Heinrich Hertz kann gebaut werden
Redaktion
/ Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt astronews.com
3. Juli 2017
Der deutsche Kommunikationssatellit Heinrich Hertz
wird gebaut: In der vergangenen Woche wurde eine entsprechende Vereinbarung
durch das DLR und den federführenden Industriepartner unterzeichnet. Auf dem
Satelliten sollen ab 2021 neue Technologien für die Kommunikation getestet
werden. Außerdem wird die Bundeswehr ihn für Kommunikationszwecke nutzen.

Ab 2021 soll Heinrich Hertz die Erde auf
einer geostationären Umlaufbahn in einer Höhe von
rund 36.000 Kilometern umkreisen.
Bild: OHB System AG [Großansicht] |
Die deutsche Satellitenkommunikations-Mission Heinrich Hertz
erreicht nun ihre finale Phase: Am 28. Juni 2017 unterzeichneten Dr. Gerd
Gruppe, Vorstand für das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft-
und Raumfahrt (DLR) und Marco Fuchs, Vorstandsvorsitzender der Firma OHB System
AG, den Vertrag über Herstellung, Test und Start des nationalen Satelliten.
"Wenn die Mission Heinrich Hertz im Jahr 2021 startet, wird sie den
Grundstein legen für die Sicherung der Zukunft der
Satellitenkommunikation", betonte Gruppe. "In Zeiten von Digitalisierung und Big
Data müssen immer größere Datenvolumen schnell und zuverlässig transportiert
werden können. Dies ermöglichen neuen Technologien, wie sie auf Heinrich
Hertz im Weltraum erprobt werden. Mit der Mission stellt Deutschland
international seine Schlüsselkompetenzen in den Nutzlast- und
Plattform-Technologien geostationärer Satelliten unter Beweis und sichert seine
Systemfähigkeit in diesen Bereichen."
Mit der Vertragsunterschrift beginnen nun die Festlegung des Detail-Designs,
Herstellung und Testphase der Hard- und Software für das gesamte
Satellitenkommunikationssystem - also für das Raum- und Bodensegment - sowie die
Startvorbereitungen. Neben den neuen Technologien, die unter den extremen
Bedingungen des Weltalls mit enormen Temperaturschwankungen, Schwerelosigkeit
und Vakuum getestet werden sollen, trägt der Satellit rund 20 Experimente zur
Kommunikations-, Antennen- und Satellitentechnik mit an Bord.
Während der Satellit die Erde in einer Höhe von rund 36.000 Kilometern auf
einer geostationären Umlaufbahn umkreist, werden diese an Bord des Satelliten
autonom durchgeführt, deren Daten zur Erde gesendet und von den beteiligten
Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen ausgewertet.
Für die Bundeswehr wird unter anderem eine unabhängige
Telekommunikationsnutzlast realisiert, welche die bestehenden Kapazitäten
ergänzt. Das Bundesministerium der Verteidigung beabsichtigt, mit dem
militärischen Missionsanteil Satellitenübertragungskapazitäten im Ku- und
Ka-Frequenzband für eigene Kommunikationszwecke aufzubauen. Bisher kommerziell
angemietete Ku-Band-Satellitenkapazitäten sollen ersetzt und neue Kapazitäten im
Ka-Band geschaffen werden. Auf diese Weise soll ein Beitrag zur Deckung des
stetig zunehmenden Bedarfs an Satellitenübertragungskapazitäten zur Führung und
Unterstützung der Einsätze der Bundeswehr geleistet werden.
"Das neue Nutzlast-Konzept von Heinrich Hertz wird es erstmals
ermöglichen, flexibel auf die Anforderungen des Marktes reagieren zu können und
damit zukunftsfähig zu sein", sagt Heiko Ultes, Projektmanager Heinrich
Hertz im DLR Raumfahrtmanagement. Bislang erfolgte die Konfiguration von
Satelliten bereits auf der Erde. Nachträgliche Anpassungen an Marktentwicklungen
während der Betriebszeit im All waren nicht möglich. Anders bei Heinrich
Hertz: Mit Hilfe verschiedener, flexibler Technologien, wie kleiner
On-Board-Rechner, kann der Satellit während seiner 15-jährigen Mission durch die
Bodenstation laufend so umprogrammiert werden, dass er seine vorhandenen
Signalressourcen effizient wechselnden Anforderungen anpassen kann. "Somit ist
Heinrich Hertz sein Leben lang 'lernfähig'", so Ultes.
Mit der Größe eines Kleintransporters gehört Heinrich Hertz zu den
Kleinsatellitenmissionen und basiert auf dem Prinzip der sogenannten SmallGEOs
(Small Geostationary Satellite Orbit). Die Plattform dieser Kleinsatelliten ist
modular aufgebaut und kann so flexibel und schnell realisiert werden. Auch sie
ist "Made in Germany", denn entwickelt wurde SmallGEO von der OHB System AG im
Rahmes ARTES-Programms der Europäischen Weltraumorganisation ESA.
Auch bei der Realisierung des Projekts beschreitet Deutschland mit
Heinrich Hertz neue Wege: Die Mission wird gemeinsam durch das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und das Bundesministerium
der Verteidigung (BMVg) durchgeführt. Dabei liegt die Federführung für das
Gesamtprojekt beim BMWi. Gebaut, getestet und gestartet wird Heinrich Hertz
von der Firma OHB System AG in Bremen, die auch für die Entwicklung und
Design des Satelliten verantwortlich war. Die neuartigen Technologien und
zugehörigen Kommunikations-Experimente stammen von mehr als 40 kleinen und
mittelständischen Unternehmen sowie wissenschaftlichen Instituten aus
Deutschland. Die Projektplanung und -durchführung obliegt dem DLR
Raumfahrtmanagement.
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