Reaktiviertes Teleskop entdeckt ersten Asteroiden
von Stefan Deiters astronews.com
8. Januar 2014
Der im September reaktivierte Wide-field Infrared Survey
Explorer der NASA hat noch im letzten Jahr seinen ersten Asteroiden
entdeckt: Auf Aufnahmen des inzwischen NEOWISE genannten Teleskops ist der
Asteroid 2013 YP139 als roter Lichtpunkt zu erkennen. Eine Gefahr für die Erde
geht von dem Brocken nicht aus.

Der neuentdeckte
Asteroid 2013 YP139 auf mehreren
NEOWISE-Aufnahmen.
Bild: NASA/JPL-Caltech [Gesamtansicht] |
Der Wide-field Infrared Survey Explorer der NASA hat noch im
vergangenen Jahr seinen ersten Asteroiden nach seiner Reaktivierung entdeckt.
Der Fund gelang am 29. Dezember 2013. Eine spezielle Software spürte auf
Aufnahmen, die das Teleskop geliefert hatte, einen Lichtpunkt auf, dessen
Position sich vor dem Hintergrund der entfernteren Sterne deutlich veränderte.
Insgesamt konnte das Objekt über eineinhalb Tage mehrfach beobachtet werden.
Anschließend wurde der inzwischen als 2013 YP139 erfasste Fund von einem
Teleskop am Kitt Peak National Observatory bestätigt. Auch ein
Amateurastronom aus England lieferte wichtige Folgebeobachtungen. Die NASA hofft
mit ihrem inzwischen NEOWISE genannten Teleskop in den kommenden Monaten mehrere
Hundert weitere bislang unbekannte Asteroiden aufzuspüren.
"Wir sind hoch erfreut, dass wir nun wieder Asteroiden und Kometen finden und
charakterisieren können, insbesondere solche, die in die Nähe der Erde kommen",
so Amy Mainzer, die verantwortliche Wissenschaftlerin für NEOWISE am Jet
Propulsion Laboratory der NASA. "Mit unseren Infrarotsensoren, die für
Wärme empfindlich sind, können wir etwas über ihre Größe und ihr
Reflexionsvermögen lernen."
2013 YP139 ist gegenwärtig rund 43 Millionen Kilometer von der Erde entfernt,
was fast einem Drittel der Entfernung der Erde zur Sonne entspricht. Ausgehend
von der Helligkeit des Brockens im Infraroten schätzen die Astronomen den
Durchmesser des Asteroiden auf rund 650 Meter. Er dürfte zudem sehr dunkel sein
und fast einem Stück Kohle gleichen.
Der Asteroid umrundet die Sonne auf einer elliptischen Bahn, die zudem noch zur
Ebene, in dem die Planeten umlaufen, geneigt ist. Er wird als potentiell
gefährlicher Asteroid eingestuft, weil er sich auf dieser Bahn der Erde bis auf
rund 480.000 Kilometer nähern kann. Zum Vergleich: Unser Mond ist im Schnitt
rund 380.000 Kilometer von der Erde entfernt. In den nächsten 100 Jahren wird
2013 YP139 allerdings der Erde nicht so nahe kommen.
Der Wide-field Infrared Survey Explorer war im Dezember 2009 gestartet
worden, um im Verlauf des Jahres 2010 eine umfangreiche Durchmusterung des
Himmels im Infraroten durchzuführen (astronews.com
berichtete wiederholt). Als das für Beobachtungen in bestimmten Infrarotwellenlängen benötigte
Kühlmittel erschöpft war, nutzte das Team das Teleskop zunächst noch für einige
Monate weiter, um nach bislang unbekannten erdnahen Asteroiden
zu suchen. Zahlreiche neue Asteroiden wurden so aufgespürt. Im Februar 2011 wurde WISE dann
aber deaktiviert.
Im vergangenen Jahr hatte man dann allerdings wieder Verwendung für das
Teleskop. Die NASA stellte Pläne vor, bis 2025 eine bemannte Mission zu einem
Asteroiden durchzuführen und WISE sollte bei der Suche nach einem potentiellen
Ziel helfen. Nach 31 Monaten wurde das Teleskop daher im September
wieder angeschaltet und in NEOWISE umgetauft, was für Near-Earth Object
Wide-field Infrared Survey Explorer steht.
Die mit dem Teleskop entdeckten Asteroiden und die Beobachtungen liefern
zudem wichtige Informationen über erdnahe Objekte. Diese könnten insbesondere
dann von Bedeutung sein, wenn man tatsächlich einmal einen Asteroiden entdeckt,
der sich auf Kollisionskurs mit der Erde befindet. Zur Entwicklung von möglichen
Abwehrstrategien sollte man nämlich möglichst viel über das die Erde bedrohende
Objekt wissen.
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