Neuer Blick auf turbulente Sterngeburt
von Stefan Deiters astronews.com
12. November 2013
Beobachtungen des Infrarot-Weltraumteleskops Spitzer
und des Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) haben
Astronomen jetzt einen äußerst detaillierten Blick auf die turbulenten Vorgänge
bei der Geburt eines Sterns erlaubt. Obwohl mit HH 46/47 ein
schon zuvor gut untersuchtes Objekt anvisiert wurde, entdeckten die Forscher so
noch Neues.
Neue Ansicht des Herbig-Haro-Objekts HH
46/47, die aus Daten des Weltraumteleskops
Spitzer und von ALMA erstellt wurde.
Bild: NASA/JPL-Caltech / ALMA [Großansicht] |
Die Geburt von Sternen ist alles andere als eine ruhige und gemächliche
Angelegenheit. Die jungen, noch wachsenden Sonnen können in ihrer Umgebung
für erhebliche Unruhe sorgen. Ein Beispiel dafür liefern die sogenannten Herbig-Haro-Objekte,
kleine helle nebelartige Regionen, die entstehen, wenn junge Sterne eng gebündelte Partikelstrahlen,
sogenannte Jets, ins All schießen und diese dann auf die sie umgebenden Wolken
aus Gas und Staub treffen.
Was genau sich in diesen Objekten abspielt, ist meist hinter dichten Schwaden
aus Staub und Gas verborgen. Beobachtungen im Infraroten und im
Submillimeter-Bereich können jedoch helfen, das Geheimnis um die dynamischen
Vorgänge rund um einen jungen Stern zu lüften. Astronomen haben daher das
Herbig-Haro-Objekt HH 46/47 mit dem Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer und dem
Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) anvisiert. HH 46/47 war in der Vergangenheit schon häufiger untersucht
worden.
Die Spitzer-Beobachtungen zeigten zwei enggebündelte Partikelstrahlen,
sogenannte Jets, die vom Stern ausgehen und sich mit Überschallgeschwindigkeit
in die Umgebung ausbreiten. Sie treffen auf das dort vorhandene Material, so
dass keulenförmige Strukturen entstehen. HH 46/47 befindet sich offenbar im
Randbereich der den Stern umgebenden
Wolke. Der nach rechts gerichtete Jet schießt nämlich in sehr dichtes Material,
während der nach links gerichtete Jet sich praktisch ungestört ausbreiten kann.
So bietet das Objekt den Astronomen ein anschauliches Beispiel dafür, wie sich
solche Jets in verschiedenen Umgebungen ausbreiten.
"Junge Sterne, die unserer Sonne in ihrer Anfangsphase ähneln, müssen ein
Teil des Gases, das noch immer auf sie einströmt loswerden, um stabil zu
werden. HH 46/47 ist ein ideales Laboratorium, um diesen Ausströmprozess zu
untersuchen", erklärt Alberto Noriega-Crespo vom Infrared Processing and
Analysis Center am California Institute of Technology. "Dank
Spitzer gelten die
Ausströmungen von HH 46/47 als eines der besten Beispiele für einen Jet mit
einer sich ausdehnenden blasenförmigen Struktur."
Noriega-Crespo und sein Team haben HH 46/47 seit fast zehn Jahren mithilfe
des Weltraumteleskops Spitzer beobachtet. Dank neuer Bildbearbeitungsverfahren
ist es den Wissenschaftlern jetzt gelungen, aus den Daten neue Aufnahmen von HH
46/47 mit einer höheren Auflösung zu erstellen.
Ergänzt werden diese durch unlängst vorgestellte Beobachtungen mit dem Radioteleskopverbund
ALMA. Sie
zeigen, dass sich das Gas in den keulenförmigen Strukturen schneller ausbreitet
als man bislang angenommen hatte. Diese schnellere Ausbreitung hat auch Einfluss
auf den Grad an Turbulenz in der Gaswolke, in der der Stern entstanden ist.
Dies wiederum dürfte die weitere Entwicklung in der Gaswolke beeinflussen und
mitentscheidend dafür sein, ob und wie hier noch weitere Sterne entstehen können. Über die
ALMA-Beobachtungen, die unter Leitung von Hector Arce von der Yale University
durchgeführt wurden, erschien unlängst ein Fachartikel in der Zeitschrift The Astrophysical Journal. Auch astronews.com
hatte über diese Beobachtungen schon
berichtet.
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