Beobachtung und Simulation im Fokus
Redaktion
/ idw / Pressemitteilung der Astronomischen Gesellschaft astronews.com
19. September 2011
In Heidelberg treffen sich in dieser Woche Astronomen aus
der ganzen Welt zur Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft. Ein
Schwerpunktthema soll dabei die Verknüpfung von großflächigen
Himmelsdurchmusterungen und Simulationen am Computer sein. Zur Tagung werden
über 400 Wissenschaftler erwartet. Für die Öffentlichkeit wird es am Donnerstag
einen Abendvortrag geben.

Offizielles
Poster der Jahrestagung der Astronomischen
Gesellschaft in Heidelberg.
Bild: Astronomische Gesellschaft /
G. Thimm, J. Fohlmeister, ESO, V. Springel |
"Surveys and Simulations - the Real and the Virtual Universe" - so lautet der
Titel der diesjährigen Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft (AG), die ab
heute in Heidelberg stattfindet. In die Universitätsstadt am Neckar, die auch
ein weltweit bekanntes Zentrum für die astronomische Forschung ist, zieht es
über 400 Wissenschaftler aus vielen Ländern, die hier aktuelle
Forschungsergebnisse präsentieren und diskutieren wollen.
Der Titel der Tagung beschreibt dabei ein Kernelement der modernen
wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet von Astronomie und Astrophysik:
Schon lange beobachten Astronomen gezielt Einzelobjekte wie Planeten, Sterne
oder Galaxien, um deren individuelle physikalische Eigenschaften zu erforschen.
Darüber hinaus werden aber auch große Gebiete des Himmels mit
Weitwinkelteleskopen beobachtet, um beispielsweise die großräumige Verteilung
der Galaxien im Universum zu analysieren. Man spricht dabei von Durchmusterungen
oder Surveys.
Die dabei gefundenen Strukturen geben konkrete Hinweise auf die
Entstehungsgeschichte unseres Universums und der Galaxien. Um die Beobachtungen
und die vermuteten Mechanismen erklären zu können, versuchen Astronomen, die
Entwicklungsprozesse des Kosmos mit Computersimulationen nachzubilden -
gewissermaßen im Zeitraffer. "Dank der stets gestiegenen Leistungsfähigkeit
moderner Computer wird dieses Betätigungsfeld der theoretischen Astrophysik
immer wichtiger bei der Verbindung zwischen Theorie und Beobachtung", erläutert
Prof. Dr. Ralf-Jürgen Dettmar, der Präsident der Astronomischen Gesellschaft.
"Im Idealfall stimmen Realität und Simulation überein. Dann wissen wir, dass wir
verstanden haben, wie etwas im Kosmos physikalisch funktioniert."
Schon längst sind komplexe Berechnungen und Simulationen im Computer nicht
mehr nur abstrakte Zahlenkolonnen, sondern erlauben eindrucksvolle
dreidimensionale Visualisierungen - von der Entstehung und Entwicklung von
Sternen und Planeten bis hin zu Galaxienkollisionen.
Das wissenschaftliche Programm der Tagung wurde federführend von Prof. Dr.
Eva Grebel und Prof. Dr. Joachim Wambsganß vom Zentrum für Astronomie der
Universität Heidelberg gestaltet. Neben den zahlreichen Plenarvorträgen und
Parallelsitzungen zu verschiedenen Gebieten der Astrophysik bietet die Tagung
auch Workshops zur Astronomiegeschichte, zur Didaktik und Lehrerfortbildung,
sowie zum Public Outreach in der Astronomie. Den traditionellen öffentlichen
Abendvortrag hält in diesem Jahr Prof. Dr. Rita Schulz von der europäischen
Weltraumorganisation ESA. Sie spricht am Donnerstag, dem 22. September 2011,
über die "Spurensuche im Sonnensystem – wie Raumsonden unser Wissen erweitern!"
um 19.00 Uhr in der Neuen Universität Heidelberg.
Auch dieses Jahr verleiht die AG wieder bedeutende Preise. Die Karl
Schwarzschild-Medaille erhält Prof. Dr. Reinhard Genzel vom Max-Planck-Institut
für Extraterrestrische Physik in Garching für seine bahnbrechenden
Untersuchungen zum Schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstraße und für seine
bedeutenden Beiträge zur experimentellen Astrophysik.
Eine besondere Ehrung gibt es für den Heidelberger Stifter und Mitgründer der
SAP, Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Klaus Tschira. Er erhält die sehr selten
verliehene Ehrenmitgliedschaft der Astronomischen Gesellschaft für seine großen
Verdienste zur Förderung der Astronomie in Forschung, Bildung und
Öffentlichkeitsarbeit. Herausragendes Beispiel für das Engagement Tschiras und
seiner Stiftung ist der Bau des Hauses der Astronomie auf dem Campus des
Max-Planck-Instituts für Astronomie auf dem Königstuhl in Heidelberg. Es gilt
als Meilenstein mit Vorbildcharakter für die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit
in der Astronomie und den wissenschaftlichen Austausch innerhalb des
Fachgebietes.
Weitere Auszeichnungen erhalten: Dr. Thorsten Lisker von der Universität
Heidelberg (Ludwig-Biermann-Förderpreis), Privatdozent Dr. Olaf Fischer vom Haus
der Astronomie in Heidelberg (Hans-Ludwig Neumann-Preis), Dr. Marios Karouzos
von der Universität Bonn (Dissertations-Preis), Gregor Sauer aus Hoyerswerda und
Benedikt Gröver aus Billerbeck (Jugend forscht - Preis), Dr. Hans-Thomas Janka
vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching (Hanno und Ruth Roelin-Preis,
vergeben vom MPI für Astronomie).
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