Die Temperatur der oberen Atmosphäre
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Bergischen Universität Wuppertal astronews.com
21. Januar 2019
Vor knapp zwei Jahren startete im Rahmen des REXUS-Programms
des DLR und der schwedischen Raumfahrtagentur ein Instrument zur
Temperaturmessung in der Atmosphäre zu einem kurzen Flug ins All. Seit Ende
Dezember tut ein Nachfolger Dienst an Bord eines chinesischen Satelliten und
liefert Informationen über die Temperaturen in der oberen Atmosphäre.

Die Forschungsrakete REXUS 22 ist am 16. März
2017 um 14.00 Uhr MEZ vom Raumfahrtzentrum
Esrange bei Kiruna in Nordschweden gestartet. An
Bord wurde auch das Instrument getestet, das
jetzt an Bord eines chinesischen Satelliten
arbeitet.
Foto: DLR (CC-BY 3.0) [Großansicht] |
Nordwest-China, 22. Dezember 2018, 00:51 Uhr MEZ: Die Rakete vom Typ "Langer
Marsch 11" hebt erfolgreich vom Weltraumbahnhof Jiuquan ab. An Bord befindet
sich ein Satellit zum Test eines neuen Kommunikationssystems zur
Internetversorgung, das im Rahmen des Hongyun-Projektes entsteht.
Eingebaut in diesen Satelliten wiederum ist das Spektrometer AtmoSHINE.
Entwickelt von Atmosphärenphysikern der Bergischen Universität und des
Forschungszentrums Jülich soll es Temperaturen in der oberen Atmosphäre messen.
Inzwischen hat der Satellit seine sonnensynchrone Umlaufbahn erreicht und
umkreist die Erde entlang der Tag-Nacht-Grenze in einer Höhe von 1100
Kilometern. Nach einer ersten Testphase steht fest: Das Spektrometer
funktioniert unter harschen Weltraumbedingungen einwandfrei. Erste Messdaten
wurden bereits heruntergeladen und werden derzeit ausgewertet. "Wir erwarten,
dass wir über die geplante Lebensdauer des Satelliten von mindestens einem Jahr
räumlich hochaufgelöste Temperaturverteilungen in einer mehrere Kilometer dicken
Atmosphärenschicht in einer Höhe von 90 Kilometern messen können", erläutert
Prof. Dr. Ralf Koppmann vom Wuppertaler Institut für Atmosphären- und
Umweltforschung.
"Auf Basis dieser Daten hoffen wir, das Verhalten von so genannten
Schwerewellen in der Atmosphäre besser zu verstehen. Sie spielen für die
Klimamodellierung eine wichtige Rolle", ergänzt Dr. Martin Kaufmann vom
Forschungszentrum Jülich. Das erfolgreiche Projekt sei ein wichtiger Meilenstein
auf dem Weg zur Entwicklung einer Mini-Satelliten Konstellation zur Erforschung
der Dynamik der Atmosphäre.
Das von den Wissenschaftlern und Ingenieuren entwickelte Spektrometer basiert
auf einem Konzept, das im März 2017 im Rahmen des REXUS-Programms erfolgreich
auf einer Höhenforschungsrakete unter weltraumnahen Bedingungen getestet wurde.
Das Team um Prof. Ralf Koppmann, Dr. Martin Kaufmann und die Jülicher Ingenieure
des ZEA-2 hatte nur knapp ein Jahr Zeit, um das neue Instrument zu bauen und zu
testen. Bereits im März 2018 musste das Gerät für den Einbau in den Satelliten
und den danach notwendigen Tests in China abgegeben werden.
Das Deutsch-Schwedische Programm REXUS/BEXUS (Raketen-/Ballon-Experimente für
Universitäts-Studenten) ermöglicht Studenten, eigene praktische Erfahrungen bei
der Vorbereitung und Durchführung von Raumfahrtprojekten zu gewinnen. Ihre
Vorschläge für Experimente können jährlich im Oktober eingereicht werden.
Jeweils die Hälfte der Raketen- und Ballon-Nutzlasten stehen Studenten deutscher
Universitäten und Hochschulen zur Verfügung. Die schwedische Raumfahrtagentur
SNSB hat den schwedischen Anteil für Studenten der übrigen Mitgliedsstaaten der
Europäischen Weltraumorganisation ESA geöffnet.
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