Ozonloch über Antarktis wieder gewachsen
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
26. Oktober 2015
Das Ozonloch über der Antarktis ist in diesem Herbst wieder
gewachsen und erreicht fast die Rekordgröße aus dem Jahr 2006. Das ist das
Ergebnis der Auswertung von Satellitendaten. Die Wissenschaftler haben auch eine
mögliche Erklärung für das erneute Anwachsen des Ozonlochs ausgemacht: Offenbar
sind veränderte Luftströmungen dafür verantwortlich.
Das Ozonloch am 2. Oktober 2015 über der
Antarktis zeigt sich als nahezu kreisrundes
Gebiet. Bild:
DLR [Großansicht] |
Das Ozonloch über der Antarktis erstreckt sich derzeit über 26 Millionen
Quadratkilometer, eine Fläche, größer als der nordamerikanische Kontinent.
Aktuell ist es um circa 2,5 Millionen Quadratkilometer größer als zum selben
Zeitpunkt im Jahr 2014. Nur im Jahr 2006 war es mit 27 Millionen
Quadratkilometern noch größer. Mithilfe von Satelliten haben Wissenschaftler des
Erdbeobachtungszentrums (EOC) am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
diese Entwicklung dokumentiert.
Sie beobachten permanent die schützende Ozonschicht und analysieren die
Veränderungen. Der starke Ozonabbau über der Antarktis ist ein jährlich
wiederkehrendes Phänomen. In der Stratosphäre, in einer Höhe von circa 10 bis 50
Kilometern, haben sich Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKWs) über den Winter
bei tiefen Temperaturen angereichert.
Jetzt, im Frühling auf der Südhemisphäre, führt die Sonneneinstrahlung dazu,
dass diese Stoffe ihre ozonzerstörende Wirkung entfalten können. Daher erreicht
das Ozonloch seine maximale jährliche Ausdehnung in den Frühlingsmonaten der
Südhalbkugel und schließt sich im dortigen Spätfrühjahr. Zuletzt schien sich das
Ozonloch stabilisiert zu haben, so dass eine ganz allmähliche Erholung der
Ozonschicht vermutet wurde. Dieses Jahr hat sich das Ozonloch jedoch einen Monat
später gebildet und ist jetzt nahezu so groß wie vor neun Jahren.
Die aktuelle Größe des Ozonlochs und sein verspätetes Auftreten überraschten
die Wissenschaftler des Erdbeobachtungszentrums des DLR. Bei ihren Analysen zu
den Ursachen anhand von Satellitendaten konnten sie veränderte Luftströmungen in
der Stratosphäre beobachten, die als mögliche Ursache für das Ausmaß des
derzeitigen Ozonloches infrage kommen.
Die Zirkulation in der Stratosphäre wird dominiert durch sogenannte planetare
Wellen, die auch für den Luftaustausch zwischen den Polargebieten und den
mittleren Breiten sorgen. "Noch im August 2015 beobachteten wir eine
ungewöhnlich starke südliche Strömung, die warme und ozonreichere Luftmassen aus
niedrigeren Breiten über die Antarktis lenkt", beschreibt Prof. Dr. Michael
Bittner, verantwortlich für das Weltdatenzentrum für Fernerkundung der
Atmosphäre im EOC. "Der typische polare Wirbel, der für eine Isolation der
Antarktis sorgt, konnte sich unter diesen Bedingungen nicht gut entfalten."
Ende August änderte sich die Situation dann abrupt: Die Zufuhr warmer
Luftmassen stoppte. Es folgte eine sehr ruhige atmosphärische Phase. In dieser
hat sich der polare Wirbel über der Antarktis derart stabilisiert, dass
verstärkt Ozon abgebaut wird. Ein riesiges, fast kreisrundes Ozonloch entstand.
"Das Beispiel zeigt die enorme Bedeutung der Erdbeobachtung: Nur mit Satelliten
können derart großräumige Veränderungsprozesse beobachtet und verstanden
werden", so Prof. Dr. Stefan Dech, Direktor im EOC.
Die Wissenschaftler vermuten, dass der Klimawandel auch die Ausprägung der
genannten planetaren Wellen verändert. Auf diese Weise dürfte der Klimawandel
also auch Auswirkungen auf die Ozonlochsituation haben. Die Details sind dabei
Gegenstand der aktuellen Forschung.
Das Erdbeobachtungszentrum des DLR entwickelt seit vielen Jahren Verfahren
zur hochgenauen Ableitung von Spurengasinformationen aus Satellitendaten.
Gleichzeitig betreibt es ein Weltdatenzentrum für Fernerkundung der Atmosphäre
und entwickelt Verfahren zur Früherkennung von Klimasignalen in der Atmosphäre.
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