Tödliche Materialströme vom Einschlagort
von Stefan Deiters astronews.com
18. Oktober 2011
Geologen der Universitäten in Leicester und Durham haben
versucht, die Folgen eines Asteroideneinschlags auf der Erde zu rekonstruieren.
Insbesondere interessierten sie sich dafür, wie sich das Trümmermaterial des
Einschlags verteilt. Dabei stellten sie Ähnlichkeiten mit großen
Vulkaneruptionen fest, was verheerende Folgen für die Region rund um den
Einschlag gehabt haben dürfte.
Asteroideneinschlag auf der Erde.
Bild: NASA / Don Davis |
Einschläge von Asteroiden auf der Erde sind im Laufe der
Geschichte immer wieder vorgekommen und haben teils erheblichen Einfluss auf die
Entwicklung unseres Planeten genommen. Doch was passiert genau, wenn ein Brocken
aus dem All auf der Oberfläche einschlägt? Diese Fragen stellten sich Mike
Branney von der University of Leicester und Richard Brown von der
University of Durham. Um eine Antwort zu finden, untersuchten sie
Ablagerungen von Einschlagmaterial, die sich bis heute erhalten haben. Bei der
Rekonstruktion der Geschehnisse stellten sie überraschende Ähnlichkeiten mit den
Folgen gewaltiger Vulkanausbrüche fest.
Die Forscher analysierten für ihre jetzt im Journal of Geology
veröffentlichte Studie gut erhaltene Ablagerungen eines Einschlags, der sich vor
rund einer Milliarde Jahre im Nordwesten Schottlands ereignet hat. Ihre Analyse
ergab, dass ein großer Teil des beim Einschlag in die Umgebung geschleuderten
Materials sich in einem sich schnell ausbreitenden und sehr dichten Strom aus
Gas und Trümmerteilen unmittelbar über der Oberfläche in die Umgebung verteilt
hat. Dieser sollte eine erstaunliche Ähnlichkeit mit den gefürchteten
pyroklastischen Strömen gehabt haben, die sich von explosiven Vulkaneruptionen
ausbreiten.
"Insbesondere scheinen Asche und Staub ganz ähnlich zu verklumpen", erläutert
Branney. "Feuchte Asche aus explosiven Vulkaneruptionen verklebt in der
Atmosphäre und fällt dann als Millimeter-große Pellets zu Boden. Wenn diese dann
in einen heißen, pyroklastischen Strom fallen, wachsen sie zu größeren
geschichteten Strukturen, die man als akkretionäre Lapilli bezeichnet." Bei dem
Einschlag in Schottland entstanden, so ergab die Untersuchung der Forscher,
offenbar beide Typen dieser eigentlich "vulkanischen" Partikel.
"Das zeigt auch, dass die zehn Meter dicke Schicht, die man für über 50
Kilometer entlang der schottischen Küste nachweisen kann, fast ausschließlich
durch einen vernichtenden Strom aus Material entstanden ist, der sich vom
Einschlagsort mit hoher Geschwindigkeit ausgebreitet hat - genau wie ähnliche
Ströme von einem Vulkan," ergänzt Brown. "Nur die obersten paar Zentimeter an
Material haben sich aus der Atmosphäre abgelagert."
Eine verbesserte Kenntnis der Vorgänge beim Einschlag eines größeren Brockens
auf der Erde, würde, so die Forscher, auch dazu beitragen, die genauen Folgen
eines solchen katastrophalen Ereignisses auf die Entwicklung des Lebens auf
unserem Planeten besser einschätzen zu können. Und auch für unsere eigene
Zukunft könnten die Erkenntnisse noch einmal von Bedeutung sein.
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