Anfänge des Sonnensystems weiter im Fokus
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Universität Heidelberg astronews.com
31. Januar 2012
Was genau passierte in den ersten zehn Millionen Jahren unseres
Sonnensystems, wie und wie schnell wurden aus winzigen Staubteilchen
Asteroiden und Planetesimale? Im Rahmen eines von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft geförderten Schwerpunktprogramms versuchen
Wissenschaftler seit rund zwei Jahren diese Fragen zu klären. Jetzt ist
das Programm in die zweite Förderperiode gestartet.
In dem
Schwerpunktprogramm werden die Anfänge unseres Sonnensystems erforscht.
Bild:
NASA / JPL |
Mit zwölf neuen Projekten ist das von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierte Schwerpunktprogramm "Die ersten
zehn Millionen Jahre des Sonnensystems" nach einer erfolgreichen
internationalen Begutachtung in die zweite Förderperiode gestartet. Das
Programm, das von Prof. Dr. Mario Trieloff von der Universität
Heidelberg und Prof. Dr. Klaus Mezger von der Universität Bern
koordiniert wird, umfasst damit aktuell 45 Forschungsvorhaben.
Aus der Analyse extraterrestrischen Materials wie Meteoriten wollen die
beteiligten Wissenschaftler Rückschlüsse auf den Prozess der
Planetenentstehung vor 4,5 Milliarden Jahren ziehen. Für die Fortsetzung
der Forschungsarbeiten stellt die DFG Fördermittel in Höhe von rund 5,5
Millionen Euro zur Verfügung, davon gehen 1,2 Millionen Euro nach
Heidelberg, wo allein zehn Forschungsvorhaben angesiedelt sind.
Ziel der Projekte in der ersten Förderperiode war es, das Verständnis
der Entstehung von Planeten zu erweitern (astronews.com berichtete).
"Planeten sind die Grundlage für Leben, wie wir es kennen, schlechthin.
Dennoch ist dieser Entstehungsprozess in seinen Grundzügen von vielen
Rätseln umgeben", erläutert der Geowissenschaftler Trieloff.
"Beispielsweise kennen wir aus Meteoriten die ersten Zentimeter großen
Objekte im Sonnensystem, wissen aber sehr wenig darüber, wie sie
entstanden sind."
Zwar weiß man, dass anfangs Staubteilchen in der Größe von Mikrometern
zu "Brocken" mit einem Umfang mit mehreren Metern oder sogar
Kilometer-großen Asteroiden und Kometen verklumpt sind, allerdings ist
noch immer unklar, ob dies in einzelnen Fällen auf Zeitskalen von
tausenden oder Millionen von Jahren geschah. Ebenso ungelöst ist die
Frage, wie sich die Erde aus einer Ansammlung kleinerer Protoplaneten
gebildet hat oder woher das Wasser der Erde stammt. Nach Trieloffs
Ansicht konnten bei der Lösung dieser Teilfragen bereits in der ersten
Förderperiode wichtige Fortschritte erzielt werden.
Das Material von kleinen Körpern wie Asteroiden und Kometen nimmt in den
Untersuchungen im Schwerpunktprogramm eine Schlüsselstellung ein, denn
diese haben den Schritt zur Bildung eines großen Planeten nicht
vollzogen, sondern sind im Stadium von Kleinplaneten, sogenannten
Planetesimalen, steckengeblieben. "Dadurch haben sie unveränderte
Relikte der Staub- und Gesteinszusammensetzung auf dem Weg zu größeren
planetaren Körpern bewahrt", erklärt Trieloff. Die Forscher untersuchen
in diesem Zusammenhang Probenmaterial aus Meteoriten und Kometen sowie
interstellares Material, aus dem die ersten Kleinkörper und
Planetesimale entstanden sind. Isotopen-Datierungen sollen die
Zeitspanne eingrenzen, in der sich hunderte Kilometer große Asteroiden
bildeten. Die Wissenschaftler erforschen darüber hinaus auch die
Aufheizung sowie die chemische und physikalische Entwicklung von
Planetesimalen.
Für die ersten zwei Jahre der Forschungsarbeiten im Rahmen des
Schwerpunktprogramms waren 36 Projekte mit einem Fördervolumen von rund
vier Millionen Euro bewilligt worden, von denen 33 weitergeführt und
durch die zwölf neuen Vorhaben ergänzt werden. Nach Angaben der beiden
Koordinatoren hat das internationale Gutachtergremium das
Schwerpunktprogramm als gleichrangig mit dem thematisch ähnlich
gelagerten Kosmochemie-Programm der NASA bewertet. Der hohe Anteil von
Nachwuchswissenschaftlern werde dabei, so die Hoffnung der Gutachter,
zur Entwicklung neuer Ansätze beitragen, "die international wegweisend
sein könnten".
Außer in Heidelberg sind die Forschungsprojekte an 15 weiteren
Standorten in Deutschland angesiedelt. Außerdem ist das Institut für
Geologie der Universität Bern in der Schweiz eingebunden.
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