Roboter sollen mutiger werden
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung des FZI Forschungszentrums Informatik am Karlsruher
Institut für Technologie astronews.com
14. Juli 2017
Roboter, die andere Planeten des Sonnensystems erkunden,
werden in der Regel noch von der Erde aus gesteuert - zumindest, was die
wichtigen Entscheidungen angeht. Wissenschaftler arbeiten an einem System, das
Roboter selbstständiger machen soll. Sie wollen ihnen auch beibringen, Risiken einzugehen,
die vielleicht sie gefährden, aber der Mission nützen können.

Der Laufroboter Lauron wurde am
Forschungszentrum Informatik entwickelt und kann
sich selbst in unwegsamem Gelände sicher
fortbewegen. Im Projekt intelliRISK wird er als
Test- und Evaluationssystem eingesetzt.
Foto: FZI Forschungszentrum Informatik [Großansicht] |
Ein System, mit dem Roboter in Weltraumeinsätzen selbstständig Entscheidungen
treffen, daran forscht seit dem 1. Juli 2017 ein Team um den Arne Rönnau am FZI
Forschungszentrum Informatik. Mit intelliRISK sollen Roboter die Fähigkeit
erlangen, auf planetaren Erkundungsmissionen autonomer und flexibler zu handeln.
Ziel des Projektes ist es, Roboter so zu trainieren, dass sie Risiken
selbstständig einschätzen können und die Fähigkeit haben, Situationen bewusst
abzuwägen sowie Entscheidungen zu treffen.
Bei dem Projekt im Einsatz ist Lauron, ein am FZI entwickelter Laufroboter,
der in der Lage ist, sich selbst auf unwegsamem Gelände sicher fortzubewegen.
Lauron wird als Test- und Evaluationssystem für Entwicklungen dienen und soll im
Zuge dessen auch für planetare Explorationsmissionen erweitert werden.
Bislang entscheiden bei planetaren Erkundungseinsätzen die jeweiligen
Missionsteams über die Handlungen der eingesetzten Roboter. Als Grundlage ihrer
Entscheidungen verwenden die Teams Daten, die erst mit größerer Verzögerung oder
in reduziertem Umfang zur Verfügung stehen. "Bei der aktuellen Vorgehensweise
werden nicht alle Informationen, die dem Roboter vorliegen, an die Missionsteams
übertragen und können somit im Entscheidungsprozess nicht berücksichtigt
werden", so Rönnau. Diese Lücke soll das Projekt intelliRISK zukünftig
schließen. Das System kann Risiken einschätzen und auf Basis der gewonnenen
Erkenntnisse Situationen selbstständig beeinflussen.
Besonders in Fällen, in denen der Erfolg der Mission wichtiger ist als der
potenzielle Schaden an der Hardware, ist die Intelligenz des Systems
entscheidend. Das System intelliRISK befähigt den Roboter in solchen Situationen
– wenn er sich beispielsweise mit einem steilen Hang oder einem weiten Graben
konfrontiert sieht – Risiken zu erkennen, einzuschätzen und bewusst einzugehen.
Dabei kann der Roboter zu Beginn der Mission noch vorsichtig und zurückhaltend
handeln, später aber, gegen Ende seiner Lebenszeit, auch mutigere Entscheidungen
fällen.
Gerade für den Wissenschaftsstandort Deutschland im Bereich der planetaren
Forschung ist das Projekt von großer Bedeutung: "Mit dem Projekt intelliRISK
leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Autonomie auf dem Gebiet
der Robotik", so Rönnau. Neben der Raumfahrt könnte das System auch in anderen
Bereichen zum Einsatz kommen: "Das Risikobewusstsein kann in Zukunft auch in
Industrie-4.0-Anwendungen genutzt werden, um sicherer mit Menschen kooperieren
und Unfälle vermeiden zu können", meint der Robotik-Experte. Doch auch im
Katastrophenschutz und der Bergung könnte der Roboter das Wohl der Menschen über
sein eigenes setzen, um auch in schwierigen Situationen eine Rettung zu
ermöglichen.
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