Von Supererden und Mini-Neptunen
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Zürich astronews.com
18. Oktober 2018
Wissenschaftler haben jetzt die Zusammensetzung und Struktur
von weit entfernten Exoplaneten samt ihren Atmosphären mit statistischen
Methoden analysiert. Die Studie liefert Daten darüber, ob ein ferner
Himmelskörper erdähnlich ist, aus reinem Gestein oder aus einer Welt aus Wasser
besteht. Je größer der Planet ist, desto mehr Wasserstoff und Helium umgibt ihn
offenbar.
Model von einer möglichen Struktur eines
Exoplaneten mit einem Kern aus Gestein und einer
Atmosphäre aus Gas.
Bild: Universität Zürich
So könnte ein Exoplanet mit einem Kern aus Gestein
und einer Atmosphäre aus Gas ebenfalls aussehen.
Bild: Universität Zürich |
Gibt es eine zweite Erde im All? Das Wissen über unser Planetensystem steigt
ständig, neue Technologien ermöglichen einen immer genaueren Blick ins Weltall:
Bis heute hat man bereits 3700 Himmelskörper außerhalb des Sonnensystems
entdeckt. Aus den planetarischen Massen und Radien dieser Exoplaneten kann man
auf deren mittlere Dichte schließen. Woraus jedoch ihre Struktur besteht und wie
sie chemisch zusammengesetzt sind, ist weiterhin unklar – und damit auch die
faszinierende Frage, wie diese Planeten aussehen könnten.
"Theoretisch sind verschiedene Szenarien denkbar: zum Beispiel eine Welt aus
reinem Wasser oder reinem Gestein oder Planeten mit einer
Wasserstoff-Helium-Atmosphäre, von denen wir den wahrscheinlichen Radius
erkunden können", erklärt Michael Lozovsky. Der Doktorand arbeitet in der Gruppe
von Prof. Ravit Helled am Institut für Computational Science der Universität
Zürich.
Das Forscherteam hat nun mithilfe von Datenbanken und statistischer Verfahren
Exoplaneten mit ihrer Atmosphäre untersucht. Diese sind ziemlich häufig und sind
von einer volatilen Wasserstoff-Helium-Hülle umgeben. Allerdings erlaubten die
bisher direkt gemessenen Daten keine Rückschlüsse auf ihre eindeutige Struktur,
denn unterschiedliche Zusammensetzungen der Materie können zu derselben Masse
und demselben Radius führen.
Folglich ging das Forscherteam neben der Genauigkeit der Daten auch der
angenommenen inneren Struktur, der planetarischen Temperatur und der
Reflexionsstrahlung der Himmelskörper nach. Auf diese Weise untersuchten sie 83
der insgesamt 3700 bekannten Himmelskörper, deren Massen und Radien bereits klar
definiert sind. "Wir konnten erstmals statistisch nachweisen, dass es für die
sehr häufig vorkommenden Exoplaneten mit einer volatilen Atmosphäre statistische
Schwellenwerte gibt, die auf ihre Zusammensetzung hinweisen. Es gibt also einen
Radius, oberhalb dessen keine Planeten mit der gleichen Struktur existieren",
erklärt Lozovsky. Eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des Schwellenradius
spielen die Zahl der Elemente in der Gashülle, die schwerer als Helium sind, der
Prozentsatz von Wasserstoff und Helium sowie die Verteilung der Elemente in der
Atmosphäre.
Das Team stellte zum Beispiel fest, dass Planeten mit einem Radius bis 1,4
mal grösser als derjenige der Erde (6371 Kilometer) eine ähnliche Struktur wie
die terrestrischen Planeten aufweisen. Oberhalb dieses Schwellenwertes steigt
der Anteil an Silikaten oder anderen leichteren Materialien. Die meisten
Planeten mit einem Radius grösser als 1,6 Erdradien müssen neben einem felsigen
Kern auch eine Wasser- oder eine Wasserstoff-Helium-Hülle aufweisen.
Ab 2,6 Erdradien besitzen die Planeten keine Wasserwelten mehr und haben
möglicherweise eine Atmosphäre aus Wasserstoff und Helium um sich herum.
Planeten mit 4 Erdradien und grösser sind erwartungsgemäß sehr gasreich und
bestehen – ähnlich wie Uranus und Neptun – aus mindestens 10% Wasserstoff und
Helium.
Die Erkenntnisse dieser Studie ermöglichen es, mehr über die Entstehung und
die Diversität dieser Planeten zu verstehen. Besonders interessant ist der
Schwellenwert zwischen großen terrestrischen Planeten – sogenannten
"Super-Erden" – und kleinen gasförmigen Planeten, die auch als "Mini-Neptune"
bezeichnet werden. Dieser liegt gemäß den Forschenden bei 3 Erdradien. Unterhalb
dieser Grenze könnte man also erdähnliche Planeten in den Weiten des Weltalls
finden.
Über ihre Ergebnisse berichtet das Team in einem Fachartikel, der in der
Zeitschrift The Astrophysical Journal erschienen ist.
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Ferne
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