Reste einer Nova in Messier 22
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Georg-August-Universität Göttingen astronews.com
2. Mai 2019
Mithilfe des Instruments MUSE am Very Large Telescope
ist es einem europäischen Team erstmals gelungen, die Überreste einer Nova in
einem Kugelsternhaufen der Milchstraße aufzuspüren. Offenbar handelt es sich
dabei um die Reste der Explosion, die chinesische Astronomen im Jahr 48 vor
Christus beobachtet und in ihren Schriften festgehalten hatten.
Nahe des Zentrums des Kugelsternhaufens
Messier 22 entdeckte das Wissenschaftlerteam
Überreste einer sogenannten Nova.
Bild: ESA/Hubble and NASA, F. Göttgens (IAG) [Großansicht] |
Ein europäisches Forscherteam unter Beteiligung der Universität Göttingen hat
zum ersten Mal die Überreste einer sogenannten Nova in einem galaktischen
Kugelsternhaufen entdeckt. Bei einer Nova explodiert Wasserstoff an der
Oberfläche eines Sterns, wodurch der Stern für einige Tage signifikant heller
wird. Die Überreste bilden einen leuchtenden Nebel nahe des Zentrums des
Kugelsternhaufens Messier 22, der nun mithilfe moderner Instrumente gefunden
wurde.
"Die Position und Helligkeit des Überrests passen zu einem Eintrag aus dem
Jahr 48 vor Christus in einer antiken Sammlung von Beobachtungen chinesischer
Astronomen", erläutert Fabian Göttgens vom Institut für Astrophysik der
Universität Göttingen. Er ist Doktorand in der Arbeitsgruppe "stellare
Astrophysik" von Prof. Stefan Dreizler. "Die haben an derselben Stelle
vermutlich die ursprüngliche Nova gesehen."
Damit bestätigen die modernen Messungen eine der ältesten Beobachtungen eines
Ereignisses außerhalb des Sonnensystems. Kugelsternhaufen sind große,
kugelförmige Ansammlungen von mehreren Hunderttausenden sehr alter Sterne, die
gemeinsam um ihre Heimatgalaxie kreisen. Um unsere Galaxie, die Milchstraße,
kreisen etwa 150 Kugelsternhaufen.
Messier 22 ist einer dieser Sternhaufen, er liegt im Sternbild Schütze in
Richtung des Zentrums der Milchstraße. Er wurde zusammen mit zwei Dutzend
anderen Kugelsternhaufen mit dem Instrument MUSE am Very Large Telescope
der ESO in Chile beobachtet. Das MUSE-Instrument wurde unter Beteiligung des
Instituts für Astrophysik, das dafür mit Mitteln aus der Projektförderung des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert wurde, gebaut.
Es fertigt nicht nur Bilder an, sondern es teilt das Sternenlicht
gleichzeitig nach Farben auf, sodass es die Helligkeit von Sternen in
Abhängigkeit von der Farbe misst. Damit eignet es sich besonders gut, um Nebel
zu finden, die häufig nur in einer bestimmten Farbe – in der Regel rot –
leuchten.
Die nun entdeckten Überreste der Nova bilden einen rot leuchtenden Nebel aus
Wasserstoffgas und anderen Gasen, der einen Durchmesser von etwa dem 8000-fachen
Abstand zwischen Erde und Sonne hat. Trotz dieser Größe ist die Masse des Nebels
mit etwa 30 Erdmassen relativ gering, da das Gas durch die Explosion
auseinandergetrieben und verteilt wurde.
Über die Ergebnisse berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift Astronomy & Astrophysics
erschienen ist.
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