Perchlorate in Marsboden entdeckt
von Stefan Deiters astronews.com
6. August 2008
Nach dem endgültigen - und für die meisten wenig
überraschenden - Nachweis von Wasser auf dem roten Planeten Mars werden die
Nachrichten in Sachen Lebensfreundlichkeit schlechter: Wissenschaftler glauben,
in den Bodenproben, die der Marslander Phoenix analysiert hat,
Perchlorat-Salze entdeckt zu haben - ein Stoff, der zumindest nicht als
lebensförderlich gilt.
Unter anderem in
einer Bodenprobe aus dieser Schürfstelle
entdeckte das Instrument MECA an Bord des
Landers Phoenix Perchlorate.
Bild: NASA/JPL-Caltech / University
Arizona / Texas A&M University [Großansicht] |
"Der Fund von Perchloraten ist weder ein gutes noch ein
schlechtes Zeichen für mögliches Leben, wird aber dazu führen, dass wir unsere
Vorstellungen über Leben auf dem Mars neu überdenken müssen", erläutert Michael
Hecht vom NASA Jet Propulsion Laboratory. Hecht ist für den
Microscopy, Electrochemistry and Conductivity Analyzer (MECA) an Bord des
Marslanders Phoenix verantwortlich, mit dem unter anderem
nass-chemische Untersuchungen von Bodenproben durchgeführt werden.
Sollte sich der Fund von Perchloraten bestätigen, sei das, so Hecht, ein
aufregendes Ergebnis, da diese Salze ganz unterschiedliche und interessante
Eigenschaften haben können, die auch Einfluss darauf haben würden, wie die Dinge
auf dem Mars funktionieren. Allerdings könne man nicht sicher sein, ob die "zwei
Teelöffel" Bodenproben, die man bislang untersucht hätte, wirklich repräsentativ
für den gesamten Mars oder mindestens von eine signifikante Region des Planeten
sind.
Das Phoenix-Team wollte eigentlich zunächst noch eine Probe mit dem
Thermal and Evolved-Gas Analyzer (TEGA), mit dem Material erhitzt und
freiwerdende Gase analysiert werden können, untersuchen, um mehr Fakten
vorliegen zu haben. In der letzten Woche hätte es allerdings immer mehr
Spekulationen darüber gegeben, dass die NASA irgendwelche wichtigen
Informationen über die "Lebensfreundlichkeit" des Mars zurückhalten würde. So
hätte man sich entschlossen, schon jetzt über diese vorläufigen Resultate zu
informieren.
"Wir haben uns dazu entschieden, obwohl wir mit der Datensammlung und Analyse
erst zu 50 Prozent fertig sind", so der wissenschaftliche Leiter der Phoenix-Mission
Peter Smith von der University of Arizona. "Noch müssen weitere Daten
gewonnen und ausgewertet sowie ergänzende Laboruntersuchungen gemacht werden."
Zur Zeit würden die Wissenschaftler noch verschiedene Test machen, um die
Perchlorate im Marsboden zu bestätigen. "Wir haben uns entschieden, der
Öffentlichkeit 'Wissenschaft in Aktion' zu zeigen, weil es so ein großes
Interesse an der Mission gibt, die ja schließlich nach lebensfreundlichen
Bedingungen in der Nordpolarregion sucht. Bislang wissen wir nicht, ob der Fund
von Perchloraten eine gute oder schlechte Nachricht für Leben auf dem Mars ist."
Perchlorate sind die Salze der Perchlorsäure. Sie haben eine oxidierende
Wirkung, allerdings keine sonderlich starke. Auf der Erde findet es man sie in
äußerst trockenen Regionen wie etwa der Atacama-Wüste in Chile. Normalerweise
zerstören Perchlorate organisches Material nicht. Die Salze gelten aber
gemeinhin nicht als sonderlich "lebensfreundliche" Stoffe, sind brandfördernd
und finden sich auch in Raketentreibstoffen und im Feuerwerk.
Die Perchlorate wurde am 25. Juni erstmals in einer mit MECA analysierten
Probe entdeckt und erneut am 6. Juli. Bei einer Analyse mit TEGA wurde
registriert wie bei hohen Temperaturen Sauerstoff frei wurde - ein Grund dafür
könnte Perchlorat sein. Allerdings wurde bei der jüngsten Analyse kein
freiwerdende Chlor entdeckt. "Hätten wir das entdeckt, wären wir uns absolut
sicher gewesen", so William Boynton von der University
of Arizona, der für den
Thermal and Evolved-Gas Analyzer (TEGA) verantwortlich ist. "Aber
vielleicht haben wir es mit Perchloraten zu tun, die kein Chlorgas freisetzen,
wenn sie erhitzt werden."
In den nächsten Tagen sollen nun weitere Untersuchungen gemacht werden, um
den Fund von Perchloraten zu bestätigen. Dabei wird man auch untersuchen, ob es
eine theoretische Möglichkeit gibt, dass das gefundene Perchlorat, das ja
immerhin auch als Raketentreibstoff verwendet wird, auf Verschmutzungen
zurückzuführen sein könnte, die von Phoenix selbst verursacht worden
sind.
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