Flackerndes Sternsystem fasziniert Astronomen
von Stefan Deiters astronews.com
8. Februar 2013
Mit den Weltraumteleskopen Spitzer und Hubble
haben Astronomen ein eigentümliches Objekt untersucht, das alle 25,34 Tage einen
starken Lichtblitz aussendet. Als Ursache vermuten die Forscher ein System aus
zwei jungen Protosternen, die einander umkreisen. Allerdings überrascht die
Regelmäßigkeit der Lichtblitze.
Spitzer Beobachtungen der
Sternentstehungsregion IC 348 (oben), die
Hubble-Beobachtungen von LRLL 54361 (Mitte) und
eine künstlerische Darstellung, die zeigt, wie
das System aussehen könnte (unten).
Bild: NASA, ESA,
J. Muzerolle (STScI), E. Furlan (NOAO und Caltech),
K. Flaherty (University of Arizona/Steward
Observatory), Z. Balog (Max Planck Institut für
Astronomie) und R. Gutermuth (University of
Massachusetts, Amherst) [Großansicht] |
Das Objekt LRLL 54361 hat eine verblüffende Eigenschaft: Genau alle 25,34
Tage sendet es einen intensiven Lichtblitz aus. Zwar hat man ein ähnliches
Phänomen auch schon bei zwei anderen jungen stellaren Objekten beobachtet, doch
ist deren Aufleuchten weniger stark ausgeprägt. Hinter das Geheimnis von LRLL
54361 zu kommen ist nicht so einfach, da sich die Quelle der Blitze hinter einer
dichten Scheibe aus Gas und Staub und einem Staubschleier verbirgt.
Die Astronomen vermuten, dass sich im Inneren des Systems zwei noch
entstehende Sterne, sogenannte Protosterne, befinden, die einander umkreisen und
dabei regelmäßig wechselwirken. Das System würde somit einen Blick auf die frühe
Phase der Entstehung eines Doppelsternsystems gewähren, in der noch große Mengen
an Material von den noch wachsenden Sonnen angezogen werden.
Die Wissenschaftler vermuten, dass die Lichtblitze durch Material entstehen,
das plötzlich auf die wachsenden Sterne fällt. Dies geschieht immer dann, wenn
sich die beiden Protosterne auf ihrem Orbit besonders nahe sind. Dieses Phänomen
wurde bereits bei Sternen in einer späteren Phase ihrer Geburt beobachtet,
jedoch noch nicht bei so jungen Systemen sowie mit dieser Regelmäßigkeit und
Intensität.
"Dieser Protostar zeigt so starke Helligkeitsschwankungen und dies mit einer
so präzisen Periode, dass das nur sehr schwer zu erklären ist", meint James
Muzerolle vom Space Telescope Science Institute in Baltimore. Muzerolle
und sein Team vermuten, dass sich die beiden Protosterne auf einem sehr
exzentrischen, also unkreisförmigen Orbit umrunden. Wenn sie sich einander
annähern, wird Material vom inneren Rand der umgebenden Scheibe aus Gas und
Staub angezogen. Dieses fällt schließlich auf einen oder beide Sterne und sorgt
für einen Lichtblitz, der den Staub in der Umgebung für kurze Zeit aufleuchten
lässt.
LRLL 54361 wurde ursprünglich vom Infrarot-Weltraumteleskop Spitzer
in der Sternentstehungsregion IC 348 entdeckt, die ungefähr 950 Lichtjahre von
der Erde entfernt ist. Schon die Spitzer-Daten ließen vermuten, dass es
sich bei dem variablen Objekt um zwei Protosterne handelte, die wenige
Hunderttausend Jahre alt sind. Die wiederholten Spitzer-Beobachtungen
über mehrere Jahre zeigten zudem, dass das Aufblitzen der Sterne exakt alle
25,34 Tage erfolgt.
Mit dem Weltraumteleskop Hubble wollten die Astronomen dann die
Ergebnisse der Spitzer-Beobachtungen bestätigen und mehr über die
genaue Struktur des Objekts in Erfahrung bringen. Mit Hubble ließen
sich dann tatsächlich Details über die die Sterne umgebende Staub- und
Gasscheibe und den Schleier aus Staub erkennen, die den direkten Blick auf die
Protosterne verhindern. Durch mehrfache Beobachtungen während eines Blitzes
konnten die Astronomen sogar die Ausbreitung des Lichts in dem System verfolgen.
Die Wissenschaftler sprechen dabei von einem Lichtecho. Es ist auch auf einem
Video zu sehen, das das Space Telescope Science Institute
veröffentlicht hat.
Systeme wie LRLL 54361 sollte es nicht besonders häufig geben, da sehr enge
Doppelsternsysteme nur relativ selten entstehen und dieses Entwicklungsstadium
zudem nur eine sehr kurze Übergangsphase bei der Geburt eines Sternsystems
darstellt. Muzerolle und seine Team wollen LRLL 54361 weiter beobachten und
dabei auch andere Teleskope, wie etwa das europäische Infrarotteleskop
Herschel, nutzen, um mehr über die Protosterne und ihren Orbit in Erfahrung
zu bringen.
Ihre Beobachtungen veröffentlichten die Wissenschaftler unlängst in einem
Fachartikel in der Zeitschrift Nature.
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