Jupiter, Venus und die Sterne des Winters
von
Stefan Deiters astronews.com
1. Januar 2016
Der Gasriese Jupiter erreicht im März seine
Oppositionsstellung zur Sonne und wird damit in den kommenden Wochen immer mehr
zum dominierenden Objekt am nächtlichen Himmel. Konkurrenz bekommt er nur am
Morgen von der hellen Venus. Außerdem locken im Januar die Sterne des
Winterhimmels und die Erde durchläuft gleich zu Monatsbeginn den sonnennächsten
Punkt ihrer Bahn.
Blick nach Südosten am Morgen des 7. Januar: Zur schmalen
Sichel des abnehmenden Mondes gesellen sich die helle Venus
und der Saturn.
Bild: astronews.com / Stellarium [Großansicht] |
Kommt nun endlich der Winter? Das dürften sich vermutlich viele fragen,
nachdem doch der Dezember eher herbstlich war und die Temperaturen so gar nicht
zum Glühweintrinken einluden. Einige Winterwochen liegen aber noch vor uns,
obwohl die Tage seit der Wintersonnenwende kurz vor Weihnachten bereits wieder
länger werden, wenn auch zunächst nur sehr langsam.
Doch woran liegt es,
dass es zu Beginn des Jahres in der Regel so kalt ist? Manche glauben noch immer, dass die
kalten Temperaturen im Winter etwas mit der Entfernung der Erde von der Sonne
zu tun haben. Dass dies nicht sein kann, verrät schon ein Blick nach
Australien, wo man gerade im Hochsommer Weihnachten und den Jahreswechsel
gefeiert hat.
Für uns auf der Nordhalbkugel ist sogar das Gegenteil richtig: Die Erde erreicht Anfang Januar den
sonnennächsten Punkt ihrer Bahn, das Perihel - in diesem
Jahr am 2. Januar um 23.49 Uhr MEZ. Sie
hat dann eine Entfernung von 147 Millionen Kilometern von der Sonne. Ihren sonnenfernsten Punkt durchläuft
die Erde übrigens Anfang Juli. Für die
Jahreszeiten, es sei noch einmal wiederholt, ist einzig und allein die Stellung
der Erdachse verantwortlich.
Die langen Winternächte laden geradezu zu einem
Spaziergang am nächtlichen Himmel ein: Wer sich dazu trotz der Temperaturen durchringen kann, wird
mit einer reichen Auswahl von besonders schönen und interessanten Sternen
belohnt. Wie schon im Dezember kann man auch im Januar am südlichen
Sternenhimmel das so genannte Wintersechseck [Findkarte
Wintersechseck] in seiner vollen Schönheit bewundern: Es besteht aus den
Sternen Prokyon im Kleinen Hund, Pollux in den Zwillingen, Kapella
im Fuhrmann, Aldebaran im Stier, Rigel im Orion und Sirius
im Großen Hund.
Der Große Hund ist eigentlich ein Sternbild der
Südhalbkugel, das aber in Winternächten auch in unseren Breiten zu sehen ist.
Interessant an dieser Konstellation ist vor allem der Stern Sirius, der Astronomen schon seit Jahrtausenden fasziniert
und bei dem es sich um ein Doppelsternsystem oder gar um ein Dreifachsystem
handelt (astronews.com
berichtete). Sirius ist der hellste Stern, der von der Erde aus zu
beobachten ist.
Vielen wird aber in den nächsten Wochen ein anderes Objekt auffallen, das
in den späteren Abendstunden im Osten zu sehen ist: der Gasriese
Jupiter. Dieser erreicht im März seine
Oppositionsstellung zur Sonne. Zur Oppositionsstellung eines Planeten stehen Sonne, Erde und Planet
praktisch in einer Linie. Der Planet ist dadurch die ganze Nacht über zu sehen,
hat seinen geringsten Erdabstand und ist besonders hell. Jupiter befindet sich
gegenwärtig im Sternbild Löwe und wird in den folgenden Wochen seine
Aufgänge immer weiter in die früheren Abendstunden verlegen.
Konkurrenz am nächtlichen Himmel macht ihm nur unser Nachbarplanet Venus.
Sie ist noch immer "Morgenstern", ist also in der Zeit vor Sonnenaufgang im Südosten zu
sehen. Sie durchläuft in diesem Monat die Sternbilder Skorpion, Schlangenträger
und Schütze. Am Morgenhimmel ist auch unser anderer Nachbar im Sonnensystem, der
Mars, zu sehen: Er wandert im Januar vom Sternbild Jungfrau in
die Waage.
Auch der Ringplanet Saturn ist wieder auszumachen: Er erscheint vor
Sonnenaufgang am Osthimmel und befindet sich im Sternbild Schlangenträger.
Geübte Beobachter können zudem kurz nach Sonnenuntergang noch den sonnennächsten
Planeten Merkur über dem westlichen Horizont erkennen -
allerdings nur in den ersten Tagen des Jahres. Zum Monatsende taucht er dann
wieder am Morgenhimmel auf.
Auch Sternschnuppenfreunde könnten diesen Monat auf ihre Kosten kommen: Anfang Januar sind die sogenannten Quadrantiden zu sehen, deren
Ausstrahlungspunkt im Sternbild Bootes liegt. Die Quadrantiden sind der
intensivste jährliche Sternschnuppenschauer, aber trotzdem relativ unbekannt.
Der vermutliche Ursprungskörper dieses Sternschnuppenstroms
wurde erst vor wenigen Jahren entdeckt (astronews.com
berichtete). Die Quadrantiden sind zwischen dem 1. und 10. Januar vor allem
in der zweiten Nachthälfte aktiv, das Maximum wird in diesem Jahr für die Nacht
vom 3. auf den 4. Januar erwartet. Weniger eindrucksvoll sind die Delta-Cancriden,
die aus dem Sternbild Krebs zu kommen scheinen. Sie sind etwa die ersten drei
Januarwochen aktiv und werden ihr Maximum am 17. Januar erreichen.
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