Erdähnlicher Planet um jede vierte Sonne?
von
Stefan Deiters astronews.com
19. August 2019
Wie viele erdähnliche Planeten um sonnenähnliche Sterne gibt
es in unserer Milchstraße? Diese Frage ist nicht nur grundsätzlich interessant,
sondern auch von Bedeutung für die Planung künftiger Missionen. Jetzt haben
Astronominnen und Astronomen diese Anzahl mithilfe umfangreicher Simulationen neu abgeschätzt: Um jeden vierten sonnenähnlichen Stern könnte
danach ein erdähnlicher Planet kreisen.
Wie viele sonnenähnliche Sterne kreisen erdähnliche Planeten?
Hier eine künstlerische Darstellung des Systems Kepler-452b.
Bild: NASA /Ames / JPL-Caltech [Großansicht] |
Mit Missionen wie Kepler haben Astronominnen und Astronomen inzwischen
Tausende von Planeten um andere Sonnen entdeckt. Die meisten dieser Welten sind
weit von uns entfernt und gleichen unserer kosmischen Heimat kaum: Sie sind
entweder deutlich größer als die Erde oder sie umkreisen ihre Sterne auf
deutlich weiteren oder engeren Bahnen als unser Heimatplanet. Schon länger
hofft man, dass einer der zahlreichen Missionen zur Suche nach Exoplaneten
irgendwann eine "zweite Erde" ins Netz geht. Neue Missionen sind geplant, die
weitere Details über eine solche Welt liefern sollen, die dann auch Rückschlüsse
über ihre Bewohnbarkeit oder die Existenz von Lebensformen erlauben würde.
Für die
Planung solcher Missionen ist die wahrscheinliche Anzahl von erdähnlichen
Planeten um sonnenähnliche Sterne von großer Bedeutung: Sind sie recht häufig,
ist es wahrscheinlich, dass sich bereits in relativer Nähe ein solcher Planet
finden und untersuchen lässt. Sind solche Welten sehr selten, benötigt man
eventuell ein besonders leistungsstarkes Teleskop, um sie auch in größeren
Entfernungen aufspüren zu können. Das Weltraumteleskop Kepler
hat nach Planeten mithilfe der Transitmethode gesucht, also beobachtet, wie ein
Planet regelmäßig vor seiner Sonne vorübergezogen ist und diese geringfügig
verdunkelt hat. "Kepler hat Planeten in ganz verschiedenen Größen, mit
verschiedenen Umlaufbahnen und Zusammensetzungen entdeckt", so Professor Eric B.
Ford von der Penn State University, einer der Leiter der neuen Studie. "Wir
wollten diese Entdeckungen nutzen, um unser Verständnis über die Entstehung von
Planeten zu verbessern und künftige Missionen zur Suche nach bewohnbaren Planeten
besser planen zu können. Allerdings kann das simple Zählen von Planeten mit
einer bestimmten Größe oder einer bestimmten Umlaufbahn zu falschen Ergebnissen
führen, da es sehr viel schwerer ist, kleine Planeten in großer Entfernung von
ihrem Stern zu finden, als große Planeten in geringer Entfernung." Um diese
Problem zu umgehen, wählten das Team einen neuen Weg: Sie simulierten ganze
"Universen" aus Sternen und Planeten und "beobachteten" dann diese simulierten
Universen, um zu bestimmen, wie viele Planeten man mit Kepler hätte entdecken
können. Dazu nutzten sie den finalen Katalog der Kepler-Mission und neue Daten zu
den Sternen der ESA-Mission Gaia. So errechneten sie die Rate von Planeten pro
Stern in Abhängigkeit von Planetengröße und Umlaufbahn.
Betrachtet man Planeten, die etwa drei Viertel bis zur 1,5-fachen Masse der
Erde haben und einen sonnenähnlichen Zentralstern in 237 bis 500 Tagen umrunden,
sollte sich um jeden vierten Stern ein solcher Planet finden lassen. Da sie mit
ihrem Verfahren aber auch den Fehler ihrer Berechnung abschätzen können,
empfehlen sie, dass künftige Missionen so ausgelegt werden sollten, dass sie
auch sinnvolle Ergebnisse liefern, wenn nur jeder 33. Stern einen entsprechenden
Planeten besitzt.
Über ihre Studie berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astronomical Journal erschienen ist.
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Ferne
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extrasolaren Planeten |
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