Die Rolle der Konvektion und Rotation
Redaktion
/ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung astronews.com
11. März 2020
Die Aktivität verschiedener Sterne kann sehr unterschiedlich
stark ausgeprägt sein. Für die Aktivität sind die Magnetfelder, die im Innern
der Sterne in einem Dynamo-Prozess entstehen, verantwortlich. Die genaue
Funktionsweise des Dynamos ist noch unklar. Nun haben Forschende zahlreiche
Sterne in verschiedenen Stadien ihrer Entwicklung untersucht, um mehr über die
Vorgänge im Inneren zu erfahren.
Ein Blick in das Innere der Sonne und eines
weiterentwickelten Riesensterns.
Bild: MPS / Aalto University /
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Die Aktivität verschiedener Sterne kann sehr unterschiedlich stark ausgeprägt
sein. Die Sonne beispielsweise ist mit ihren koronalen Massenauswürfen, ihren
Flares und Sonnenflecken im astronomischen Vergleich eher mäßig aktiv. Andere
Sterne bieten deutlich mehr: etwa riesige Sternflecken, die einen Großteil ihrer
Scheibe bedecken.
Seit Langem ist klar, dass die Magnetfelder, die im Innern der Sterne in
einem Dynamo-Prozess entstehen, für diese Aktivität verantwortlich sind. Die
genaue Funktionsweise des Dynamos ist noch unklar. Mit dem Ziel, diese Frage zu
klären, hat nun eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter
der Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) erstmals eine Gruppe von Hauptreihen- und weiter entwickelten
Sternen mit derselben Methode untersucht. Ihre Analyse deutet darauf hin, dass
ein gemeinsamer, turbulenzabhängiger Dynamomechanismus eine entscheidende Rolle
für die Sternaktivität in allen Stadien der Sternentwicklung spielt.
In ihrem Inneren sind Sterne in Schichten aufgebaut, ähnlich wie eine
Zwiebel. Bei Sternen mit sonnenähnlichen Temperaturen folgt auf den Kern die
Strahlungszone. Dort wird die Wärme aus dem Inneren mittels Strahlung nach außen
geleitet. Da das Sternenplasma weiter außen kühler wird, wird der Wärmetransport
dort von Plasmaströmen dominiert: Heißes Plasma aus dem Inneren steigt zur
Oberfläche auf, kühlt ab und sinkt wieder hinab. Dieser Vorgang wird als
Konvektion bezeichnet. Gleichzeitig führt die Rotation des Sterns, deren
Geschwindigkeit vom Breitengrad abhängt, zu zusätzlichen Scherbewegungen. Beide
Prozesse zusammen verdrehen und verwirbeln die Magnetfeldlinien und erzeugen die
komplexen Magnetfelder in einem noch nicht vollständig verstandenen
Dynamoprozess.
"Leider können wir nicht in die Sonne und andere Sterne hineinschauen und
diese Vorgänge direkt beobachten. Stattdessen müssen wir auf indirekte Methoden
zurückgreifen", erklärt Dr. Jyri Lehtinen vom Max-Planck-Instituts für
Sonnensystemforschung (MPS). In ihrer aktuellen Studie vergleichen die
Forscherinnen und Forscher einerseits die Aktivitätsniveaus verschiedener Sterne
und andererseits ihre Rotations- und Konvektionseigenschaften. Ziel ist es,
festzustellen, welche Eigenschaften einen starken Einfluss auf die Aktivität
haben. Dies kann helfen, die entscheidenden Merkmale des Dynamoprozesses zu
identifizieren.
Mehrere Modelle des Sternendynamos wurden bisher vorgeschlagen; zwei
Haupttheorien beherrschen jedoch die Diskussion. Während eine davon der Rotation
eine maßgeblichere Rolle zuweist und annimmt, dass die Konvektion nur einen
subtilen Einfluss hat, beruht die andere entscheidend auf turbulenten
Konvektionsströmungen. Bei dieser Art von Konvektion steigt das heiße
Sternenplasma nicht in großen, behäbigen Bewegungen an die Oberfläche. Vielmehr
dominieren kleinskalige, unruhige Ströme.
Um Hinweise zugunsten einer der beiden Theorien zu finden, warfen Lehtinen
und seine Kolleginnen und Kollegen einen Blick auf 224 sehr unterschiedliche
Sterne. Die Auswahl enthielt sowohl Hauptreihensterne, die sozusagen in der
Blüte ihres Lebens stehen, als auch ältere, weiter entwickelte Riesensterne.
Typischerweise verändern sich sowohl die Konvektions- als auch die
Rotationseigenschaften von Sternen mit zunehmendem Alter.
Im Vergleich zu Hauptreihensternen weisen weiterentwickelte Sterne eine
dickere Konvektionszone auf, die sich oft über einen Großteil des
Sterndurchmessers erstreckt und manchmal die Strahlungszone sogar vollständig
verdrängt. Dies führt zu längeren Zeitskalen für den konvektiven Wärmetransport.
Gleichzeitig verlangsamt sich in der Regel die Rotation. Für ihre Studie
analysierten die Forscherinnen und Forscher einen am Mount-Wilson-Observatorium
in Kalifornien (USA) gewonnenen Datensatz, der über mehrere Jahre die
Strahlungsintensität dieser Sterne in Wellenlängen aufzeichnete, die typisch
sind für die Kalziumionen im Sternenplasma.
Die Strahlungsintensität korreliert nicht nur mit dem Aktivitätsniveau der
Sterne. Komplexe Datenverarbeitung ermöglichte es auch, auf die
Rotationsperioden der Sterne zu schließen. Wie die Sonne weisen Sterne bisweilen
Regionen mit extrem starken Magnetfeldern auf, sogenannte aktive Regionen. Diese
gehen oftmals mit dunklen Flecken auf der sichtbaren Oberfläche des Sterns
einher. "Wenn sich der Stern dreht, wandern diese Flecken ins Blickfeld und
verschwinden dann wieder. Das führt zu einem periodischen Anstieg und Abfall der
Strahlungsintensität", erklärt Prof. Dr. Maarit Käpylä von der Aalto Universität
in Finnland, die auch die Forschungsgruppe "Solare und Stellare Dynamos" am MPS
leitet.
Da jedoch auch andere Effekte zu Schwankungen der Strahlungsintensität führen
können, ist es schwierig, periodische Schwankungen - insbesondere über lange
Zeiträume - zu identifizieren. "Einige der von uns untersuchten Sterne zeigen
Rotationsperioden von mehreren hundert Tagen und überraschenderweise immer noch
ein Aktivitätsniveau, das mit dem anderer Sterne vergleichbar ist, und
bemerkenswerterweise sogar magnetische Aktivitätszyklen wie die Sonne", sagt Dr.
Nigul Olspert vom MPS, der die Daten analysiert hat. Die Sonne dreht sich im
Vergleich dazu recht zügig mit einer Rotationsperiode von nur etwa 25 Tagen am
Sonnenäquator. Die konvektiven Zeitskalen wurden aus Modellen für den
Sternaufbau berechnet, welche die Masse jedes Sterns, seine chemischen
Zusammensetzung und Entwicklungsphase berücksichtigen.
Die Analyse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigt, dass die
Aktivität eines Sterns nicht nur von seiner Rotation abhängt. Das hatten zuvor
andere Studien nahegelegt, die auf kleineren und einheitlicheren Proben
basierten und nur Hauptreihensterne einschlossen. "Das Zusammenwirken von
Rotation und Konvektion bestimmt, wie aktiv ein Stern ist", fasst Prof. Dr.
Käpylä zusammen. "Unsere Ergebnisse geben deshalb den Ausschlag zugunsten des
Dynamomechanismus mit turbulenter Konvektion", fügt sie hinzu.
Über die Ergebnisse berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Nature Astronomy erschienen ist.
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