Per Fernsteuerung Planeten erkunden
von Stefan Deiters astronews.com
30. Juli 2013
Die NASA testet gerade an Bord der Internationalen Raumstation
ISS ein neues Konzept, das einmal bei der Erforschung anderer Planeten
zum Einsatz kommen könnte: Astronauten steuerten von der ISS aus einen Rover auf
der Erdoberfläche. In Zukunft könnte auf vergleichbare Weise auch der Mars
erkundet oder ein Radioteleskop auf dem Mond aufgestellt werden.
Der Rover K10 in
dem Roverscape genannten Bereich des Ames
Research Center.
Foto: NASA / Dominic Hart |
Auf der Erde ist das Verfahren schon gängige Praxis: Um beispielsweise schwer
erreichbare Regionen in der Tiefsee zu erforschen, werden ferngesteuerte
Tauchroboter genutzt, die Bilder und Daten zur Oberfläche schicken. Die
amerikanische Weltraumbehörde NASA ist gerade dabei, ein ganz ähnliches Konzept
zu testen, bei dem die Oberfläche eines Planeten mithilfe eines aus dem Orbit
ferngesteuerten Rovers untersucht werden soll.
"Dieser Test war bemerkenswert, weil wir dabei einige Dinge auf dem Gebiet der
gemeinsamen Erkundung durch Mensch und Roboter zum ersten Mal erfolgreich
durchgeführt haben", freute sich Terry Fong vom Ames Research Center
der NASA, der Projektmanager für Human Exploration Telerobotics und
Direktor der Intelligent Robotics Group, die den Test entwickelt hat und
durchführt. "Insbesondere stellt dieses Projekt die erste vollkommen
interaktive Fernsteuerung eines planetaren Rovers durch einen Astronauten im All
dar."
Während des ersten Teils des Tests am 17. Juni steuerte Chris Cassidy,
Flugingenieur an Bord der Internationalen Raumstation ISS, den Planetenrover K10
durch eine Roverscape genannte Testanlage auf dem Gelände des Ames
Research Center in Kalifornien. Aus dem Erdorbit erkundete Cassidy mithilfe
des K10-Rovers das Testgelände, das einer Mondoberfläche nachempfunden ist. Beim
zweiten Teil des Tests am vergangenen Freitag begann dann sein Kollege Luca
Parmitano von der europäischen Weltraumagentur ESA mithilfe von K10 den Aufbau
einer simulierten Radioantenne.
"In der Tiefseeforschung ist es inzwischen nichts Besonderes mehr, mit dem
Joystick ein Unterseeboot direkt zu steuern. K10-Roboter sind allerdings
intelligenter", erklärt Fong. "Astronauten können mit den Robotern auf einer
höheren Ebene kommunizieren und ihnen sagen, wohin sie sich bewegen sollen. Der
Roboter überlegt sich dann selbst, wie er dort am sichersten hinkommt."
Das Ziel des Tests ist es zunächst, Daten von den Astronauten an Bord der ISS,
dem Roboter auf der Erde und über den notwendigen Kommunikationsaustausch zu
sammeln. Diese sollen den Ingenieuren helfen, bereits im Vorfeld durchgeführte
Tests mit dem Rover zu verifizieren. Während des für August geplanten
abschließenden Teil des Tests soll mit K10 dann die aufgestellte Antenne
inspiziert werden.
"Während künftiger Missionen, die nicht mehr nur im niedrigen Erdorbit
operieren, werden einige Arbeiten nicht mehr von Menschen per Hand durchgeführt
werden können", so Fong. "Roboter werden dann den menschlichen Entdeckern zur
Seite stehen. Die Astronauten können die Arbeiten aus ihrer Station, aus ihrem
Raumschiff oder aus ihrem Wohnmodul fernsteuern."
Grundlage des aktuellen Testablaufs ist ein Missionsszenario, das vom Lunar
University Network for Astrophysics Research (LUNAR) entwickelt wurde.
Danach könnten Astronauten mit dem gerade von der NASA entwickelten Raumschiff
Orion zum sogenannten zweiten Lagrange-Punkt des Systems Erde-Mond
reisen, der etwa 64.000 Kilometer über der erdabgewandten Oberfläche des
Erdtrabanten liegt. Von dort aus könnte dann mithilfe eines Roboters ein Radioteleskop
auf der Mondoberfläche errichtet werden.
"Der Aufbau eines Radioteleskops auf der erdabgewandten Seite des Mondes würde
uns Beobachtungen des frühen Universums erlauben, die nicht durch Radiosignale
der Erde gestört werden", erläutert LUNAR-Direktor Jack Burns den Hintergrund
des Szenarios. "Die gerade durchgeführten Tests stellen einen wichtigen Schritt
hin zu neuen Formen der Erkundung dar, der Menschen und Roboter, aber auch
Erkundung und Wissenschaft zusammenbringt. Diese Technologien werden für die
Erkundung des Mondes, von Asteroiden und letztlich auch für die Erkundung der
Oberfläche des Mars gebraucht."
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