Schwarze Sonne über Amerika
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
18. August 2017
Am Montag wird der Mond zum zweiten Mal in diesem Monat im
Zentrum des astronomischen Interesses stehen: In den USA ist am Abend unserer
Zeit eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten. Nur im Westen Europas wird die
Finsternis als partielle Finsternis kurz vor Sonnenuntergang zu sehen sein. Die
Great American Eclipse gehört zur gleichen Serie wie die Sonnenfinsternis in
Deutschland 1999.
Eine totale Sonnenfinsternis ist ein
spektakuläres Ereignis. Diese Aufnahme stammt von
der Finsternis am 11. August 1999.
Foto: ESO [Großansicht] |
Eine totale Sonnenfinsternis ist für Beobachter spektakulär: "Etwa 30
Sekunden bevor die Sonne ganz hinter der Mondscheibe verschwindet, wird es
mitten am Tag merklich dunkler, so, als habe jemand heftig am Dimmer einer Lampe
gedreht", erläutert Dr. Manfred Gaida, Astrophysiker im Raumfahrtmanagement des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Bonn, das Phänomen. Der Mond
schiebt sich vor die Sonne, bis nur noch ein leuchtender Strahlenkranz, die
Korona, zu erkennen ist. Dort, wo sein kegelförmiger Kernschatten die Erde
trifft, verdunkelt sich der Himmel. Etwa 75 bis 90 Minuten vorher beginnen die
partiellen Phasen der Verfinsterung. Ebenso lang dauert es nach der Finsternis,
bis die "Rundumdämmerung" wieder vollkommen verschwunden ist.
Sonnenfinsternisse kommen in drei Arten vor: partiell, ringförmig und total -
und im seltenen Fall als eine Kombination von ringförmig und total. Dabei ist
die jeweilige Konstellation von Erde, Mond und Sonne entscheidend. "Je weiter
der Mond von der Erde entfernt ist und je näher die Sonne zur Erde steht, desto
eher kommt es zu einer ringförmigen SoFi", erklärt Gaida. "Ist der Mond der Erde
jedoch relativ nahe und die Sonne relativ fern, so wie jetzt, ist die
Wahrscheinlichkeit für eine totale Sonnenfinsternis groß. Eine Rolle spielt
auch, wo die Sonnenfinsternis auf der Erdoberfläche stattfindet. In den
Polarregionen sind partielle Verfinsterungen die häufigsten."
Die letzte von Deutschland aus beobachtbare totale Sonnenfinsternis war am
11. August 1999. "Genau 18 Jahre, zehn Tage und acht Stunden später findet nun
am 21. August 2017 ihre sogenannte 'Tochterfinsternis' im Saroszyklus Nr. 145
statt", erklärt Gaida und ergänzt: "Weil sich in acht Stunden Zeitunterschied
die Erde um circa 120 Grad in geographischer Länge weiter von West nach Ost
gedreht hat, verläuft der Totalitätsstreifen jetzt über dem nordamerikanischen
Kontinent."
Die Weltraumbehörde NASA berichtet live über die "Great American Eclipse".
Diese ist seit dem 8. Juni 1918 die erste totale Sonnenfinsternis, die wieder
vom Pazifik bis zum Atlantik quer über die USA hinwegzieht. Doch was ist es, das
die Menschen seit jeher an diesem kosmischen Schauspiel fasziniert? "In
vergangenen Zeiten deutete man Finsternisse als Zeichen des Schicksals, denn die
Sonne galt als Quell des Lebens und als Gottheit. Schon die alten Babylonier
kannten mathematische Regeln, mit denen sich Sonnen- und Mondfinsternisse
vorhersagen ließen", berichtet Gaida.
Sie fanden heraus, dass Finsternisse ähnlicher Art und Form im Abstand von
6.585 1/3 Tagen aufeinander folgen und nannten diese spezielle Abfolge "Saros".
Nach Ablauf einer "Sarosperiode" nehmen Mond, Erde und Sonne nahezu wieder die
gleiche Stellung zueinander ein, sodass sich Sonnen- und Mondfinsternisse nach
diesem Zeitraum unter fast denselben Bedingungen wie 18 Jahre zuvor wiederholen.
Außer dem Saros lassen sich auch andere Finsternis-Zyklen berechnen, doch keiner
ist laut Gaida so elegant und einprägsam wie dieser.
Nach einer eher geographisch-mathematischen Analyse der Sonnenfinsternisse im
17. und 18. Jahrhundert, waren diese Ereignisse ab der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts eine willkommene Gelegenheit für die damals noch junge
spektroskopische Forschung. Mit ihrer Hilfe entdeckte man 1868 bei einer
Finsternis in der Sonne - unter anderem - das Element Helium. Mithilfe von
Fotografien konnten Astronomen damals auch klar nachweisen, dass die
Sonnenkorona und die bogenförmigen, leuchtenden Materieströme, die
Protuberanzen, tatsächlich zur Sonne gehören und nicht zum Mond und auch keine
rein atmosphärischen Erscheinungen sind, die nur bei Sonnenfinsternissen zutage
treten.
"Die Sonnenfinsternis vom 29. Mai 1919 gilt aber bislang als die
wissenschaftlich bedeutendste, denn sie untermauerte Albert Einsteins 1915
veröffentlichte Allgemeine Relativitätstheorie", so Gaida, "und diese Theorie
ist ja selbst nach 100 Jahren noch immer von vitalem Forschungsinteresse, wie es
die jüngsten Entdeckungen der Gravitationswellen zeigen."
Die Finsternis am Montag findet am Abend (MESZ) statt. Nur wer sich ganz im
Westen Europas befindet, wird von der Finsternis etwas mitbekommen: Er kann kurz
vor Sonnenuntergang eine partielle Finsternis beobachten, bei der allerdings nur
wenige Prozent der Sonnenscheibe vom Mond bedeckt sind. Die genauen Daten sind
beispielsweise auf der Seite
eclipsewise.com abrufbar.
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