18 Terabyte Daten über das Sieden
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der TU Darmstadt astronews.com
19. März 2020
Das Experiment RUBI der TU Darmstadt hat an Bord der
Internationalen Raumstation ISS rund 18 Terabyte Daten gesammelt, um den
physikalischen Prozess des Siedens im Detail zu untersuchen. Daraus sollen nun
präzisere Modelle der Wärmeübertragung entwickelt werden. Ziel ist eine
umweltschonendere und effizientere Kühlung und Beheizung auf der Erde und im
Weltall.
Robin Behle (links) und Dr. Axel Sielaff im
Labor. Mit der Versuchszelle können Strömungen
hoch aufgelöst analysiert werden.
Bild:
Katrin Binner / TU Darmstadt [Großansicht] |
Im Weltall läuft vieles in Zeitlupe. Das machen sich Forschende der TU
Darmstadt zunutze. Mithilfe des Experimentes RUBI (die Abkürzung steht für
"Reference Multiscale Boiling Investigation") gehen sie dem physikalischen
Prozess des Siedens genauer auf den Grund. Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler des Instituts für Technische Thermodynamik (TTD) haben unter dem
Dach der ESA und mit internationalen Partnern den Versuch entwickelt und für
seinen Einsatz auf der Internationalen Raumstation ISS auf Schuhkartongröße
verkleinert.
Nach seiner Ankunft auf der ISS im Juli 2019 wurden von September 2019 bis
Februar 2020 mit RUBI 2353 Experimente im All erfolgreich gefahren. Seit Beginn
der Messungen wurden allein aus diesem Projekt rund 18 Terabyte Daten, darunter
rund 17 Millionen Bilder, von der Raumstation auf die Erde geschickt. Auf Basis
dieser Messdaten und von Vergleichsdaten, die bei Parabelflügen erhoben wurden,
wollen die Expertinnen und Experten präzisere Modelle für den Prozess der
Wärmeübertragung entwickeln.
"Für die Übertragung von Energie in Form von Wärme ist das Sieden eines der
effizientesten Verfahren überhaupt", erläutert Axel Sielaff, Wissenschaftler am
TTD. Für das Verständnis dieses Prozesses ist es entscheidend, die
physikalischen Phänomene genauer als bislang zu analysieren, die rund um die
Bildung der beim Siedevorgang entstehenden Dampfblasen ablaufen.
Dies macht die Schwerelosigkeit möglich: Hier entwickeln sich die Blasen
deutlich langsamer und sie werden gleichzeitig deutlich größer als im Labor auf
der Erde. Die Ergebnisse aus dem RUBI-Experiment könnten wegweisend sein nicht
nur für eine umweltschonendere Kühlung und Beheizung von Geräten und Anlagen auf
der Erde, zum Beispiel Computern, Rechenzentren, Klimaanlagen, Batterien oder
Kraftwerken, sondern auch für die Optimierung der Wärmeregelungssysteme von
Satelliten oder Raumfahrzeugen, unterstreicht Sielaff. "Mit unserer
Grundlagenforschung wollen wir die Basis legen für die Entwicklung von
Produkten, die nicht nur kompakter und sicherer werden, sondern vor allem auch
effizienter".
Das Experiment und das Konsortium RUBI ist Teil des Fluid Science
Laboratory im europäischen ISS-Forschungsmodul Columbus. Ein in
Darmstadt entwickelter und gebauter Heizer erhitzt ein Kältemittel. Ein Laser
zündet einzelne Blasen. Eine Hochgeschwindigkeitskamera erfasst die gesamte
Entwicklung dieser Blasen, eine Infrarotkamera misst die Temperatur der
erhitzten Region.
RUBI beinhaltet außerdem eine Pumpe, die eine Scherströmung erzeugt, also das
Fluid kontinuierlich von einer Seite über die beheizte Oberfläche fließen lässt.
Mittels einer Elektrode kann im Versuchsraum auch eine Hochspannung erzeugt
werden, um den Einfluss eines elektrischen Feldes auf die Blasenentwicklung zu
untersuchen. Die Versuche werden auf der ISS gespeichert, können aber auch von
der Erde aus live verfolgt werden.
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