Irdische Überlebenskünstler helfen Marsforschern
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
26. November 2015
Um potentielles Leben auf dem Mars aufzuspüren, muss man
zunächst einmal wissen, wonach man eigentlich suchen soll. Im Rahmen eines
europäischen Forschungsprojekts wird versucht, genau diese Frage zu klären. Die
Wissenschaftler untersuchen dazu unter anderem irdische Organismen, die unter
sehr lebensfeindlichen Bedingungen existieren.
Mit der Untersuchung von
irdischen Organismen, die unter extremen
Bedingungen existieren, erhoffen sich die
Wissenschaftler Hinweise für die Suche nach Leben
auf unserem Nachbarplaneten.
Foto: DLR [Großansicht] |
Der Planet Mars rückt zunehmend in den Fokus der internationalen Raumfahrt. Bei
der Erforschung unseres Nachbarplaneten nimmt die Suche nach Leben einen
besonderen Stellenwert ein. Eine grundlegende Voraussetzung um Spuren des Lebens
zu erkennen ist, zu wissen wonach man suchen muss. Dieses Wissen zu vertiefen
ist das Ziel der Astrobiologen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
(DLR), die gemeinsam mit internationalen Kollegen im Rahmen des Projektes MASE
(Mars Analogues for Space Exploration) forschen. Die Projektgruppe tagte vom 23.
bis 25. November 2015 beim DLR in Köln.
Die klimatischen Bedingungen auf dem Mars unterscheiden sich deutlich von denen
auf der Erde: sehr dünne Atmosphäre, kein Sauerstoff, extrem niedrige
Temperaturen, hohe Strahlung, ausgeprägte Trockenheit, um nur einige zu nennen.
Dennoch gibt es Orte auf der Erde, an denen Organismen an derart harsche
Umweltbedingungen angepasst sind. Zwar sind die Organismen dort in der Regel
nicht allen "Stressfaktoren", die auf dem Mars vorherrschen, gleichzeitig
ausgesetzt. Dennoch lassen sich wichtige Rückschlüsse auf die
Überlebensfähigkeit von Organismen ziehen.
Die im Kölner Labor untersuchten Proben stammen aus verschiedenen Teilen Europas
und Kanada. Organismen, die besonders an ein stark säurehaltiges Milieu
angepasst sind, kommen beispielsweise aus dem Rio Tinto in Spanien und aus einem
See auf Island. Im Sippenauer Moor in Deutschland hingegen herrscht ein
anaerobes sulfidreiches Umfeld vor. Die russischen und kanadischen
Permafrostböden lieferten Proben aus einem dauerhaft kalten Klima.
In der Planeten- und Weltraumsimulationsanlage stellen die Astrobiologen des DLR
um Projektleiterin Dr. Petra Rettberg die Bedingungen auf dem Mars nach. Im
Mittelpunkt der Forschung steht dabei die Frage, wie Organismen, die an einen
bestimmten Stressfaktor angepasst sind, auf den Einfluss weiterer auf dem Mars
auftretender Stressfaktoren reagieren.
"In der ersten Phase des MASE-Projekts konnten wir schon sehr interessante
Mikroorganismen mit ungewöhnlichen Eigenschaften isolieren, die unser
Verständnis der Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit von Lebewesen
erheblich erweitern", erklärt Dr. Rettberg. Der Mars hatte in seiner
Vergangenheit vermutlich Phasen, in denen die Bedingungen für Leben besser waren
als heute. Deshalb untersuchen die Astrobiologen auch den Prozess der
Fossilienbildung, damit eventuelle Spuren verwandter Organismen in Proben vom
Mars identifiziert werden können.
Die zu erwartenden Ergebnisse sind auch von Bedeutung für künftige Missionen zur
Erkundung des Roten Planeten wie zum Beispiel ExoMars, an der auch
deutsche Wissenschaftler beteiligt sind. Im Vorfeld der Mission müssen die
Astrobiologen vom DLR durch die Erfassung der biologischen Kontamination der
Raumfahrzeuge sicherstellen, dass die Messergebnisse auf dem Planeten nicht
durch biologische Spuren von der Erde beeinflusst werden.
Das MASE-Projekt wird durch das Forschungsrahmenprogramm 7 der Europäischen
Union über vier Jahre (von 2014 bis 2017) gefördert. An dem Projekt sind
Wissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, Österreich, den Niederlanden,
Spanien und Großbritannien sowie Island beteiligt. Die Koordination wird von der
University of Edinburgh und von der European Science Foundation
durchgeführt.
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