Detaillierter Blick auf Asteroid 2014 HQ124
von Stefan Deiters astronews.com
13. Juni 2014
Am vergangenen Sonntag flog der erst vor wenigen Wochen
entdeckte Asteroid 2014 HQ124 in einem Abstand von nur 1,25 Millionen Kilometern
an der Erde vorüber. Verfolgt wurde die Passage gleich von mehreren
Radioteleskopen, die auf diese Weise detaillierteste Radarbilder dieses erdnahen
Asteroiden lieferten. Das Objekt hat einen Durchmesser von mindestens 370
Metern.

Radarbeobachtungen
des Asteroiden 2014 HQ124.
Bild: NASA / JPL-Caltech / Arecibo
Observatory / USRA / NSF [vergrößerte
Gesamtansicht] |
Der Asteroid 2014 HQ124 wurde am 23. April 2014 auf Bildern des
NASA-Weltraumteleskops WISE entdeckt. Das schon einmal ausgemusterte
Infrarotteleskop wird seit einigen Monaten von der NASA zur gezielten Suche nach
erdnahen Asteroiden eingesetzt (astronews.com berichtete). Der im April
entdeckte Brocken, so die ersten Analysen, würde zwar keine Gefahr für die Erde
darstellen, diese aber am 8. Juni in einem Abstand von nur 1,25 Millionen
Kilometern passieren. Das entspricht mehr als der dreifachen Mondentfernung.
Mit einem prognostizierten Durchmesser von bis zu 400 Metern wäre 214 HQ124
durchaus ein Asteroid, der bei einem direkten Treffer für erhebliche regionale
Verwüstungen sorgen würde. Die Tatsache, dass man den Brocken erst rund sechs
Wochen vor dem Vorüberflug entdeckt hat, macht deutlich, wie wichtig
entsprechende Suchprogramme und die Erforschung von Asteroiden sind. Wegen
seiner Größe und Annäherung an die Erde stufen die Astronomen auch 2014 HQ124
als "potentiell gefährlich" ein, wobei nie eine Gefahr von dem Brocken ausging.
Der vergleichsweise nahe Vorüberflug von mehreren Hundert Metern durchmessenden
Asteroiden ist weitaus weniger selten, als sich vielleicht viele vorstellen
mögen: "Man erwartet, dass alle paar Jahre ein Asteroid in der Größe von 2014
HQ124 mit so geringem Abstand an der Erde vorüberfliegt", erklärt Don
Yeomans von der Near-Earth Object Program Office am NASA Jet
Propulsion Laboratory. Kleinere Brocken sind
noch deutlich häufiger.
Durch die WISE-Entdeckung vorgewarnt, planten die Astronomen für den Vorüberflug
von 2014 HQ124 ein umfangreiches Beobachtungsprogramm. Dazu nutzten sie unter
anderem eine Radioantenne des Deep Space Networks im kalifornischen Goldstone,
die auch zu Asteroidenbeobachtungen eingesetzt wird und das Arecibo-Radioteleskop
in Puerto Rico. Von Goldstone aus wurde ein Radiosignal zum Asteroiden gesandt
und dessen Reflexion dann von einer anderen Antenne wieder aufgefangen wurde. So
entstanden Bilder, die zu den detailliertesten Ansichten eines erdnahen
Asteroiden gehören, die bislang gemacht wurden.
Die Beobachtungen wurden über einen Zeitraum von viereinhalb Stunden
durchgeführt und
begannen kurz nach der dichtesten Annäherung des Asteroiden an die Erde. Die
besten Bilder zeigen noch Strukturen bis zu einer Größe von 3,75 Metern. Mehr
ist mit den aktuellen Radarverfahren nicht zu erreichen.
Auf den Bildern ist 2014 HQ124 als ein längliches, irreguläres Objekt zu
erkennen, das an seiner langen Achse mindestens 370 Meter misst. "Es könnte
sich um ein Doppelobjekt handeln, das aus zwei Objekten besteht, die sich zu
einem einzelnen Asteroiden zusammengefügt haben", vermutet Lance Benner vom
Jet
Propulsion Laboratory der NASA, einer der Leiter der Beobachtungen.
Aus den insgesamt 21 Bildern des Asteroiden wurde auch ein kurzer
Film erstellt,
der die Bewegung des Brockens zeigt. Die Rotationsperiode von 2014 HQ124
schätzen die Astronomen auf unter 24 Stunden.
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