Kursänderungen wegen Komet Siding Spring
von Stefan Deiters astronews.com
28. Juli 2014
Im Oktober wird der Komet C/2013 A1 (Siding Spring) in einem
Abstand von etwas mehr als 130.000 Kilometern am Mars vorüberfliegen. Die NASA
hat nun mit Manövern begonnen, durch die die Sonden im Orbit des Roten Planeten
so gut es geht vor möglichen Kollisionen mit Partikeln aus dem Kometenschweif
geschützt werden sollen. Gleichzeitig sind auch Beobachtungen des Kometen
geplant.
Die Bahn des
Kometen C/2013 A1 (Siding Spring) durch das
innere Sonnensystem.
Bild: NASA / JPL [Großansicht] |
Bei der amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA hat man die Bahn des Kometen
C/2013 A1 (Siding Spring) schon länger mit Interesse verfolgt. Der Brocken war
am 3. Januar des vergangenen Jahres von einem Teleskop des Siding Spring
Observatory in Australien entdeckt worden. Damals befand er sich etwa im
Bereich der Bahn des Gasriesen Jupiter, näherte sich aber mit jedem Tag der
Sonne weiter an. Am 19. Oktober 2014, so ergaben bald Berechnung, wird der Komet
in einem Abstand von weniger als 140.000 Kilometern am Mars vorüberfliegen.
Das allein ist noch nicht gefährlich: Die Marssonden von NASA und ESA
umkreisen den Roten Planeten in deutlich geringerem Abstand. Probleme könnte
aber das Material bereiten, das Kometen in der Regel bei Annäherung an die Sonne
ins All verlieren - winzige Partikel, die sich beim langsamen "Auftauen" der
Oberfläche wegen der zunehmenden Wärme vom Kometenkern lösen. Sie führen zur
Ausbildung des für Kometen so typischen Schweifs.
Zwar haben solche Partikel nur einen Durchmesser von vielleicht einem halben
Millimeter, doch bewegen sie sich im Fall des Kometen Siding Springs mit einer Geschwindigkeit von 56 Kilometern pro
Sekunde - relativ zum Mars und den ihn umkreisenden Sonden. Mit einer
solchen Geschwindigkeit können selbst kleinste Partikel für erhebliche Schäden
sorgen und schlimmstenfalls eine Sonde ganz außer Gefecht setzen.
Die NASA betreibt gegenwärtig mit Mars Reconnaissance Orbiter und
Mars Odyssey zwei Sonden im Orbit des Mars. Eine dritte Sonde, MAVEN,
wird im
September den Marsorbit erreichen. Die Orbits aller drei Sonden sollen in den
nächsten Wochen so
angepasst werden, dass sie sich auf der gegenüberliegenden Seite des Mars
befinden werden, wenn der Komet den Planeten passiert.
"Drei Expertenteams haben diesen Kometen für die NASA modelliert und uns
Vorhersagen für den Vorüberflug am Mars geliefert", erläutert Rich Zurek, der
Chefwissenschaftler des Marsprogramms am NASA Jet Propulsion Laboratory. "Die
Gefahr geht nicht vom Kometenkern selbst aus, sondern von seinem Schweif aus
Trümmerteilen. Beobachtungen von der Erde lassen den Schluss zu, dass die Gefahr
nicht ganz so groß ist, wie zunächst befürchtet. Mars dürfte sich gerade am Rand
der Wolke aus Trümmerteilen befinden, so dass er von einige Partikeln getroffen
werden könnte oder auch nicht."
Als gefährlichste Phase für Raumsonden im Marsorbit haben die Astronomen
einen Zeitraum ausgemacht, der etwa 90 Minuten nach der dichtesten Annäherung
des Kometenkerns an den Planeten beginnt und rund 20 Minuten andauert. In
dieser Zeit wird der Mars dem Zentrum des sich langsam ausbreitenden
Trümmerschweifs am nächsten sein.
Um die Marssonden aus der möglichen Gefahrenzone zu manövrieren, hat der Mars Reconnaissance Orbiter bereits am 2. Juli ein erstes Kurskorrekturmanöver
absolviert, ein weiteres ist für den 27. August geplant. Mars Odyssey soll ein
ähnliches Manöver am 5. August durchführen. MAVEN wird den Kurs kurz nach Eintreffen
im Marsorbit am 9. Oktober anpassen. Der Beginn der wissenschaftlichen
Betriebsphase dieser Sonde ist für Anfang November geplant.
Der Vorüberflug von Siding Spring soll aber auch für Beobachtungen genutzt
werden: In den Tagen vor und nach der Passage will man mit verschiedenen Instrumenten
der Marssonden den Kern, die Koma und den Schweif des Kometen
und mögliche Wechselwirkung mit der Marsatmosphäre untersuchen.
Obwohl die Marsatmosphäre deutlich dünner ist, als die Atmosphäre der Erde,
erwartet die NASA keinerlei Gefahr für die beiden noch aktiven Rover auf der
Marsoberfläche. Man denkt aber darüber nach, auch mit den Kameras von
Opportunity und Curiosity Beobachtungen des vorüberfliegenden Kometen zu machen
und nach möglichen Sternschnuppen Ausschau zu halten, die durch in die
Atmosphäre eindringende Partikel des Kometenschweifs entstehen könnten.
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