Hinweise auf einst lebensfreundlichen Mars
von Stefan Deiters astronews.com
13. März 2013
Während man am Jet Propulsion Laboratory weiterhin
versucht, den Marsrover Curiosity wieder vollständig einsatzbereit zu
machen, wurden gestern erste Ergebnisse der Analyse von Gesteinspulver
vorgestellt, das Curiosity mit seinem Bohrer gewonnen hatte. Die Probe
deutet darauf hin, dass auf dem urzeitlichen Mars einmal Bedingungen geherrscht
haben, die primitives Leben ermöglicht haben könnten.
Die erste Probe
von Marsgestein in der Schaufel am Roboterarm des
Rovers.
Bild: NASA / JPL-Caltech / MSSS |
Die erste Gesteinsprobe, die der Marsrover
Curiosity mit seinem Bohrer gewonnen hat, zeigt - so die Beurteilung der
Wissenschaftler - dass auf dem urzeitlichen Mars einmal Bedingungen geherrscht
haben, die primitives Leben ermöglicht haben könnten. Die Forscher entdeckten
bei der Analyse mit den Instrumenten Chemistry and Mineralogy (CheMin) und Sample Analysis
at Mars (SAM) Spuren von Schwefel, Stickstoff, Wasserstoff, Sauerstoff,
Phosphor und Kohlenstoff - alles Elemente, die als Grundlage für Leben gelten.
Curiosity hatte die Bohrung in der Nähe eines urzeitlichen Flussbettes
im Gale-Krater des Mars durchgeführt.
"Eine fundamentale Frage, die wir mit dieser Mission beantworten wollen, ist, ob
der Mars einmal Bedingungen geboten hat, die Leben ermöglicht haben könnten", so
Michael Meyer, der leitende Wissenschaftler für das Marsprogramm der NASA am
Hauptquartier der Weltraumbehörde in Washington. "Auf Grundlage von dem, was wir
jetzt wissen, ist die Antwort: ja."
Der Marsrover Curiosity befindet sich gegenwärtig in einer
Yellowknife Bay genannten Region. Bei dieser dürfte es sich, so die Daten,
um das Ende eines urzeitlichen Flusssystems oder aber um ein zeitweise feuchtes
Bett eines Sees handeln. Hier könnte mikrobakterielles Leben einst günstige
Bedingungen vorgefunden haben. Die in der Probe nachgewiesenen Verbindungen
zeigen zudem, dass die Feuchtigkeit in dieser Region nicht - wie an anderen
Stellen des Mars - zu salzig oder zu sauer war. Das Wasser hätte man eventuell
sogar trinken können.
Die Gesteinsformation, aus der die Probe stammt, zeigt Spuren von mehrfachen
Feuchtperioden. Mindestens 20 Prozent der Probe bestehen aus Tonmineralen, die
durch Reaktionen von relativ frischem Wasser mit anderen Mineralen entstanden
sind. Aus dem Vorhandensein von Kalziumsulfat und Ton schließen die Forscher auf
einen neutralen bis leicht alkalischen Boden.
Zur Überraschung der Wissenschaftler fanden sich in der Probe sowohl oxidierte,
weniger oxidierte als auch gar nicht oxidierte Verbindungen. Einen ersten
Hinweis auf die nur teilweise Oxidation ergab sich schon aus der nach dem Bohren
erkennbaren Farbe des Gesteinsinneren. Es war grau und nicht rot.
"Die Vielfalt an chemischen Verbindungen, die wir in der Probe entdeckt haben,
ist sehr eindrucksvoll und deutet darauf hin, dass es durch das Vorhandensein
von Sulfaten und Sulfiten möglicherweise eine chemische Energiequelle für
Mikroorganismen gegeben hat", so Paul Mahaffy vom Goddard Space Flight
Center der NASA, der für SAM verantwortliche Wissenschaftler. Mit einer
weiteren Bohrprobe sollen nun die Ergebnisse dieser ersten Analyse bestätigt
werden.
"Wir lernen hier einen sehr urzeitlichen, aber eigentümlich neuen 'grauen Mars'
kennen, auf dem es Bedingungen gab, die lebensfreundlich waren", so John
Grotzinger, der Projektwissenschaftler für das Mars Science Laboratory
am California Institute of Technology. Das Team plant, noch einige Zeit
in der Region Yellowknife Bay zu verbringen, bevor sich Curiosity
dann auf den langen Weg zum Zentralberg des Gale-Kraters macht. In den
Gesteinsschichten dort hoffen die Wissenschaftler auf weitere Indizien für einen
einst lebensfreundlichen Mars.
Derweil beschäftigt sich das Betriebsteam am Jet Propulsion Laboratory
weiterhin mit den Speicherproblemen von Curiosity, die einen Wechsel
der Bordcomputer nötig gemacht hatten (astronews.com
berichtete). Gegenwärtig wird die nicht mehr verwendete, sogenannte
"A-Seite" des Rovers getestet, insbesondere der Speicherbereich, der für
Probleme gesorgt hatte. Die Ursache des Problems konnten das Team noch nicht
ermitteln, die Reserveseite von Curiosity funktioniert aber wie erwartet.
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