Das Geheimnis des Vera Rubin Ridge
von Stefan Deiters astronews.com
7. September 2018
Alle guten Dinge sind drei: Das gilt jetzt offenbar
auch für die Bohrversuche des Marsrovers Curiosity, die dieser bei
seinen Untersuchungen im Gale-Krater des Mars vornimmt: Zwei Mal scheiterte der
Versuch einer Probenentnahme am harten Gestein, erst der dritte Versuch gelang.
Die Vera Rubin Ridge genannte Formation, in der sich Curiosity
gerade aufhält, weist einige Besonderheiten aus.
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360-Grad-Panorama vom aktuellen Standort des
Marsrovers Curiosity am Vera Rubin Ridge -
aufgenommen am 9. August 2018.
Bild: NASA/JPL-Caltech/MSSS [Gesamtansicht] |
Nach der erfolgreichen Probenentnahme am 9. August 2018 machte Curiosity
eine 360-Grad-Panorama-Aufnahme von seinem gegenwärtigen Standort aus. Die
erfolgreiche Bohrung freute das Betriebsteam besonders, da zuvor zwei Versuche
an zu hartem Gestein gescheitert waren. Curiosity nutzt seit
Jahresbeginn ein neues Bohrverfahren, um auf diese Weise ein aufgetretenes
mechanisches Problem zu umgehen. Das neue Verfahren soll, das haben Testläufe
ergeben, genauso effizient sein, wie das ursprüngliche Verfahren, so dass das
Team annimmt, dass man auch mit der alten Methode Probleme mit dem harten
Gestein gehabt hätte.
Für Curiosity gibt es keine Möglichkeit vor dem eigentlichen
Bohrversuch festzustellen, wie hart das Gestein tatsächlich ist. Vor der
jüngsten Probenentnahme hat das Team daher versucht, eine Stelle zu finden, von
der sie glauben, dass es hier am ehesten ausreichend weiches Material gibt, so
dass ein einfaches Bohren möglich ist. Offenbar haben sie dabei richtig geraten.
Die geologische Geschichte der Vera Rubin Ridge genannten Formation bleibt aber geheimnisvoll:
Die Forscher wissen noch nicht einmal, wie es dem Material hier gelingen konnte,
der Winderosion so lange zu widerstehen. An keiner anderen Stelle hatte der
Rover, so Ashwin Vasavada, Projektwissenschaftler für Curiosity am
Jet Propulsion Laboratory der NASA, mit einer so großen Vielfalt von Farben
und Oberflächenformen zu tun.
"Der Kamm ist kein monolithischer Block", erläutert Vasavada. "Er hat
zwei deutlich unterschiedliche Bereiche, jeder hat seine ganz eigenen Farben.
Einige lassen sich mit bloßem Auge erkennen, andere sind nur im Nahinfrarot zu
erkennen. Manche Farben scheinen etwas damit zu tun zu haben, wie hart das
Gestein ist." Die Frage, warum das Gestein so hart ist, lässt sich am besten
beantworten, wenn man es pulverisiert und dann im Laboratorium im Inneren des
Rovers untersucht.
Durch den Kamm fließendes Grundwasser in früherer Zeit wäre, so die Forscher,
eine mögliche Erklärung für die heutige Härte der Formation, die überwiegend aus
Hämatit besteht, einem Mineral, das unter Wassereinfluss entsteht. Die Formation
war wegen ihres hohen Hämatitgehalts sogar den Marssonden im Orbit des Roten
Planeten aufgefallen. Nun fragen sich die Forscher, ob es vielleicht
Hämatitvarianten geben könnte, die besonders hart sind.
Im September soll es noch zwei weitere Probenentnahmen am Vera Rubin Ridge
geben, im Oktober wird sich der Rover dann in noch höhere Hangregionen des
Zentralbergs des Gale-Kraters aufmachen.
Curiosity war im August 2012 im Gale-Krater des Mars gelandet, um
herauszufinden, ob es vor langer Zeit, also vor Milliarden von Jahren, auf dem
Roten Planeten einmal Umweltbedingungen gab, die primitives Leben erlaubt
hätten. Dazu sollte der Rover vor allem geologisch interessante Ablagerungen
untersuchen, die man aus dem Orbit an den Hängen des Zentralbergs des
Gale-Kraters entdeckt hatte.
Entsprechende Hinweise fand Curiosity allerdings bereits bei ersten
Tests der Instrumente. Inzwischen untersucht der Rover die Hänge des
Zentralbergs und sammelt dort weitere Informationen, die etwas über die
Klimageschichte des Roten Planeten verraten könnten.
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