Sojus-Start zur ISS endet mit Notlandung
von Stefan Deiters astronews.com
11. Oktober 2018
Der Start von zwei neuen Besatzungsmitgliedern zur
Internationalen Raumstation ISS heute Vormittag verlief nicht so wie geplant:
Die Kapsel mit dem Kosmonauten Alexei Owtschinin und dem Astronaut Nick Hague an
Bord erreichte wegen eines Problems mit einem Booster nicht die vorgesehene Umlaufbahn
und musste notlanden. Beide Besatzungsmitglieder sind wohlauf.
An Bord der Sojus-Kapsel waren der Kosmonaut
Alexei Owtschinin und der Astronaut Nick Hague.
Foto: NASA / Victor Zelentsov [Großansicht] |
Die Sojus MS-10 war heute um 10.40 MESZ vom Kosmodrom in Baikonur
aus gestartet und sollte die Internationale Raumstation ISS innerhalb weniger
Stunden erreichen. An Bord waren diesmal nur zwei Besatzungsmitglieder: der
Roscosmos-Kosmonaut Alexei Owtschinin und der NASA-Astronaut Nick Hague. Rund
zwei Minuten nach dem Start, etwa zum Zeitpunkt, zu dem die erste Raketenstufe
abgetrennt werden sollte, gab es ein "Booster Problem" und die Sojus-Kapsel
ging in einen "ballistischen Reentry-Modus".
Ein "ballistischer Wiedereintritt" in die Erdatmosphäre ist mit deutlich
höheren Belastungen für die Besatzung verbunden als ein regulärer
Wiedereintritt, wird aber immer wieder trainiert. Während sich Hubschrauber mit
Suchmannschaften auf den Weg machten, landete die Kapsel in der Nähe der Stadt
Schesqasghan in Kasachstan. Bald war klar, dass es nicht zu einer Katastrophe
gekommen war: Es bestand Funkkontakt mit der Besatzung und
die Männer waren offenbar wohlauf.
Als Suchmannschaften die Landestelle erreichten, bestätigte sich dies: Beide
Raumfahrer waren in guter Verfassung. Sie sollen zurück nach Baikonur geflogen
werden. Anfangs hatte es geheißen, dass Owtschinin und Hague ins
Sternenstädtchen in die Nähe von Moskau gebracht werden sollen. Doch die Pläne
wurden dann offenbar geändert. Erste von Roscosmos veröffentlichte Bilder
zeigten beide in guter Verfassung auf einem Sofa sitzend.
Für die russische Raumfahrt ist die Panne bereits der zweite Rückschlag
innerhalb weniger Wochen: Erst im Sommer war in der Sojus-Kapsel, mit
der der ESA-Astronaut Alexander Gerst zur ISS geflogen war, ein kleines Loch
entdeckt worden, was vermutlich nicht durch den Einschlag eines Trümmerteils
oder eines kleinen Meteoriten entstanden ist, sondern auf Probleme in der
Produktion der Raumschiffe hindeutet.
Bevor die Ursache für die heutigen Probleme geklärt sind, wird es kaum einen
neuen Startversuch geben. Gerst und seine zwei Besatzungsmitglieder werden also
erst einmal zu dritt auf der ISS ausharren müssen. Die Sojus-Kapsel,
mit der Gerst und seine Kollegen zur ISS geflogen sind, kann nicht beliebig
lange an die ISS angedockt bleiben. Irgendwann werden die drei verbliebenen
Besatzungsmitglieder also wieder zur Erde zurückkehren müssen. Wenn bis dahin
keine neue Besatzung starten konnte, wird die ISS anschließend für einige Zeit
unbesetzt bleiben.
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