Erste Proben vollständig analysiert
von Stefan Deiters astronews.com
4. Dezember 2012
Auf einer Pressekonferenz hat das Team des Marsrovers Curiosity
gestern Abend die Ergebnisse der ersten vollständigen Analyse von Bodenproben
vom Mars durch die beiden Analyseinstrumente an Bord vorgestellt. Die Ergebnisse
und die Qualität der Daten haben die Erwartungen der Forscher voll erfüllt, eine
historische Entdeckung aber, wie im Vorfeld spekuliert worden war, wurde nicht
präsentiert.
Die Spuren der
dritten (links) und vierten Probenentnahme im
Bereich "Rocknest".
Bild: NASA / JPL-Caltech / MSSS [Großansicht] |
Dank Curiosity konnte in den vergangenen Wochen erstmals mit einem
Rover Material von der Oberfläche des Mars detailliert untersucht werden. In
einem sandigen, vermutlich durch Windverwehungen entstandenen Bereich namens "Rocknest"
hatte Curiosity mehrere Wochen lang die Aufnahme und Analyse von
Bodenproben getestet. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden nun gestern
Abend auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Das Material auf dem Mars hat
danach eine komplexe chemische Zusammensetzung und enthielt neben Wasser unter
anderem auch schwefel- und chlorhaltige Substanzen.
Die Analyseergebnisse zeigten, so die Wissenschaftler, dass sich mit den beiden
dafür an Bord des Rovers vorhandenen Instrumenten - Sample Analysis at Mars
(SAM) und Chemistry and Mineralogy (CheMin) - in den kommenden zwei
Jahren tatsächlich die Untersuchungen durchführen lassen werden, die nötig sind,
um eine zentrale Frage der Mission beantworten zu können: Gab es auf dem Mars
einmal Umweltbedingungen, die Leben theoretisch möglich gemacht hätten.
Bei den Untersuchungen mit SAM wird unter anderem auch nach organischen
Verbindungen gefahndet, also bestimmten kohlenstoffhaltigen Substanzen, die auch
bei der Entwicklung von Leben eine Rolle spielen. "Wir haben bislang keine
definitive Entdeckung von organischen Substanzen auf dem Mars", so Paul Mahaffy
vom Goddard Space Flight Center der NASA, der verantwortliche
Wissenschaftler für SAM. "Aber wir werden weiter in den verschiedenen
Geländestrukturen des Gale-Kraters danach suchen." Zwar hatte man in einer Probe
auch Kohlenstoff entdeckt, doch besteht die Möglichkeit, dass dieser irdischen
Ursprungs ist und von Curiosity mitgebracht wurde.
Mit dem Alphapartikel-Röntgenspektrometer (APXS) und der Kamera MAHLI (Mars
Hand Lens Imager) am Roboterarm von Curiosity konnte das Team
zudem nachweisen, dass das Material in "Rocknest" von seiner chemischen
Zusammensetzung und seinem Aussehen dem ähnelt, was auch die Mars Pathfinder,
Spirit und Opportunity auf dem Planeten vorgefunden hatten.
Die Untersuchungen mit CheMin ergaben, dass die Proben etwa zur Hälfte
aus gewöhnlichem Material vulkanischen Ursprungs und zur anderen Hälfte aus
nichtkristallinen Stoffen wie Glas bestehen. Mit SAM konnten dann auch
Informationen über Substanzen mit deutlich geringerer Konzentration sowie über
das Isotopenverhältnis der Stoffe ermittelt werden. Isotope sind
unterschiedliche Formen eines Elements und ihr Auftreten kann den
Wissenschaftlern etwas über die Umweltbedingungen verraten, unter denen sie
entstanden sind.
Das von SAM nachgewiesene Wasser bedeutet nicht, dass es im Bereich "Rocknest"
feucht ist. Die Wassermoleküle waren vielmehr an Sand- oder Staubkörner
gebunden, was nicht unüblich ist. Allerdings hat die Menge die Wissenschaftler
etwas überrascht. Zudem fand SAM Anzeichen für das Vorhandensein von
Perchloraten. Dabei handelt es sich um sehr reaktionsfreudige Verbindungen, die
auch vom Marslander Phoenix in der Nordpolarregion des Planeten
nachgewiesen worden waren (astronews.com berichtete).
Im Vorfeld der Pressekonferenz hatte es große Erwartungen gegeben, da in
verschiedenen Medien über eine "historische Entdeckung" spekuliert worden war,
die Curiosity angeblich gemacht hätte und die Anfang Dezember
vorgestellt werden soll. Anlass dafür waren offenbar missverständliche
Äußerungen aus NASA-Kreisen. Von einer historischen Entdeckung konnten die
Wissenschaftler jedoch nicht berichten, allerdings sei die gesamte
Curiosity-Mission durchaus als "historisch" zu bezeichnen.
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