Die Trümmer der Nova Persei 1901
von Stefan Deiters astronews.com
30. Januar 2013
Im Jahr 1901 konnten Astronomen beim Stern GK Persei in rund
1.300 Lichtjahren Entfernung eine starke Nova-Explosion verfolgen, bei der
jede Menge an Material ins All geschleudert wurde. Jetzt haben Astronomen den
Weg dieses Gases rekonstruiert. Zu ihrer Überraschung scheint sich dessen
Geschwindigkeit seit damals kaum verringert zu haben.

Rekonstruktion
der Nova Persei 1901. Der grüne Pfeil zeigt
Richtung Erde.
Bild: Liimets at al. / ApJ |
Als Novae bezeichnen Astronomen Explosionen, die sich auf der Oberfläche
eines Weißen Zwergsterns ereignen, also auf den kompakten Resten einer
ausgebrannten Sonne. Befindet sich dieser Weiße Zwerg nämlich in einem
hinreichend engen Doppelsternsystem mit einem normalen Stern, kann von diesem
Material auf den Weißen Zwerg hinüberströmen. Irgendwann ist dann auf dessen
Oberfläche eine kritische Menge erreicht und es kommt zu einer Explosion, die
allerdings nicht so stark ist, dass der Weiße Zwerg zerstört wird.
Am 21. Februar 1901 konnten Astronomen auch beim Stern GK Persei in rund
1.300 Lichtjahren Entfernung eine solche Nova beobachten. Die Helligkeit des
Sterns stieg merklich an und die "Novae Persei 1901" wurde zu einer der hellsten
Novae, die in der neueren Zeit beobachtet wurde und gehörte zudem vorübergehend
zu den hellsten Sternen am nächtlichen Himmel.
1916 dann entdeckte man Knoten aus Gas rund um den Weißen Zwerg, das offenbar
bei der Explosion ins All geschleudert wurde und sich seitdem von GK Persei in
alle Richtungen ins All ausbreitet. "Seit damals konnte man ein Phänomen
verfolgen, dass vergleichbar ist mit einem Feuerwerk, das man in Zeitlupe
beobachtet", so Miguel Santander vom Observatorio Astronómico Nacional
in Madrid, einer der an der Studie beteiligten Wissenschaftler.
Mithilfe von Aufnahmen des Isaac Newton Telescope und des Nordic
Optical Telescope auf der kanarischen Insel La Palma haben Astronomen nun
eine dreidimensionale Karte der Überreste der Nova-Explosion von 1901 erstellt
und auch die Geschwindigkeit der einzelnen erkennbaren Knoten bestimmt.
Insgesamt konnte das Team, zu dem Wissenschaftler aus Spanien und Estland
gehören, die Geschwindigkeit von mehr als 200 Knoten messen, so dass eine
detaillierte Rekonstruktion der Dynamik der Explosion möglich wurde.
"Solche Daten sind in der Astrophysik nur sehr selten zu bekommen, da sich in
der Regel die tatsächliche Expansion bei der Mehrheit der Objekte nicht
beobachten lässt", so Romano Corradi vom Instituto de Astrofísica de
Canarias in La Laguna auf Teneriffa. So hielt auch die Untersuchung von GK
Persei für die Astronomen eine Überraschung bereit: "Das Gas scheint sich frei
zu bewegen und wird kaum abgebremst, anders als das in früheren Studien vermutet
wurde", fasst Tiina Liimets vom Tartu Observatory in Estland das
Ergebnis zusammen, die Erstautorin eines Fachartikels über die Resultate, der in
der Fachzeitschrift Astrophysical Journal erschienen ist.
Die Geschwindigkeit des ins All geschleuderten Materials beträgt, so ergaben
die Untersuchungen, zwischen 600 und 1.000 Kilometer pro Sekunde und hat sich
seit der Explosion kaum verändert. Man hatte eigentlich eine deutliche Abnahme
der Geschwindigkeit erwartet, weil sich in der direkten Umgebung von GK Persei
größere Mengen an Material befinden müssen, die schon vor der Explosion von dem
Stern ins All abgestoßen worden waren.
Bevor GK Persei zu einem Weißen Zwerg wurde, durchlief der Stern nämlich eine
Phase als Roter Riese. Als er sich dann zum Weißen Zwerg entwickelte, stieß er
große Teile seiner Hülle ins All ab und ließ so einen Planetarischen Nebel
entstehen. In dieser Wolke aus Gas um den Weißen Zwerg sollten sich auch die
Überreste der Nova ausbreiten.
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