Experten beraten Abwehrmöglichkeiten
Redaktion
/ Pressemitteilung des Excellence Cluster Universe astronews.com
16. Mai 2018
Asteroiden stellen eine ständige Bedrohung für das Leben auf
unserem Planeten dar. Seit Montag treffen sich für vier Wochen Experten aus
aller Welt in Garching, um sich über die Asteroidengefahr auszutauschen. Das
Ziel: Konkrete Handlungsempfehlungen für die effiziente Erkennung und Abwehr der
bedrohlichen Himmelskörper. Besonders schwierig ist es, die kleineren Brocken zu
entdecken.
Experten sind sich einig: Die Gefahr durch
den Einschlag eines Asteroiden auf die Erde ist
real.
Bild: ESA - P.Carril [Großansicht] |
Im Februar 2013 explodierte ein fast 20 Meter großer Asteroid über der
russischen Stadt Tscheljabinsk. Die Schockwelle zertrümmerte Fensterscheiben,
etwa 1500 Personen wurden verletzt. "So etwas kann jederzeit wieder passieren.
Von Objekten dieser Größe kennen wir noch nicht einmal ein Prozent der
tatsächlichen Anzahl", sagt Dr. Detlef Koschny, Leiter des NEO (Near-Earth
Objects) Segment bei der European Space Agency und Lehrbeauftragter am
Lehrstuhl für Raumfahrttechnik der Technischen Universität München.
Die meisten Asteroiden befinden sich im sogenannten Hauptgürtel zwischen der
Mars- und Jupiterbahn. Immer wieder gelangen einige von ihnen aufgrund
verschiedener physikalischer Effekte in das innere Sonnensystem und stellen dann
eine kleine, aber reale Gefahr für die Menschheit dar. Diese erdnahen Objekte
kreisen auf Bahnen um die Sonne und viele von ihnen kreuzen die Erdbahn. So ist
es nicht verwunderlich, dass im Laufe der Erdgeschichte schon häufig Asteroiden
auf unserem Heimatplaneten eingeschlagen sind.
"Es ist nicht die Frage ob, sondern wann der nächste Asteroid vom Himmel
fällt", meint Koschny. "Bei den größeren Objekten wissen wir zwar von einem
höheren prozentualen Anteil, wo sie sind. Allerdings treten diese auch seltener
auf. Wenn sie aber doch einschlagen sollten, dann kann so ein Ereignis, gerade
in dicht besiedelten Gebieten, großen Schaden anrichten."
Wie können wir aber das Leben auf der Erde vor der nächsten
Einschlagskatastrophe schützen? Lassen sich bestehende Frühwarnsysteme so
optimieren, dass sie frühzeitig alle potenziellen Asteroideneinschläge erkennen
und mögliche Auswirkungen auf die Zivilisation gering halten? Und wie kann der
Mensch gefahrbringende Asteroiden abwehren? Um diese Frage zu beantworten,
verstärken Raumfahrtbehörden wie ESA und NASA ihre Zusammenarbeit mit
internationalen Forschungsgruppen.
Vier Wochen lang wird deshalb das Forschungszentrum Garching bei München zum
Treffpunkt internationaler Experten der Asteroidenforschung. Weltweit anerkannte
Astronomen, Astrophysiker und Raumfahrtexperten beraten sich vom 14. Mai bis zum
8. Juni 2018 im Garchinger MIAPP, dem "Munich Institute for Astro- and Particle
Physics", rund um die Asteroiden-Thematik.
Der Programm-Name "Near-Earth Objects: Properties, Detection, Resources,
Impacts and Defending Earth" spricht schon für sich: Die internationale
Expertengruppe setzt sich mit den unterschiedlichsten Aspekten wie Eigenschaften
und Erkennung von Asteroiden sowie mit Auswirkungen von Asteroideneinschlägen
und möglichen Verteidigungs-Strategien für die Erde auseinander.
MIAPP gehört dem Exzellenzcluster Universe an und hat sich seit seiner
Gründung zu einer renommierten Institution für den Austausch internationaler
Forscher der Astro- und Teilchenphysik etabliert. Die Erkenntnisse des
vierwöchigen Treffens wollen die Weltraumexperten in einer öffentlichen
Diskussionsschrift zusammenfassen. Die Schrift soll außerdem konkrete
Handlungsempfehlungen für künftige Projekte und für die Koordinierung
internationaler Einrichtungen enthalten, um Asteroideneinschläge möglichst
effizient zu vermeiden.
"Bisher kennen wir über 90 Prozent aller erdnahen Asteroiden, die über ein
Kilometer groß sind. Die Schwierigkeit ist allerdings, die kleineren Asteroiden
zu erkennen. Außerdem verfügen wir bisher über kaum effiziente Abwehrmaßnahmen",
unterstreicht Prof. Dr. Andreas Burkert, Ko-Sprecher des Exzellenzclusters Universe und Lehrstuhlinhaber
Computational and Theoretical Astrophysics an der
Ludwig-Maximilians-Universität München. "Wir erhoffen uns von dem
Expertentreffen wichtige Impulse für die künftige Asteroidenforschung mit dem
Ziel, die Erde und ihre Bewohner besser zu schützen."
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