Mission des Infrarotteleskops endet 2020
von
Stefan Deiters astronews.com
18. Juni 2019
Die amerikanische Weltraumbehörde NASA hat in der
vergangenen Woche bekannt gegeben, dass die Mission des
Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer am 30. Januar 2020 enden wird. Die
Hauptmission des Teleskops war bereits 2008 abgeschlossen, doch wird Spitzer bis
heute weiter genutzt. Die lange Betriebsdauer stellt das Team allerdings mehr
und mehr vor Herausforderungen.
Das Weltraumteleskop Spitzer beobachtet seit 2003 den
Infrarothimmel. Im kommenden Jahr soll die Mission zu Ende
gehen. Bild:
NASA/JPL [Großansicht] |
Am 30. Januar 2020 ist endgültig Schluss: das Infrarot-Weltraumteleskop
Spitzer wird deaktiviert. Diese Entscheidung hat die amerikanische
Raumfahrtbehörde NASA in der vergangenen Woche veröffentlicht. Spitzer wird dann
über 16 Jahre lang das Universum in infraroten Wellenlängen erforscht haben. Das
Teleskop war am 25. August 2003 gestartet worden.
Als Infrarotteleskop beobachtet Spitzer im Prinzip die Wärme, die
ein Objekt aussendet. Damit dies aber gelingt, darf das Teleskop selbst
keinerlei Wärme abgeben. Während der Hauptmission wurde Spitzer
deswegen mit flüssigem Helium auf eine Temperatur von minus 271 Grad Celsius
gekühlt. Der Kühlmittelvorrat war für eine Missionsdauer von mindestens 2,5
Jahren ausgelegt, das Team hatte aber von Beginn der Mission an gehofft, durch
einen Kühlmittel-sparenden Betrieb eine Missionsdauer von fünf Jahren erreichen
zu können. Mit Erfolg: Der Heliumvorrat reichte schließlich für über fünfeinhalb
Jahre.
Doch mit dem Ende der Hauptmission war noch lange nicht Schluss für Spitzer:
Das Teleskop wurde in einer "warmen Missionsphase" einfach weitergenutzt - mit den
beiden kurzwelligsten Detektoren der Infrared Array Camera an Bord. Mit
diesen konnte man zwar nicht mehr die kältesten Objekte im All untersuchen, doch
lieferten sie weiterhin interessante Daten etwa über Asteroiden in unserem
Sonnensystem, über Staubscheiben, in denen sich Planeten bilden oder über
entfernte Galaxien.
Die lange Missionsdauer hat das Betriebsteam des Teleskops immer wieder vor
Herausforderungen gestellt: So umrundet Spitzer nicht etwa die Erde, sondern
kreist auf einer ähnlichen Bahn wie unser Heimatplanet um die Sonne, allerdings
etwas langsamer. Aktuell befindet sich das Teleskop 254 Millionen Kilometer
hinter der Erde. Das bedeutet, dass sich das Teleskop für eine Datenübertragung
drehen muss, um die Erde anvisieren zu können. Während dieser Zeit sind die
Solarzellen des Teleskops nicht auf die Sonne gerichtet. Die benötigte Energie
muss also in dieser Zeit teilweise aus Batterien stammen.
Durch den im Laufe der Mission immer größeren Abstand zwischen Spitzer und der
Erde hat sich der Winkel, mit dem Spitzer sich und seine Solarzellenpaneele von der
Sonne wegdrehen muss, immer weiter vergrößert. Aktuell beläuft er sich auf 53
Grad. Für den Betrieb war nie mit mehr als 30 Grad gerechnet worden. Aus diesem
Grund kann Spitzer gegenwärtig nur rund 2,5 Stunden mit der Erde kommunizieren
und muss sich dann wieder zur Sonne ausrichten. Die Fenster zur Kommunikation
werden im Laufe der Zeit immer kürzer.
"Ich kann ganz ehrlich sagen, dass niemand, der mit der Missionsplanung zu
tun hatte, daran geglaubt hat, dass das Teleskop 2019 noch in Betrieb ist", so
Lisa Storrie-Lombardi, die Projektmanagerin für Spitzer. "Aber wir haben hier
eine sehr robuste Sonde und ein unglaubliches Team. Und wir hatten Glück. Man
braucht etwas Glück, weil man nicht alles vorhersehen kann."
Doch am 30. Januar 2020 soll nun tatsächlich Schluss sein. Bei der NASA möchte man die
Mission lieber kontrolliert zu Ende bringen, als irgendwann die Kontrolle über
das Teleskop zu verlieren. "Es gab Zeiten, da war zu befürchten, dass die
Mission in einer Art und Weise endet, die wir so nicht geplant hatten", meint Bolinda Kahr, die Missionsmanagerin für
Spitzer. "Ich bin froh, dass wir im
Januar die Sonde so in den Ruhestand versetzen können, wie wir uns das
wünschen."
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