An der Mission TanDEM-X
beteiligt sind das DLR-Institut für Hochfrequenztechnik und Radarsysteme als
wissenschaftliche Leitung, das DLR-Institut für Methodik der Fernerkundung (IMF)
und die DLR-Einrichtung Deutsches Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) am Standort
Oberpfaffenhofen.
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in der Zeitschrift Nature
Communications veröffentlicht.
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