Die Häufigkeit von Einschlägen im Visier
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Oldenburg astronews.com
6. September 2018
Schon der Einschlag von winzigen Partikeln kann bei
Satelliten oder auch bei der Internationalen Raumstation ISS zu beträchtlichen
Schäden führen. Doch wie häufig sind solche Treffer? Zur Beantwortung dieser
Frage soll eine gründliche Untersuchung der Oberfläche des europäischen
Weltraumlabors Columbus beitragen, das schon seit rund zehn Jahren um
die Erde kreist.
Seit mehr als zehn Jahren kreist das
Forschungslabor Columbus als Teil der ISS über
der Erde.
Foto: ESA [Großansicht] |
Welche Schäden haben Meteoroiden und Weltraummüll am Columbus-Modul,
dem Forschungslabor der Internationalen Raumstation (ISS), hinterlassen? Und
welche Rückschlüsse lassen sich daraus für den Teilchenfluss im Weltall ziehen?
In einem mehrstündigen Einsatz hat in der vergangenen Nacht ein Roboterarm eine
Kamera an der Außenhülle des Columbus-Moduls entlanggeführt. Ein
weiterer Einsatz ist in einigen Wochen geplant. Die große Oberfläche des
Columbus-Moduls und die lange Flugdauer im Weltraum bieten eine einzigartige
Gelegenheit, den Einfluss der Weltraumumgebung zu studieren.
Einer der Hauptinitiatoren dieser Studie ist Dr. Gerhard Drolshagen aus der
Abteilung Medizinische Strahlenphysik und Weltraumumgebung der Universität
Oldenburg. Beteiligt sind zudem Forscher der ESA, der Universität Braunschweig,
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt und des Ernst-Mach-Instituts in
Freiburg. Verantwortlich für den Robotereinsatz sind die Weltraumorganisationen
ESA und NASA.
Seit mehr als zehn Jahren kreist das größtenteils in Bremen entwickelte und
gefertigte Forschungslabor Columbus als Teil der ISS in knapp 400
Kilometern Höhe über der Erde. Dort ist es stetig kleinen Teilchen ausgesetzt,
die auf die Außenhaut treffen. Das sind beispielsweise Meteoroiden – kleine
Staubkörnchen, die die Erdbevölkerung manchmal als Sternschnuppen zu sehen
bekommt. Kollidieren sie mit der Oberfläche der ISS, entstehen sichtbare
Einschlagstellen, kleine Krater. Größere Partikel können sogar Löcher in der
Außenhülle verursachen.
"Uns interessieren insbesondere die Anzahl und die Größe der Krater", erklärt
Prof. Dr. Björn Poppe, Leiter der Abteilung Medizinische Strahlenphysik und
Weltraumumgebung. Auf Grundlage dieser Daten können die Forscher ausrechnen, wie
vielen Einschlägen das Columbus-Modul pro Jahr durchschnittlich
ausgesetzt ist. Der Robotereinsatz liefert aber noch weitere Informationen: Die
Kamera wird die Oberfläche des Moduls in Flugrichtung der ISS und in Richtung
des Zenits erfassen. Je nachdem, auf welcher dieser beiden Achsen die Einschläge
zu finden sind, können die Forscher zwischen natürlichen Meteoroiden und
menschengemachten Objekten – in der Regel Weltraumschrott – unterscheiden.
Auf Oberflächen in Richtung Zenit erwarten die Forscher fast nur Einschläge
von Meteoroiden, in Flugrichtung hingegen von beiden Verursachern. "Dies erlaubt
uns, genauere Aussagen über die Gefährdung durch diese Teilchen im Weltraum zu
machen", sagt Drolshagen. Darüber hinaus streben die Physiker auch einen
theoretischen Erkenntnisgewinn an. "Wir gehen davon aus, dass wir auf Grundlage
der Kamerabilder neue Modelle des Teilchenflusses im Orbit entwickeln können",
ergänzt Poppe. "Das wird helfen, in der Zukunft genauere Risikoanalysen für
Satelliten zu machen und geeignete Schutzschilde zu entwickeln."
Die Oldenburger Wissenschaftler messen Teilchenflüsse bereits seit Jahren mit
verschiedenen Methoden – sie betreiben beispielsweise Kamerasysteme an
Teleskopen, werten Daten von Satelliten aus und verwenden akustische Sensoren
und ähnliche Geräte.
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