Schaltkreise für den Weltraumeinsatz
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Technischen Universität Ilmenau astronews.com
14. August 2012
Seit Beginn des Monats erprobt die Technische Universität
Ilmenau an Bord des deutschen Satelliten TET-1 neuartige keramische
Mikrowellenschaltkreise für die Satellitenkommunikation unter
Weltraumbedingungen. Das Experiment ist eines von insgesamt elf
Technologiekomponenten, die im Rahmen der im vergangenen Monat gestarteten
Mission getestet werden sollen.
Der
Kleinsatellit TET-1 wird ein Jahr lang elf
Nutzlasten auf ihre Funktionsfähigkeit im Weltall
verifizieren.
Bild: DLR / Astro- und Feinwerktechnik
Adlershof GmbH |
Ziel der TET1-Mission ist es, künftige Satellitentechnologien ein
Jahr lang unter realen Weltraumbedingungen zu testen. Dazu zählen
Kommunikations- und Satelliten-Antriebssysteme, Navigationsgeräte, Solarzellen,
Computer-Baugruppen und eine Kamera, mit der Waldbrände detektiert werden
können. Die Mission ist Teil des Programms "On-Orbit-Verification" (OOV) des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), bei dem die
Weltraumtechnologien direkt im All erprobt werden, da dort gänzlich andere
Bedingungen als auf der Erde herrschen (astronews.com berichtete).
Große
Temperaturunterschiede, Schwerelosigkeit und Weltraumstrahlung verlangen
besonders robuste und zuverlässige Baugruppen und Komponenten, die zuvor
umfangreiche Qualifizierungstests beanstandungslos durchlaufen haben müssen.
Ohne derart ausgelegte und geprüfte Technologien würden Raumfahrtsysteme wie die
internationale Raumstation ISS, Satellitennavigation (GPS, Galileo oder
andere), Satellitenfernsehen oder Satellitenkommunikation für
Sicherheitsbehörden nicht zuverlässig funktionieren.
Ein wesentlicher
Bestandteil für künftige Satellitentechnologien sind die an der TU Ilmenau
entwickelten Mikrowellenschaltkreise. Im Vergleich zu herkömmlichen
Schaltkreisen aus voluminösen Baugruppen arbeiten die Ilmenauer Wissenschaftler
an leichteren, kleineren und preisgünstigeren Satellitenanwendungen, die künftig
Multimedia-Übertragung und Datenverarbeitung an Bord so genannter
"intelligenter" Satelliten ermöglichen. So können beispielsweise bei gleich
bleibender Satellitengröße komplexere Antennen oder mehr Transponder integriert
werden, um eine bessere Übertragungsqualität und eine höhere
Übertragungskapazität zu erreichen.
Die neue Technologie wird am
Institut für Mikro- und Nanotechnologien der TU Ilmenau im Rahmen des
Forschungsprojektes "Keramische Mikrowellenschaltkreise für die
Satellitenkommunikation" erforscht. "Der Mitflug der Schaltungen auf dem TET-1
Satelliten ist ideal, um den Technologiereifegrad im Satelliten unter realen
Bedingungen zu testen und zu verifizieren", so der Ilmenauer Projektleiter,
Professor Matthias Hein. "Wir sind schon sehr gespannt auf die Messergebnisse."
Die notwendigen Daten empfangen die Forscher während der Erdumrundungen
des Satelliten per Funk über das Netz der DLR-Bodenstationen in Neustrelitz und
Oberpfaffenhofen und werten sie anschließend aus. Die wissenschaftlichen
Arbeiten werden vom Raumfahrtmanagement des DLR in Bonn mit rund 400.000 Euro
gefördert.
Nach Ablauf der einjährigen Flugphase wird TET-1 langsam
wieder in die Erdatmosphäre eintreten und verglühen. Die Mission für die
Ilmenauer Forscher ist damit jedoch noch längst nicht beendet, denn
Wissenschaftler arbeiten bereits an der Entwicklung von zwei Geräten für einen
modernen und vielseitigen Kommunikationssatelliten, der im Rahmen der deutschen
Satellitenmission "Heinrich Hertz" voraussichtlich 2016 in eine Umlaufbahn in
Höhe von 36.000 km gebracht werden und dort dann für 15 Jahre in einem
geostationären Orbit zuverlässig arbeiten soll.
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