Neuer Blick auf Messier 83
von Stefan Deiters astronews.com
10. Januar 2014
NASA und ESA haben eine neue faszinierende Aufnahme der
Galaxie Messier 83 veröffentlicht. Das System, das zu den uns am
nächsten gelegenen Balkenspiralgalaxien zählt, hält so manche Überraschung
bereit: So verfügt die Galaxie offenbar über zwei Kerne und war Schauplatz
ungewöhnlich vieler Supernova-Explosionen.

Hubbles neuer
Blick auf Messier 83.
Bild: NASA, ESA und the Hubble Heritage
Team (STScI/AURA) / William Blair (Johns Hopkins
University) [Großansicht] |
Das gestern von NASA und ESA anlässlich der 223. Tagung der American
Astronomical Society (AAS) in Washington veröffentlichte Bild zeigt mit der
Galaxie Messier 83 (M83) ein vergleichsweise nahegelegenes System. M83 ist
nämlich "nur" 15
Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, befindet sich im Sternbild Wasserschlange und
dürfte eine der auffälligsten Galaxien am nächtlichen Himmel sein.
Messier 83, die manchmal auch südliche Feuerradgalaxie genannt wird,
gehört zu einer Galaxiengruppe, zu der außer M83 auch die bekannte Galaxie Centaurus A sowie die irreguläre
Galaxie NGC 5253 zählt.
Genau wie die Milchstraße wird auch Messier 83 als Balkenspiralgalaxie
klassifiziert. Im hellen Zentralbereich der Galaxie lässt sich also eine leicht
balkenförmige Struktur erkennen, von der die Spiralarme auszugehen scheinen. Die
Balken, so die Theorie der Astrononen, lenken Gas in Richtung des
Galaxienzentrums, wo daraus dann neue Sterne entstehen. Ein Teil des Gases
dürfte aber auch im zentralen Schwarzen Loch verschwinden.
Dies könnte erklären, warum viele Balkenspiralgalaxien - und auch Messier 83
- ein sehr helles Zentrum haben. Bevor das Gas nämlich auf Nimmerwiedersehen
im Schwarzen Loch verschwindet, sammelt es sich in einer sogenannten Akkretionsscheibe um das Schwarze Loch und heizt sich auf extreme Temperaturen
auf. Dadurch sendet es intensive Strahlung aus und erscheint sehr hell. Je
aktiver ein Schwarzes Loch ist, also je mehr Material es anzieht und
verschluckt, desto heller erscheint in der Regel das Zentrum einer Galaxie.
Doch das Zentrum von Messier 83 weist eine - nicht direkt zu erkennende - Besonderheit auf: Offenbar hat die
Galaxie zwei Kerne - ein Phänomen, das man beispielsweise auch bei unserem
galaktischen Nachbarn, der Andromedagalaxie festgestellt hat. Dies muss, genau
wie bei Andromeda, allerdings nicht bedeuten, dass es in Messier 83 zwei
supermassereiche Schwarze Löcher gibt. Das Schwarze Loch könnte vielmehr von
einer Scheibe aus Sternen umgeben sein, die den Eindruck entstehen lässt, als
hätte die Galaxie zwei Zentren.
Messier 83 ist noch aus einem anderen Grund außergewöhnlich: In der Galaxie
konnten Astronomen im 20. Jahrhundert gleich sechs Supernova-Explosionen
beobachten - in einer Galaxie wie der Milchstraße, rechnet man in der Regel mit
einer Supernova pro Jahrhundert. Messier 83 ist dabei sogar nur etwa halb so
groß wie unsere Heimatgalaxie. Außerdem entdeckten die Astronomen fast 300
Supernova-Überreste in Messier 83 und konnten zudem rund 3.000 Sternhaufen
identifizieren, von denen einige jünger als fünf Millionen Jahre sind.
Das Bild basiert auf Daten, die mit der Wide Field Camera 3 des
Weltraumteleskops Hubble im optischen Bereich des Lichts sowie im Ultravioletten
gewonnen wurden.
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