Satellit vor Wiedereintritt in Atmosphäre
von Stefan Deiters astronews.com
15. Juni 2015
Der Satellit Tropical Rainfall
Measuring Mission (TRMM) wird vermutlich im Laufe des Dienstags in die
Erdatmosphäre eintreten und größtenteils verglühen. Allerdings könnten bis zu
zwölf Komponenten des Satelliten auch die Erdoberfläche erreichen. Gefährdet
sind dann Regionen in einem breiten Streifen entlang des Äquators. Europa und die USA liegen damit
praktisch nicht im Gefahrenbereich.
Die Tropical Rainfall Measuring Mission (TRMM) ist eine gemeinsame Mission der
amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA und der japanischen Raumfahrtagentur JAXA.
Sie wurde Ende November 1997 gestartet, um die Niederschläge in den Tropen zu
messen. Diese Daten sind wichtig für die Verbesserung der Wettervorhersagen und
für die Klimaforschung.
Im vergangenen Juli war der Treibstoff, den der Satellit für Bahnkorrekturen
benötigt, zur Neige gegangen und die Höhe der Umlaufbahn hatte sich seitdem immer
weiter reduziert. Im April, als sich die Verringerung der Bahnhöhe
beschleunigte, wurde der Satellit abgeschaltet. Neue Vorhersagen gehen nun von
einem Eintritt in die Atmosphäre im Laufe des morgigen Dienstags aus. Eine
genaue Zeit und ein genauer Ort können allerdings nicht genannt werden.
Der größte Teil des Satelliten sollte beim Wiedereintritt in der Erdatmosphäre
verglühen. Allerdings haben Berechnungen der Orbital Debris Program Office
der
NASA ergeben, dass zwölf Komponenten von TRMM die Erdoberfläche erreichen
könnten. Die Bauteile, die die Erdoberfläche möglicherweise erreichen, bestehen aus Titan und
sind nicht giftig. Die NASA warnt aber trotzdem davor, mögliche Fundstücke
anzufassen.
Der Gefahrenbereich lässt sich nur grob aufgrund der Umlaufbahn des Satelliten
eingrenzen: TRMM umkreiste die Erde zwischen 35 Grad nördlicher Breite und 35
Grad südlichen Breite, so dass sich Europa, Russland, der größte Teil
Nordamerikas und Japans nicht im potentiellen Gefahrenbereich befinden.
Seit Beginn des Raumfahrtzeitalters sind immer wieder Satelliten unkontrolliert
in die Erdatmosphäre eingetreten. Es gibt bislang keine bestätigten Berichte
darüber, dass durch dabei entstandene Trümmerteile jemand verletzt oder getötet
wurde.
Der letzte NASA-Satellit, der in die Erdatmosphäre eingetreten ist, war
2011 der Upper Atmosphere Research Satelliten (URAS). Er war deutlich
größer als TRMM. Berichte über Trümmerteile, die die Erde erreicht haben, gibt
es nicht (astronews.com berichtete).
Update (16. Juni 2015): Der Satellit ist am 16. Juni 2015 um
5.55 Uhr MESZ über dem südlichen Indischen Ozean in die Erdatmosphäre
eingetreten und verglüht. Berichte über Schäden durch Trümmerteile liegen nicht
vor.
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