Marsrover soll aktive Düne erkunden
von Stefan Deiters astronews.com
18. November 2015
Auf seinem Weg in höhergelegene Bereiche in den Hängen des
Zentralbergs des Gale-Kraters auf dem Mars soll Curiosity nun
erstmals eine aktive Düne untersuchen. Die Bagnold-Dünen überdecken einen großen
Bereich entlang der nordwestlichen Hänge des Zentralbergs und bewegen sich pro Erdjahr um rund einen Meter.
Ein Ausläufer des Bagnold-Dünenfelds ist als
dunkler Streifen im unteren Bereich des Bildes zu
erkennen.
Bild: NASA / JPL-Caltech / MSSS [Großansicht] |
Eigentlich ist der Marsrover Curiosity dabei, in den Hängen des Zentralbergs des
Gale-Kraters nach Hinweisen dafür zu suchen, dass es früher auf dem Mars einmal
deutlich lebensfreundlicher war als heute. In diesen Tagen aber soll der Rover
ein ganz aktuelles geologisches Phänomen erkunden: Auf dem Weg in höhergelegene
Hangbereiche wird der Rover den Ausläufer eines Dünenfelds aus der Nähe
erkunden, das noch aktiv ist. Die Bagnold-Dünen an den Nordwestenhängen des
Zentralbergs bewegen sich pro Erdjahr um rund einen Meter.
Marsrover haben zwar bislang kleinere dünenartige Windverwehungen untersucht,
aktive Sanddünen, wie die dunklen Bagnold-Dünen, standen aber bislang nicht auf
dem Erkundungsprogramm. Eine der Dünen, die Curiosity näher untersuchen soll, hat die
Höhe
eines zweistöckigen Hauses und die Größe eines Fußballfeldes.
"Wir haben Untersuchungen geplant, die uns nicht nur mehr über die aktuelle
Aktivität von Dünen auf dem Mars verraten sollen, sondern uns auch bei der
Interpretation von Gesteinsschichten helfen werden, die sich einst aus Dünen
gebildet haben", so Bethany Ehlmann vom Califonia Institute of Technology und
dem Jet Propulsion Laboratory der NASA.
Am Montag waren es noch knapp 200 Meter bis zum Erreichen von "Düne 1".
Curiosity hat bereits damit begonnen, die Windrichtungen und Windgeschwindigkeiten
in der Region aufzuzeichnen und immer detailliertere Aufnahmen zu machen. An der Düne soll der Rover
dann eine Probe des Dünenmaterials nehmen und diese mit den
Analyseinstrumenten in seinem Inneren untersuchen. Auch die Entnahme einer
zweiten Probe aus etwas tieferen Bereichen ist geplant. Dazu soll mit einem Rad
etwas Sand weggeschaufelt werden.
Das Dünenfeld ist nach Ralph Bagnold benannt, einem britischen Armeeingenieur,
der in den 1930er Jahren einer der Pioniere der Wüstenforschung war und sich
intensiv mit dem Transport von Sand durch Wind befasste. Die Bagnold-Dünen auf dem
Mars werden die ersten Dünen auf einem anderen Planeten sein, an denen ähnliche
Untersuchungen angestellt werden. Interessant sind dabei beispielsweise die
Unterschiede, die durch die geringere Anziehungskraft und eine dünnere
Atmosphäre entstehen.
Beobachtungen aus dem Marsorbit haben ergeben, dass die Zusammensetzung des
Dünensandes nicht überall einheitlich ist. "Wir wollen mit Curiosity
herausfinden, ob der Wind die verschiedenen Mineralien in den Dünen sortiert,
einfach dadurch, dass er verschieden große Partikel unterschiedlich
transportiert", so Ehlmann. Dies dürfte auch zur Interpretation von
Sandsteinschichten von Bedeutung sein, deren unterschiedliche Zusammensetzung
sich eventuell auch durch den Einfluss von Wind und nicht allein durch den
Einfluss von Wasser erklären könnte.
Curiosity war im August 2012 im Gale-Krater des Mars gelandet, um
herauszufinden, ob es vor langer Zeit, also vor Milliarden von Jahren, auf dem
Roten Planeten einmal Umweltbedingungen gab, die primitives Leben erlaubt
hätten. Dazu sollte der Rover vor allem geologisch interessante Ablagerungen
untersuchen, die man aus dem Orbit an den Hängen des Zentralbergs des
Gale-Kraters entdeckt hatte.
Entsprechende Hinweise fand Curiosity allerdings bereits bei ersten
Tests der Instrumente. Inzwischen untersucht der Rover die Hänge des
Zentralbergs und sammelt dort weitere Informationen, die etwas über die
Klimageschichte des Roten Planeten verraten könnten.
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