Lebensfreundliche Super-Erde um HD 40307?
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Göttingen astronews.com
8. November 2012
Drei Super-Erden kannte man bereits um den Stern HD 40307,
jetzt glauben Astronomen eindeutige Hinweise auf drei weitere Welten gefunden zu
haben, die um die rund 42 Lichtjahre entfernte Sonne kreisen. Besonders eine, HD
40307 g, hat es ihnen angetan: Auf dieser Super-Erde könnten nämlich tatsächlich
fast erdähnliche Bedingungen zu finden sein.
Wunschdenken oder Realität? So könnte es auf dem
jetzt entdeckten Planeten HD 40307 g aussehen. Ob
der Planet eine Atmosphäre und Kontinente hat,
weiß allerdings niemand.
Bild: idw / J. Pinfield, RoPACS
network, University of Hertfordshire |
Ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Astronomen der
University of Hertfordshire und der Universität Göttingen hat eine neue
Super-Erde mit möglicherweise erdähnlichen Bedingungen und idealen
Voraussetzungen für die Entstehung von Leben entdeckt. Diese neue Super-Erde ist
einer von insgesamt sechs bekannten Planeten, die um den Stern HD 40307 kreisen.
Bislang waren nur drei Planeten um den Stern bekannt (astronews.com
berichtete), die diesen jedoch auf so engen Bahnen umlaufen, dass es auf
ihrer Oberfläche deutlich zu heiß für die Entstehung von Leben sein dürfte.
Jetzt aber entdeckten Wissenschaftler gleich drei weitere Planeten um den Stern
- und einer von ihnen könnte der Erde in mancherlei Hinsicht ähnlich sein. Die
Entdeckung basiert auf einer neuen Analyse von Daten des Instruments HARPS am
3,6-Meter-Teleskop der europäischen Südsternwarte ESO im chilenischen La Silla.
Über ihren Fund berichten die Forscher in der Fachzeitschrift Astronomy &
Astrophysics.
Der Stern HD 40307 befindet sich im südlichen Sternbild Maler und ist etwa 42
Lichtjahre von der Erde entfernt. Seine Masse ist etwa 20 Prozent geringer als
die unserer Sonne. Alle Planeten um HD 40307 gehören zur Klasse der sogenannten
Super-Erden. Damit sind sie bis zu zehnmal massereicher als die Erde und haben
vermutlich eine feste Oberfläche. "Planetensysteme mit mehreren Super-Erden sind
bereits bei mehreren hellen, gut untersuchten Sternen bekannt. Deshalb gehen wir
davon aus, dass solche Systeme mit vielen Planeten, wie auch in unserem
Sonnensystem, keine Ausnahme sind", erläutert Dr. Guillem Anglada-Escudé, einer
der Leiter der Studie vom Institut für Astrophysik der Universität Göttingen.
Fünf der sechs Planeten bewegen sich auf sehr engen Umlaufbahnen um ihren
Zentralstern. Diese Nähe dürfte die Planetenoberflächen auf Temperaturen
aufheizen, bei denen Wasser in flüssiger Form nicht vorkommen kann. "Das Juwel
des Systems ist aber der neue Planet mit dem größten Abstand zum Zentralstern",
so Prof. Dr. Ansgar Reiners von der Universität Göttingen, der auch an der
Entdeckung beteiligt war. Der Planet HD 40307 g umrundet seine Sonne in 200
Tagen und erhält dort etwa so viel Strahlungsenergie von seinem Zentralstern wie
die Erde auf ihrer Bahn um die Sonne.
"Er ist etwa sieben Mal schwerer als die Erde und kreist um einen sehr wenig
aktiven Stern. Es gibt keinen Grund, weshalb der Planet kein erdähnliches Klima
entwickeln kann", so Anglada-Escudé. Da der Planet von seinem Stern etwa so viel
Energie wie die Erde von der Sonne erhält, könnten die Bedingungen für die
Entstehung von Leben auf der Neuentdeckung deutlich besser sein, als auf anderen
bislang bekannten extrasolaren Welten.
Nach Ansicht der Wissenschaftlicher könnte der Planet über flüssiges Wasser
und eine stabile Atmosphäre verfügen. Vielleicht noch wichtiger sei aber die
Tatsache, dass er seiner Sonne vermutlich nicht immer dieselbe Seite zuwendet
und es auf der Oberfläche der fernen Welt damit regelmäßig hell und dunkel wird.
"Das hat einen Tag-Nacht-Effekt zur Folge und kann für die Entstehung eines
stabilen Klimas wichtig sein", so die Forscher.
Mit HARPS (High Accuracy Radial velocity Planet Searcher) wurden
bereits unzählige extrasolare Planeten aufgespürt. Es handelt sich bei diesem
Instrument um einen sehr präzisen Spektrografen, mit dem sich die leichte
Wackelbewegung eines Sterns nachweisen lässt, die durch einen oder mehrere
umlaufende Planeten entsteht. Dieses Verfahren zur Suche nach extrasolaren
Welten wird als Radialgeschwindigkeitsmethode bezeichnet.
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