Dunkle Energie im Fokus
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
17. November 2015
Das Hobby-Eberly-Teleskop in Texas ist in den
letzten Jahren umfassend modernisiert worden und hat dabei unter anderem einen
neuen Spektrografen erhalten, mit dessen Hilfe die Astronomen die Dunkle Energie
detailliert erforschen wollen. Beteiligt daran sind auch Astronomen der
Universitäten in Göttingen und München.

Blick in das aufgerüstete Hobby-Eberly-Teleskop.
Foto: The University of Texas McDonald
Observatory / Ethan Tweedie Photography [Großansicht] |
Astrophysiker der Universität Göttingen sind an der Aufrüstung des
drittgrößten optischen Teleskops der Welt beteiligt. Das Hobby-Eberly-Teleskop
im Westen des US-Bundesstaats Texas ist in den vergangenen zwei Jahren mit einer
neuen Teleskopoptik und mit neuen Superspektrografen im Gesamtwert von rund 26
Millionen US-Dollar ausgestattet worden.
Der neue Spektrograf besteht aus mehr als hundert Einzelspiegeln und
ist der weltweit effektivste Weitwinkelspektrograf. Das Teleskop wird von den
Universitäten von Texas und Pennsylvania sowie der Universität Göttingen und der
Ludwig-Maximilians-Universität München betrieben. Erste Testmessungen mit dem
neuen Spektrografen und der neuen Optik (das sogenannte "First Light") verliefen
nun erfolgreich.
Das Institut für Astrophysik der Universität Göttingen hat in Zusammenarbeit
mit der Zentralwerkstatt der Fakultät für Physik zentrale Bauteile beigesteuert,
die bei der Beleuchtung der Spektrografen für die Einfädelung des Sternenlichts
in die Lichtfasern zuständig sind. Darunter befinden sich rund hundert
Aufnahmeköpfe, die jeweils mehrere hundert Lichtfasern zu einer Einheit bündeln
und mikrometergenau im Teleskopfokus montiert sind. Das Herzstück der Einheit
ist die sogenannte Montageplatte IHMP, eine Zentraleinheit mit einhundert
Bohrungen höchster Präzision, die die Faserbündel auf einer sphärisch gebogenen
Fläche exakt in der Brennebene des Elf-Meter-Teleskops positionieren.
"Mit dem modernisierten Teleskop lassen sich simultan Tausende von Spektren
von sehr weit entfernten Galaxien gewinnen", erläutert Prof. Dr. Wolfram
Kollatschny vom Institut für Astrophysik. Davon erhoffen sich die
Wissenschaftler des Hobby Eberly Telescope Dark Energy Experiment neue
Erkenntnisse. "Wenn wir ein bis zwei Jahre lang solche Daten sammeln, können wir
deutlich genauer als bisher die geheimnisvolle beschleunigte Expansion des
Universums untersuchen und vermessen", hofft Kollatschny.
1998 hatten zwei Teams von Astronomen unabhängig voneinander entdeckt, dass
sich die Expansionsgeschwindigkeit unseres Universums nicht etwa - wie allgemein
erwartet worden war - verringert, sondern vergrößert. Damit verbunden war die
Erkenntnis, dass es in unserem Weltall eine bislang noch vollkommen unbekannte
Dunkle Energie geben muss, die der Grund für diese beschleunigte Expansion ist.
Um was es sich bei dieser Dunklen Energie handelt, ist den Wissenschaftlern bis
heute ein Rätsel.
Weitere Schwerpunkte des modernisierten Teleskops sind neben der Vermessung
der Dunklen Energie die Suche nach den ersten Sternen im Universum und die
Untersuchung von Schwarzen Löchern in den Zentren von Galaxien. Nach einer
weiteren Optimierungsphase in den kommenden Wochen sind die ersten
wissenschaftlichen Messungen für Anfang 2016 geplant.
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