Atmosphären von Exoplaneten im Visier
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Wien astronews.com
21. März 2018
Zwar kennen Astronomen inzwischen mehrere tausend
extrasolare Planeten, doch weiß man über die Eigenschaften dieser fernen Welten
bislang noch vergleichsweise wenig. Die Mission ARIEL der europäischen
Weltraumagentur ESA soll dies ändern. Sie wird die Atmosphären von heißen Exoplaneten analysieren. Der Start der Mission ist für 2028 vorgesehen.
Künstlerische Darstellung des Fluges von
ARIEL zum Bestimmungsort außerhalb der Erdbahn.
Bild: ESA/STFC RAL
Space/UCL/Europlanet-Science Office [Großansicht] |
Die Europäische Weltraumagentur ESA hat das Weltraumobservatorium ARIEL als
neue Exoplaneten-Mission mit geplantem Start im Jahr 2028 ausgewählt. ARIELs
Ziel wird es sein, fundamentale Fragen zur Entstehung und Evolution von
extrasolaren Planetensystemen zu beantworten. Während ihrer vierjährigen Mission
wird ARIEL tausend Planeten in der Umlaufbahn um andere Sterne beobachten und
die chemische Zusammensetzung von Planetenatmosphären untersuchen.
ARIEL wurde in einem internationalen Konsortium von über 60 Instituten aus 15
ESA-Mitgliedsstaaten entwickelt. "Auch wenn wir bisher ca. 3800 Exoplaneten
entdeckt haben, so bleiben ihre Eigenschaften und ihre Zusammensetzung noch
immer rätselhaft", so der Leiter der österreichischen Beteiligung Manuel Güdel
vom Institut für Astrophysik der Universität Wien. "ARIEL wird eine genügend
große Anzahl dieser Planeten untersuchen, um die komplexen chemischen Vorgänge
in ihren Atmosphären zu charakterisieren. Damit können wir die Frage
beantworten, wie diese Planeten um andere Sterne aufgebaut und wie sie
entstanden sind."
ARIEL wird verschiedene Planeten in der Größe von Jupiter oder Neptun sowie
sogenannte Supererden, also Planeten im Größenbereich zwischen der Erde und
Neptun, beobachten. "Der Stern selbst, und insbesondere seine Magnetfelder mit
seiner Ultraviolett- und Röntgenstrahlung, sind mitverantwortlich dafür, wie
sich Atmosphären verhalten und entwickeln", erklärt Theresa Lüftinger, ebenfalls
vom Institut für Astrophysik der Universität Wien.
Warme und heiße Exoplaneten in einer engen Umlaufbahn um ihren Stern stehen
im Zentrum der Aufmerksamkeit der ARIEL-Mission. Gerade auf solchen Planeten
kann die Atmosphärenchemie besonders gut untersucht werden. Die bis zu 2000 Grad
heißen Atmosphärenschichten lassen die verschiedenen Moleküle optimal
zirkulieren und hindern sie am Absinken in tiefe Schichten oder an der Bildung
von undurchsichtigen Wolken. Umgekehrt steigen auch Moleküle aus tiefen
Schichten des Planeten in die obere Atmosphäre hinauf, womit sie von ARIEL
detektiert werden können und damit Aufschluss über den Aufbau und die
Entstehungsgeschichte des Planeten geben.
ARIEL wird mit einem metergroßen Spiegelteleskop sichtbares Licht und
Infrarotlicht von Sternen aufnehmen. Ein Spektrometer spaltet das Licht in einen
"Regenbogen" auf, in dem dann die "Fingerabdrücke" von Atmosphärengasen
auftauchen, sobald der Planet an seinem Stern vorüberzieht. Bei der Analyse
kommt die Instrumentenexpertise des Wiener Instituts für Astrophysik zum Tragen.
"Die mit ARIEL geplanten Messungen von Spektren von Exoplanetenatmosphären sind
nur durch das von uns entwickelte hochgenaue Nachführsystem des Teleskops
möglich. Die kleinste Abweichung in der Ausrichtung des Instruments würde die
schwachen Planetensignale verschmieren", sagt der Verantwortliche für die
Softwareentwicklung, Roland Ottensamer.
ARIEL wird nach derzeitiger Planung im Jahr 2028 vom Weltraumbahnhof Kouru in
Französisch-Guayana gestartet und in einer Distanz von rund 1,5 Millionen
Kilometern von der Erde geparkt. Dort wird der Satellit vom Sonnenlicht
abgeschirmt. Die wissenschaftlichen Entdeckungen von ARIEL werden, so die
Hoffnung der beteiligten Wissenschaftler, das Verständnis des Ursprungs und der
Evolution von Planetensystemen revolutionieren und helfen, unser eigenes
Sonnensystem mit vielen unterschiedlichen Systemen in unserer Galaxie zu
vergleichen.
ARIEL steht für "Atmospheric Remote sensing Infrared Exoplanet Large survey
mission" und ist Teil des Programms Cosmic Vision der europäischen
Weltraumagentur ESA.
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