Hinweise auf flüssiges Wasser unter dem Südpol
von Stefan Deiters astronews.com
25. Juli 2018
Die Suche nach Wasser auf dem Mars hat die Erkundung des
Roten Planeten in den vergangenen Jahren geprägt. Nun könnte der ESA-Sonde Mars
Express mithilfe ihres Radarinstrumentes MARSIS eine wichtige Entdeckung
gelungen sein: Unter der Südpolarregion entdeckte MARSIS Signale, die auf
einen See aus flüssigem Wasser hindeuten. Gesichert ist der Fund allerdings noch nicht.
Radarbild aus der Südpolarregion des Mars mit
dem vermuteten Wasservorkommen.
Bild: ESA / NASA / JPL / ASI / Univ. Rome; R.
Orosei et al 2018 [Großansicht] |
Gibt es Wasser auf dem Mars - und noch viel spannender - gibt es dort auch flüssiges
Wasser? Während man sich inzwischen relativ sicher ist,
dass es Wasser, wenn auch in gefrorener Form, auf unserem Nachbarplaneten gibt,
so ist doch die Frage nach flüssigem Wasser bislang ungeklärt. An der Oberfläche
des Planeten würde normales Wasser sofort verdampfen, doch wurden immer wieder
bestimmte Geländeformationen mit kurzzeitigen "Ausbrüchen" von flüssigem Wasser
aus dem Untergrund in Verbindung gebracht.
Außer Frage steht zudem, dass es in der Vergangenheit einmal flüssiges Wasser
auf dem Mars gegeben hat. Davon zeugen verschiedene Landschaftsstrukturen. Der Rover
Curiosity hat gleich zu Beginn seiner Mission eindeutige Hinweise auf eine
lebensfreundlichere und auch feuchtere Vergangenheit des Roten Planeten
gefunden.
Ein heute noch existierendes Reservoir aus flüssigem Wasser hat man
allerdings noch nicht aufgespürt. Doch dies könnte sich nun geändert haben, deuten
doch Daten des Radarinstrumentes MARSIS an Bord der ESA-Sonde Mars Express
auf
ein Wasservorkommen unter der Südpolarregion des Planeten hin.
Forscher hatten mit dem Instrument einen Teilbereich davon untersucht. Dazu
sendet MARSIS Radarpulse aus, die dann von Bodenschichten reflektiert werden.
Das zurückgeworfene Signal wird dabei von den Eigenschaften des Materials
beeinflusst, das es durchläuft.
Die Untersuchungen zeigten, dass die von den Wissenschaftlern untersuchte,
etwa 200 Kilometer durchmessende Region bis in eine Tiefe von
etwa 1,5 Kilometern aus mehreren Schichten aus Eis und Staub besteht. Zudem fiel ihnen
dabei ein rund 20 Kilometer breiter
Bereich auf, wo die Radarsignale Hinweise auf eine Zone mit flüssigem Wasser
lieferten.
"Diese Anomalie im Untergrund des Mars hat Radareigenschaften, die auf Wasser
oder ein wasserreiches Sediment hindeuten", so Roberto Orosei vom Institutio
Nazionale di Astrofisica im italienischen Bologna. "Wir haben nur einen kleinen
Bereich untersucht, es ist schon faszinierend sich vorzustellen, dass es noch
mehr Untergrundeinschlüsse mit Wasser geben kann, die noch auf eine Entdeckung
warten."
Die Entdeckung war möglich geworden, da das Team das Instrument in einem
neuen Betriebsmodus genutzt hatte, der Daten mit einer höheren Auflösung
lieferte. Wie tief dieser "Untergrundsee" ist, konnten die Forscher
allerdings nicht
bestimmen, gehen aber von einer Tiefe von mindestens einem Meter aus. Auch auf
der Erde gibt es Seen, die sich tief unter dem Eis befinden und in einigen gibt
es sogar primitives Leben. Ob dies auch für den Mars gilt, weiß man allerdings
nicht.
Ein tatsächlicher Beweis für die Existenz eines solchen Untergrundsees aus
flüssigem Wasser sind die MARSIS-Daten nicht. Sie liefern zunächst ein
faszinierendes neues Puzzlestück, das hoffentlich irgendwann einmal zu einem
kompletten Bild über Wasservorkommen und auch Leben auf unseren Nachbarplaneten führen
wird. Wenn sich die MARSIS-Messungen bestätigen, wäre dies ein sehr
bedeutender Schritt dorthin.
Über ihre Entdeckung berichten die Wissenschaftler in einem Fachartikel, der
in der Zeitschrift Science erschienen ist.
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