Tiefer Blick in die Große Magellansche Wolke
Redaktion
/ Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) astronews.com
16. September 2019
Die Himmelsdurchmusterung der Magellanschen Wolken mit dem
Teleskop VISTA der europäischen Südsternwarte ESO hat nun ein neues Bild der
Großen Magellanschen Wolke veröffentlicht. Das Teleskop am Paranal-Observatorium
durchmustert diese Galaxie und ihre Schwestergalaxie, die Kleine Magellansche
Wolke, sowie deren Umgebung seit zehn Jahren in beispielloser Detailtiefe.
Die Große Magellansche Wolke gesehen von
VISTA.
Bild: ESO / VISTA VMC [Großansicht] |
Die Große Magellansche Wolke befindet sich in unserer galaktischen
Nachbarschaft, nur 163.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Gemeinsam mit der
Kleinen Magellanschen Wolke gehört sie zu den nächstgelegenen
Zwergsatellitengalaxien zur Milchstraße. Die Große Magellansche Wolke ist auch
die Heimat verschiedener Sternenkonglomerate und ein ideales Labor für
Astronominnen und Astronomen, um die Prozesse zu untersuchen, die Galaxien
formen.
Das VISTA-Teleskop (Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy) der
ESO beobachtet diese beiden Galaxien seit einem Jahrzehnt. Das Hauptziel der
VISTA-Durchmusterung der Magellanschen Wolken ist, ihre
Sternentstehungsgeschichte sowie ihre dreidimensionalen Strukturen zu erfassen.
"Unsere Abteilung leitet die VISTA-Durchmusterung der Magellanschen Wolken und
wird mit einem ERC-Consolidator Grant für die Untersuchung der Wechselwirkung
von Galaxien anhand der Magellanschen Wolken gefördert", erklärt Maria-Rosa
Cioni, Leiterin der Abteilung Zwerggalaxien und Galaktischer Halo am
Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) und Projektleiterin der
Himmelsdurchmusterung.
VISTA beobachtet den Himmel im Nahinfrarotbereich. Dies ermöglicht das
Hindurchschauen durch Staubwolken, die sichtbares Licht blockieren, jedoch bei
den längeren Wellenlängen, in denen VISTA beobachtet, transparent sind. Dadurch
zeigen sich dahinter liegende Sterne, aus denen sich die Galaxie zusammensetzt.
Astronominnen und Astronomen analysierten etwa 10 Millionen Einzelsterne in der
Großen Magellanschen Wolke im Detail und bestimmten ihr Alter mit Hilfe
modernster Sternentwicklungsmodelle. Sie fanden heraus, dass sich die jüngeren
Sterne entlang der Spiralarme der Galaxie verteilen.
Seit Jahrtausenden faszinieren die Magellanschen Wolken Menschen auf der
Südhalbkugel der Erde, während sie für Europa bis ins 16. Jahrhundert weitgehend
unbekannt waren. Der Name, den wir heute verwenden, geht auf Ferdinand Magellan
zurück, der vor 500 Jahren die erste Umsegelung der Erde begann. Die
Aufzeichnungen, die die Expedition nach Europa mitbrachte, enthüllte den
Menschen in Europa viele neue Orte und Kenntnisse.
|