Einblick in Kontrollräume und Experimente
Redaktion
/ Pressemitteilung des DLR astronews.com
17. September 2015
Kontrollräume, aus denen Kometenlander gesteuert werden oder
Forschungsanlagen wie das :envihab sind in der Regel der
wissenschaftlichen Arbeit des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR)
vorbehalten. Am 20. September 2015, am Tag der Luft- und Raumfahrt, besteht
jedoch in Köln die Möglichkeit, einmal einen Blick in diese Einrichtungen zu
werfen.
Mit der Kurzarm-Humanzentrifuge in der
Forschungsanlage :envihab des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt (DLR) können die
Auswirkungen von künstlicher Schwerkraft auf den
menschlichen Körper untersucht werden.
Foto: DLR [Großansicht] |
Für Raumfahrt-Fans gibt es ein großes Angebot: Das Nutzerzentrum für
Weltraumexperimente (MUSC) des DLR zeigt unter anderem seine Kontrollräume: Aus
dem Philae-Kontrollzentrum wird der Lander der Rosetta-Mission
gesteuert und betrieben. Am 12. November 2014 saß dort das Team des DLR an den
Konsolen und überwachte die spektakuläre Landung auf dem Kometen
Churyumov-Gerasimenko. Auch der Kontrollraum, aus dem das DLR die
materialphysikalischen und biologischen Experimente im ISS-Forschungsmodul
Columbus steuert, ist zu sehen.
Die Wissenschaftler des Raumflugbetriebs erläutern im Foyer des Gebäudes, wie
ihre Arbeit im Kontrollraum, aber auch die Missionsplanung am Büro-Schreibtisch
abläuft. Mit Philae und MASCOT werden gleich zwei Lander-Modelle
ausgestellt – während Philae bereits auf einem Kometen steht, fliegt
MASCOT zurzeit noch an Bord einer japanischen Sonde zum Asteroiden 1999
JU 3.
Streng limitiert sind die "Mitflug-Gelegenheiten" in etwa 250 Kilometer Höhe:
Insgesamt 1000 Karten mit individueller Kennung können von Raumfahrtbegeisterten
ausgefüllt werden und fliegen - voraussichtlich im November 2015 - mit der
Höhenforschungsrakete TEXUS (Technologische Experimente unter Schwerelosigkeit)
vom schwedischen Startgelände Esrange rund sechs Minuten durch die
Schwerelosigkeit. Nach der Bergung werden die geflogenen Tickets dann mit
offiziellem Zertifikat an ihre Besitzer per Post zurückgeschickt.
Ein Experiment, das sich permanent in der Schwerelosigkeit befindet, ist der
Elektromagnetische Levitator (EML), den Astronaut Alexander Gerst in
Zusammenarbeit mit dem DLR-Kontrollraumteam einbaute und in Betrieb nahm. Das
entsprechende Modell zeigt das Institut für Materialphysik im Weltraum, dessen
Wissenschaftler Versuche mit dem EML im All durchführen. Auf der ISS werden mit
dem EML Proben frei schwebend positioniert und aufgeschmolzen, im irdischen
Labor geschieht dies mit den störenden Kräften der Erdanziehung.
Wissenschaftler des DLR erklären außerdem, wie Röntgenradiographie auch in
der Schwerelosigkeit funktioniert und zeigen das Experiment X-Rise, das
bereits auf Parabelflügen und Höhenforschungsraketen getestet wurde. Ausgestellt
wird auch der elektrostatische Levitator, der im Juni mit der Mapheus-5-Rakete
durch die Schwerelosigkeit flog.
In der Forschungsanlage :envihab dreht sich fast alles um die Gesundheit der
Astronauten. Herzstück der Anlage ist die Kurzarm-Humanzentrifuge, auf der bis
zu vier Probanden mit einer sechsfachen Erdbeschleunigung gedreht werden können.
Zu Demonstrationszwecken darf am Tag der Luft- und Raumfahrt ein "Dummy" seine
Runden drehen, wo ansonsten Testpersonen für unterschiedliche Studien liegen.
Einzigartig an dieser Zentrifuge des DLR-Instituts für Luft- und
Raumfahrtmedizin ist unter anderem ein Roboterarm, der während der Fahrt
Ultraschallaufnahmen beispielsweise des Herzens erstellt.
Wie kleine Augentierchen, die Euglenen, unter dem Mikroskop aussehen oder
auch wie speziell für den Weltraum gezüchtete Tomaten in geschlossenen
Kreisläufen gedeihen können, ist ebenfalls Thema im :envihab. Damit Astronauten
auf Langzeitmissionen oder auch in Habitaten mit frischen Lebensmitteln versorgt
werden können, arbeiten DLR-Wissenschaftler daran, Abfälle wie Urin in
geschlossenen Systemen mit Biofiltern in Nährstofflösungen umzuwandeln. Im
Frühjahr 2017 soll Satellit Eu:CROPIS starten, in dessen Innerem zwei
Gewächshäuser unter Mars- und Mondbedingungen betrieben werden.
Wie die Astronauten, die sich im :envihab vor und nach ihren Missionen
untersuchen lassen, können Besucher sich von den Ärzten des flugmedizinischen
Zentrums des DLR Sehschärfe, Blutdruck oder auch Lungenfunktion messen lassen.
Ein Bereich des :envihab wird allerdings selbst am Tag der Luft- und Raumfahrt
geschlossen bleiben: In den Probandenzimmern wohnen derzeit zwölf Probanden, die
für zwei Monate im Bett liegen müssen.
Bei dieser Langzeit-Bettruhestudie ist das Kopfende des Bettes um sechs Grad
nach unten geneigt, so dass sich – wie bei einem Aufenthalt in der
Schwerelosigkeit – die Flüssigkeiten im Körper verschieben und sich Muskeln und
Knochen abbauen. Die Mediziner wollen mit dieser Studie möglichst effektive
Gegenmaßnahmen für diese negativen Auswirkungen der Schwerelosigkeit finden. Wie
es sich anfühlt, so für die Wissenschaft zu liegen, können Interessierte am Tag
der Luft- und Raumfahrt beim Probeliegen erfahren.
Weitere spannende Stationen für Raumfahrt-Fans sind unter anderem ein
virtueller Flug über die Marsoberfläche in 3D, eine Besichtigung des neuen
Parabelflugzeugs oder der Windkanäle der Über- und Hyperschalltechnologie sowie
ein Besuch des Europäischen Astronautenzentrums (EAC).
Informationen zu An- und Abreise hat das DLR auf einer Sonderseite zum Tag
der Luft- und Raumfahrt 2015 zusammengestellt. Es wird empfohlen, mit
öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Von den S-Bahnhaltestellen ist ein
kostenloser Shuttleverkehr eingerichtet. Der Eintritt zu allen Angeboten der
Zentralveranstaltung ist frei. Die Veranstalter erwarten mehrere 10.000 Besucher
auf dem zirka 50 Hektar großen Gelände.
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