Neue Hoffnung für Weltraumteleskop?
von Stefan Deiters astronews.com
27. November 2013
Die Mission des NASA-Weltraumteleskops Kepler, das
sich nach Ausfall eines Kreiselinstruments nicht mehr exakt ausrichten lässt,
ist vielleicht doch noch nicht zu Ende. Das Kepler-Team hat nämlich ein
neues Konzept entwickelt, durch das das Teleskop wieder für die Suche nach
extrasolaren Planeten eingesetzt werden könnte. Als Ersatz für den defekten
Kreisel soll dabei die Sonne dienen.
Das
Weltraumteleskop Kepler der NASA.
Bild: NASA / Kepler Mission / Wendy
Stenzel |
Eigentlich galt die Mission des Weltraumteleskops Kepler schon als
beendet: Das Teleskop konnte nach dem Ausfall von zwei
seiner vier Kreiselinstrumente nämlich nicht mehr präzise genug ausgerichtet werden, um die
genauen
Beobachtungen zu machen, die für die Suche nach Planeten um andere Sterne nötig
sind. Nach dem erfolglosen Versuch, mindestens einen der zwei defekten Kreisel
wieder in Betrieb zu nehmen, hatte die NASA die Mission im August offiziell für
beendet erklärt. Kepler benötigt mindestens drei funktionierende
Kreiselinstrumente, um präzise ausgerichtet werden zu können.
Mit einem neuen, "K2" genannten Missionskonzept könnte Kepler aber
eventuell doch noch einmal auf Planetensuche gehen. Ein Team schlägt nämlich
jetzt vor, die Sonne als Ersatz für den fehlenden dritten Kreisel zu nutzen. Die
Sonne ist es im Prinzip auch, die die Kreiselinstrumente überhaupt erst nötig
macht, da die Photonen des Sonnenlichts einen geringen Druck auf das
Weltraumteleskop ausüben, so dass man für eine genaue Ausrichtung des
Instruments entsprechend "gegensteuern" muss. Genau dies war durch Ausfall des
dritten Kreiselinstruments nicht mehr in alle Richtungen möglich.
In einem bereits im NASA-Hauptquartier vorgestellten Konzept wird nun
vorgeschlagen, das Weltraumteleskop so auszurichten, dass sich der
Strahlungsdruck von der Sonne gleichmäßig über das Teleskop verteilt. Die Sonne
würde so die Rolle des dritten Kreisels übernehmen und es könnten wieder
Beobachtungen durchgeführt werden.
Erste Versuche wurden bereits gemacht. Die Ergebnisse sind durchaus
erfolgsversprechend: Über einen Zeitraum von 30 Minuten wurde Ende Oktober einen
Bereich im Sternbild Schütze anvisiert. Das entstandene "Second Light"-Bild
erreichte eine Qualität, die der Qualität der Bilder aus der Hauptmission von
Kepler schon sehr nahe kommt. Das Team arbeitet gerade daran, diese
Stabilität auch über einen längeren Zeitraum von Tagen oder Wochen zu halten.
"Die 'Second Light'-Aufnahme ist der erste erfolgreiche Schritt auf einem
Weg, an dessen Ende neue Beobachtungen und weitere Entdeckungen von der
Kepler-Mission stehen könnten", so Charlie Sobeck, der stellvertretende
Projektmanager von Kepler am Ames Research Center der NASA.
Eine Entscheidung darüber, ob für diese Fortsetzung der Kepler-Mission
Haushaltsmittel beim zuständigen Gremium beantragt werden, soll noch in diesem
Jahr fallen.
Kepler hatte vor einem Jahr seine Hauptmission beendet und eine
eigentlich auf vier Jahre angesetzte erweiterte Missionsphase begonnen. Doch
dann fiel im Mai 2013 ein weiterer Kreisel aus und die Beobachtungen zur
Planetensuche mussten beendet werden. Die
Auswertung der bislang gewonnenen Daten ist aber noch längst nicht abgeschlossen, so dass
immer noch mit neuen Entdeckungen zu rechnen ist.
Kepler suchte mithilfe der Transitmethode nach Planeten. Dazu hat
das Teleskop ständig über 150.000
Sterne anvisiert, deren Helligkeit die Detektoren vermessen haben. Wanderte -
aus Keplers Perspektive - ein Planet direkt vor seiner Sonne entlang,
verdunkelte er seinen Zentralstern ein wenig - ein Helligkeitsabfall, den
Kepler registrieren konnte. Die Stärke des Helligkeitsabfalls erlaubt zudem
Rückschlüsse auf die Größe des Planeten relativ zu seiner Sonne.
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